GOETHE FILMS: Schlingensief: DIE 120 TAGE VON BOTTROP

Die 120 Tage von Bottrop Filmgalerie 451

Do, 10.05.2018

18:30 Uhr

TIFF Bell Lightbox Toronto

GOETHE FILMS
Filmreihe ko-präsentiert mit der Laser Blast Film Society & KinoVortex


Bilderstürmer, Enfant terrible, Agent Provocateur. Während viele den deutschen Filmemacher und Performance-Aktivisten Christoph Schlingensief (1960-2010) furchtlos nennen würden, sagte er kurz vor seinem vorzeitigen Tod selbst, dass er, um gute Filme machen zu können, sich denen annähern müsse, die er fürchtet. GOETHE FILMS zeigt zentrale Schlingensief-Projekte, die sich mit den Geistern von Europas Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auseinandersetzen – Faschismus, Kapitalismus, Teilung und Wiedervereinigung. Und dies in seinem gewohnten, rückhaltlosen Splatter-Style.

DIE 120 TAGE VON BOTTROP (Deutschland 1997, 60 min) Regie Christoph Schlingensief und Oskar Roehler (Buch), mit Margit Carstensen, Irm Hermann, Volker Spengler, Udo Kier, Sophie Rois, Martin Wuttke; mit Musik von Helge Schneider
Eingeführt von Bruce LaBruce

Die Überlebenden der alten Fassbinder-Zunft (Margit Carstensen, Irm Hermann, Volker Spengler und viel andere in ihren eigenen Rollen) kommen zusammen, um ein letztes Mal den allerletzen Neuen Deutschen Film zu drehen – ein Remake von Pasolinis “Salò”. Regisseur Christoph Schlingensief, gespielt von Martin Wuttke („Inglourious Basterds“), wird plötzlich mit „Sönke Buckmann“ ausgetauscht. Währenddessen schickt Produzent Spengler seinen Agenten (Christoph Schlingensief) nach Hollywood, wo dieser bei dem Versuch Geld zu sammeln und ex-Visconti Superstar Helmut Berger für den Film zu engagieren, auf Udo Kier, Kitten Natividad und Roland Emmerich - alle in Cameos - trifft.

Schlingensief nähert sich Fassbinder, dem Idol, mit endlosen Bezügen an – teils offen, teils obskur. Dadurch geht er mit dem Prozess der De- und Rekonstruktion gerade weit genug, um eine Ära und deren Erbe sowohl komplett zu entmystifizieren als auch zu würdigen. Viele kulturelle Ikonen treten als sie selbst auf, wobei Schlingensief sich nicht davor scheut, einige von ihnen von den Toten auferstehen zu lassen, nur um sie dann erneut umzubringen.

Eingeführt von Bruce LaBruce, dem in Toronto lebenden Schauspieler und Produzenten, der oft in Berlin arbeitet und aufgeführt wird. Er wird als einer der Begründer des „queercore movements“ angesehen (sehen Sie hierzu „Queercore“ beim Hot Docs-Festival 2018). „Gerontophilia“ (2013) wurde auf den Internationalen Filmfestspielen von Venedig aufgeführt; „Pierrot Lunaire“ wurde beim Berlinale Forum 2014 gezeigt und gewann den Teddy Award. 2014 war LaBruce Präsident der Jury von Cannes‘ Queer Palm. Sein neuestes Werk „Saint-Narcisse“ ist in der Vorproduktion.

Christoph Schlingensief arbeitete fieberhaft über alle Genre-Grenzen hinweg: Oper, Installationskunst, Theater, Film, politischer Aktivismus, Radio, Fernsehen, und als Autor. Indem Schlingensief sowohl sich selbst in Horror, Trash, Satire und Experimentalfilm vertieft als auch sein erstauntes Publikum darin eintauchen lässt, macht er sich selbst zum Spuk als auch zum Orakel kommender Dinge – von neuen Medien-Formaten bis zum Wiederaufleben der Rechten. Hierfür wurde er bei der ICA London, der Biennale di Venezia (posthume Verleihung des Goldenen Löwen), MoMA PS1, Centre Pompidou und von anderen prestigeträchtigen Institutionen geehrt.
 
Geboren 1960 in Westdeutschland, schuf Schlingensief seinen ersten 8mm Film im Alter von acht Jahren. Seitdem prozierte er über 20 Filme, von denen viele in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut entstanden. Nachdem er 2008 mit Lungenkrebs diagnostiziert wurde, begann Schlingensief über seine Krankheit zu schreiben und veröffentlichte sein Tagebuch. Er starb 2010. Zu seinem Vermächtnis gehört das Operndorf Afrika, ein internationales Kunst- und Bildungsprojekt, das er zusammen mit dem preisgekrönten Berliner Architekten Francis Kéré ins Leben rief.
 
Der Titel des Programms „Approach those you fear“ bezieht sich auf ein Zitat von Christoph Schlingensief in einem 3sat-Fernsehinterview 2008. 
 

Alle GOETHE FILMS sind freigegeben ab 18 Jahren. Provozierendes Bildmaterial!

Teil des Goethe-Institut Schwerpunkts Deutscher Film


Teil der Veranstaltungsreihe GOETHE FILMS: SCHLINGENSIEF: Approach Those You Fear

15.05. I 18:30 I "Ausländer raus! Schlingensiefs Container" von Paul Poet
17.05. I 18:30 I "Das Deutsche Kettensägenmassaker" von Christoph Schlingensief + "Das Halten von Totenschädeln liegt mir nicht" von Alexander Kluge
 

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