GOETHE FILMS: Geschichte Heute

Do, 07.10.2021 –
Do, 14.10.2021

18:30 Uhr EST

TIFF BELL LIGHTBOX

GESCHICHTE HEUTE: VERGANGENHEIT ALS PROLOG

Goethe-Institut präsentiert GOETHE FILMS auf der TIFF Lightbox

Buy tickets for Berlin Alexanderplatz Buy tickets for Fabian Buy tickets for Transit

Deutsche Regisseur*innen finden neue Wege, die Gegenwart in die Vergangenheit und die Vergangenheit in die Gegenwart zu verlagern, oft in Anlehnung an literarische Vorlagen. GOETHE FILMS ist jetzt zurück im Kino und stellt auf der TIFF Bell Lightbox die drei erfolgreichsten Experimente vor, die dringliche Geschichten auf einer „doppelten Zeitschiene“ erzählen. Die Filme greifen drei entscheidende deutsche Geschichtsmomente auf: Weimar in der Zeit vor der faschistischen Diktatur, das Ende des Zweiten Weltkriegs und das heutige Europa mit seinen konvergierenden sozialen und politischen Krisen. Alle drei Regisseure – Qurbani, Graf und Petzold – verfügen über ihre eigenen subtilen Techniken für diese Zeitreise und vielschichtige Erzählweisen. Der kanadische Historiker Tim Cook trägt mit seinen Kommentaren zu diesen filmischen Doppelaufnahmen, die aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts schöpfen, eine Gegenwartsperspektive hinzu.
 
Das Filmpublikum kennt bereits mehrere Adaptionen von Alfred Döblins Romanklassiker „Berlin Alexanderplatz“(1927-29) seit er die Geschichte von Franz Biberkopf und Miezes prekärer und zerbröckelnder Weimarer Welt zwischen ihrer Sehnsucht nach Besserung und Stabilität auf der einen und einem scheinbar unvermeidlichen Leben in Kriminalität und Prostitution auf der anderen Seite verfasst hat. Fassbinders 15-stündige epische Fernsehserie aus dem Jahr 1980 ist in die Filmgeschichte eingegangen. Auf der Berlinale 2021 ist es Burhan Qurbani („Wir sind jung. Wir sind stark.”) gelungen, die Geschichte von Berlin Alexanderplatz über die kämpfenden und entrechteten „Misérables“ meisterhaft neu zu erfinden und in einen neuen Kontext zu stellen. Mit seinem Film versetzt er uns mitten in die jüngste Flüchtlingskrise und verortet die Gegenwartshandlung in der unerbittlichen Untergrundwirtschaft von Berlin. Franz aus Berlin-Mitte wird zu Francis aus Guinea-Bissau, sanft und zugleich schonungslos porträtiert von Newcomer Welket Bungué (der für die Rolle Deutsch gelernt hat) an der Seite der ebenso weichen wie ungestümen Jella Haase als Mieze.
 
Bei der Online-Berlinale im Februar dieses Jahres ließ Dominik Graf den Schauspieler Tom Schilling (zu sehen im Oscar-nominierten Film „Werk ohne Autor“ und in der Schwarz-Weiß-Tragikomödie „Oh Boy“) die Berliner U-Bahn-Treppen hochlaufen, um dann jedoch oberirdisch im Jahr 1932 anzukommen. Der Film wirft die Zuschauer hin und her mit seinen hektischen Bildern, die an die chaotische Endzeit der ersten deutschen Demokratie erinnern und auf zeitgenössische Scheidewege hindeuten. In Grafs Erich-Kästner-Adaption „Fabian oder der Gang vor die Hunde“ verkörpert der Protagonist, ein junger Journalist, die zunehmende Verzweiflung einer desillusionierten Generation, die keine Optionen mehr hat und einer faschistischen Zukunft ins Gesicht starrt. Schilling spielt an der Seite seines Co-Stars aus „Werk ohne Autor“, Saskia Rosendahl („Babylon Berlin“) als seine Geliebte sowie Albrecht Schuch („Systemsprenger“, „Bad Banks“, „Atlas“), der in „Berlin Alexanderplatz“ als Superschurke glänzt und hier als Fabians verletzlicher Freund Stephan auftritt.
 
Christian Petzold verblüffte das Publikum bei der Premiere von „Transit“ bei der Berlinale 2018, indem er die im Zweiten Weltkrieg spielende Novelle von Anna Seghers aus dem Jahr 1944 in ein visuell modernes Marseille verlagerte (wo wir, ähnlich wie beim jüngsten 
„Berlin Alexanderplatz“, Verfolgungsjagden durch die Polizei und Deportationen afrikanischer Flüchtlinge miterleben). Vor diesem Hintergrund entfaltet Petzold mit seinem neuen, brillanten Traumpaar Paula Beer und Franz Rogowski die frenetischen Versuche von Juden, nach Amerika zu fliehen, immer wieder neu.

Die Serie wird begleitet durch Videokommentare von Tim Cook, Director of Research am Canadian War Museum, der den Filmen damit Kontext verleiht. Der Historiker und Autor von mehr als einem Dutzend Büchern wurde für seine Verdienste um die kanadische Geschichte mit der Queen’s Diamond Jubilee Medal ausgezeichnet und erhielt den Governor General's History Award for Popular Media. Er ist Direktor der Canada's History Society, Fellow der Royal Society of Canada und Mitglied des Order of Canada. Cooks neues Buch über Medizin im Ersten Weltkrieg erscheint im September 2022.
 

7. OKTOBER 7, 18:30 UHR EST

Kanadische Premiere!
Berlin Alexanderplatz (Deutschland/Niederlande 2020, 183 Minuten), Regie: Burhan Qurbani, mit Welket Bungué (der auch in David Cronenbergs kommendem Film  „Crimes of the Future mitspielt“), Albrecht Schuch, Jella Haase u.a. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Alfred Döblin aus dem Jahr 1929.
Ein Mann aus Guinea-Bissau landet in Deutschland, wo er sich mit einem Drogendealer und zwei Frauen anfreundet.
Der Film erhielt 13 Auszeichnungen, darunter den Deutschen Filmpreis für Beste männliche Nebenrolle, Bestes Szenenbild, Beste Kamera/Bildgestaltung, Beste Filmmusik und Bester Spielfilm Filmpreis in Silber sowie Beste europäische Filmmusik bei den European Film Awards.
 

12. OKTOBER, 18:30 UHR EST

Nordamerikanische Premiere!
Fabian oder der Gang vor die Hunde (Deutschland 2021, 186 Minuten), Regie: Dominik Graf, mit Tom Schilling, Saskia Rosendahl, Albrecht Schuch, Meret Becker u.a. Basierend auf Erich Kästners Roman „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ aus dem Jahr 1931.
Im Berlin der 1920er-Jahre arbeitet Dr. Jakob Fabian tagsüber als Werbetexter für eine Zigarettenfirma und zieht nachts durch die Straßen der Stadt. Er verliebt sich in eine Schauspielerin, deren Karriere zu blühen beginnt, während seine eigenen Zukunftsaussichten schwinden.
Der Film war bei der Berlinale 2021 für einen Goldenen Bären nominiert.

 
14. OKTOBER, 18:30 UHR EST

Transit (Deutschland/Frankreich 2018, 101 Minuten), Regie: Christian Petzold, mit Franz Rogowski, Paula Beer, Matthias Brandt, Maryam Zaree, Barbara Auer u.a. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Anna Seghers aus dem Jahr 1944.
Ein Mann, der versucht, aus dem besetzten Frankreich zu fliehen, verliebt sich in die Ehefrau eines toten Schriftstellers, dessen Identität er angenommen hat.
9 Auszeichnungen, darunter Best Film beim Dublin International Film Festival und einer der Top 5 Foreign Language Films des National Board of Review der USA.







 

 

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