Ausstellung Heinrich Zille: FUN FAIR

Audience in front of a fairground exhibit with Sioux Indians, 1900 © Estate of Heinrich Zille; courtesy Schirmer/Mosel Heinrich Zille (1858–1929) war ein Vorreiter der „sozialen Realismus“- Dokumentarfotografie in Deutschland und wird oft als erster „Straßen-Fotograf“ der Welt bezeichnet. Am bekanntesten sind seine Aufzeichnungen von Berlins widersprüchlicher Ausstrahlung und Prekarität Anfang des 20. Jahrhunderts mit einer Handkamera, doch er fing auch die kulturelle Eigentümlichkeiten dieser Zeit ein, zum Beispiel in Schnappschüssen von „Wilder Westen“-Shows als populäre Attraktionen auf deutschen Jahrmärkten.
 
Das Goethe-Institut präsentiert zwei von Zilles großformatigen Bildern, die 1897 und 1900 beim Rummelplatz Lietzensee in Berlin aufgenommen wurden. Sie zeigen das Zurschaustellen von „exotischen" indigenen Völkern. Sie basieren auf den Abzügen, die Thomas Struth 1985 von Zilles Original-Glasplatten-Negativen gemacht hat.
 
„Fun Fair" ist Teil der Goethe-Institut Toronto Serie über „das Andere“, bei der untersucht wird, wie wir uns selbst identifizieren und abgrenzen, wie wir voneinander lernen und verlernen. Zusätzlich zu den Fotografien gibt es einen Lesebereich mit ergänzenden Informationen, insbesondere ein exklusiver Aufsatz über Jahrmarkt-Fotos von „Sioux-Indianern" von Professor Gerald McMaster, OCAD University, einer ästhetischen Wertschätzung der Werke Zilles von Jeff Wall und Roy Arden sowie dem 2010 herausgekommenen Dokumentarfilm DIE STÄMME VON KÖLN von Anja Dreschke.

„…es gibt noch einen dritten Zille, und dieser ist mir der liebste. Der ist weder Humorist für Witzblätter noch Satiriker. Er ist restlos Künstler. Ein paar Linien, ein paar Striche, ein wenig Farbe mitunter – und es sind Meisterwerke.“ – Käthe Kollwitz 

Heinrich Zille lebte in Berlin. 1877 begann er mit dem Zeichnen und fiel besonders durch seine Sozialkritik auf, die er durch seine Malerei ausdrückte. Ab 1894 fotografierte er die Straßen in Berlin, Volksfeste und Künstlerateliers. So sentimental seine Zeichnungen oft waren, so zukunftsorientiert war seine Fotografie. Er hat Ende des 19. Jahrhunderts die Straßenfotografie miterfunden. In der Berliner Künstler-Avantgarde traf Zille viele unterschiedliche Künstler, darunter Max Liebermann, August Gaul und Käthe Kollwitz. Ab 1901 stellte er seine Werke regelmäßig mit der Künstlervereinigung Secession aus, in der später auch Mitglied wurde. Von da an zeichnete er vor allem für satirische Zeitungen wie „Simplicissimus“. Mit der Unterstützung Liebermanns wurde Zille 1924 Mitglied der Akademie der Künste und zum Professor ernannt. Seit 2002 stellt das Zille Museum in Berlin die Werke „dieses Mannes, der der pure Inbegriff Berlins ist“ (Kurt Tucholsky) aus.     
 
Teil des Scotiabank CONTACT Fotografiefestivals

Kuratiert von Jutta Brendemühl, Goethe-Institut Toronto


Vielen Dank an den Schirmer/Mosel Verlag München.


                                 
Eröffnungsempfang und Kuratoren-Gespräch am 5. Mai 2017, 18:00 Uhr
mit Gerald McMaster & Deepali Dewan

Goethe Media Space @ Goethe-Institut Toronto,
100 University Ave., North Tower, 2. Stock, Toronto

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