Filmvorführung GOETHE FILMS: SCHLINGENSIEF: SCHLINGENSIEF'S CONTAINER

Schlingensief's Container in Wien © Filmgalerie 451

Di, 15.05.2018

18:30 Uhr

TIFF Bell Lightbox Toronto

GOETHE FILMS
Filmreihe ko-präsentiert mit der Laser Blast Film Society & KinoVortex


Bilderstürmer, Enfant terrible, Agent Provocateur. Während viele den deutschen Filmemacher und Performance-Aktivisten Christoph Schlingensief (1960-2010) furchtlos nennen würden, sagte er kurz vor seinem vorzeitigen Tod selbst, dass er, um gute Filme machen zu können, sich denen annähern müsse, die er fürchtet. GOETHE FILMS zeigt zentrale Schlingensief-Projekte, die sich mit den Geistern von Europas Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auseinandersetzen – Faschismus, Kapitalismus, Teilung und Wiedervereinigung. Und dies in seinem gewohnten, rückhaltlosen Splatter-Style.

AUSLÄNDER RAUS! SCHLINGENSIEFS CONTAINER (Österreich 2002, 90 min), Dokumentarfilm von Paul Poet, mit Christoph Schlingensief, Luc Bondy, Daniel Cohn-Bendit, Einstürzende Neubauten, Elfriede Jelinek, Peter Sellars, Peter Sloterdijk

Gemeinsam präsentiert mit dem Images Festival

Images Award des Images Festival Toronto 2004
Rotterdam International Film Festival 2003
Ars Electronica Linz 2002

 
Als 2000 die “Freiheitliche Partei Österreichs” FPÖ als erste extrem rechte Partei nach dem Zweiten Weltkrieg zur Regierungspartei gewählt worden war, entschied sich Christoph Schlingensief, seinem Protest im Herzen des touristischen Wien Ausdruck zu verleihen. Direkt neben dem beeindruckenden Opernhaus installierte er ein öffentliches Konzentrationslager – eines, welches zynisch die Medienkultur widerspiegelte:  ein „Big Brother“ - Container, bewohnt von einem Dutzend Asylsuchender und beobachtet durch Kameras, sollte vorbeikommenden Passanten die Möglichkeit geben, sie anzuschauen und zu füttern. Über eine Online-Abstimmung konnte die Öffentlichkeit zwei Asylsuchende auswählen, die nicht nur aus dem Container sondern aus dem Land geworfen werden sollten. Schlingensiefs grausam-sarkastischer Container sorgte für massive Proteste, Angriffe und Schlagzeilen in ganz Europa.
 
Der in Wien beheimatete Filmemacher Paul Poet dokumentierte diese Aktion, nicht nur um das eigentliche Event festzuhalten, sondern um es in ein künstlerisches Werk zurück zu transformieren und die zeitgenössische Relevanz zu unterstreichen.
 
„Ein Film, der so temporeich wie Schlingensiefs Sprechgeschwindigkeit ist. Er reißt die Grenze zwischen Bühne und Zuschauerraum, zwischen Alltag und Theaterabend ein.“ - taz
 
Der 1971 in Saudi Arabien geborene Paul Poet zog 1984 nach Wien, wo er zunächst als DJ und Promoter der „Underground“-Musikszene und als Musik- und Filmkritiker arbeitete. Nachdem er bei diversen Musikvideos Regie geführt hatte, feierte er mit der Schlingensief-Dokumentation sein Langfilmdebüt.
 
Christoph Schlingensief arbeitete fieberhaft über alle Genre-Grenzen hinweg: Oper, Installationskunst, Theater, Film, politischer Aktivismus, Radio, Fernsehen, und als Autor. Indem Schlingensief sowohl sich selbst in Horror, Trash, Satire und Experimentalfilm vertieft als auch sein erstauntes Publikum darin eintauchen lässt, macht er sich selbst zum Spuk als auch zum Orakel kommender Dinge – von neuen Medien-Formaten bis zum Wiederaufleben der Rechten. Hierfür wurde er bei der ICA London, der Biennale di Venezia (posthume Verleihung des Goldenen Löwen), MoMA PS1, Centre Pompidou und von anderen prestigeträchtigen Institutionen geehrt.
 
Geboren 1960 in Westdeutschland, schuf Schlingensief seinen ersten 8 mm Film im Alter von acht Jahren. Seitdem produzierte er über 20 Filme, von denen mehrere in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut entstanden. Nachdem bei ihm 2008 Lungenkrebs diagnostiziert wurde, begann Schlingensief über seine Krankheit zu schreiben und veröffentlichte sein Tagebuch. Er starb 2010. Zu seinem Vermächtnis gehört das Operndorf Afrika, ein internationales Kunst- und Bildungsprojekt, das er zusammen mit dem preisgekrönten Berliner Architekten Francis Kéré ins Leben rief.
 
Der Titel des Programms „Approach those you fear“ bezieht sich auf ein Zitat von Christoph Schlingensief in einem 3sat-Fernsehinterview 2008.
 
Alle GOETHE FILMS sind freigegeben ab 18 Jahren. Provozierendes Bildmaterial!
 
Teil des Goethe-Institut Schwerpunkt Deutscher Film


Teil der Veranstaltungsreihe GOETHE FILMS: SCHLINGENSIEF: Approach Those You Fear

10.05. I 18:30 I "Die 120 Tage von Bottrop" von Christoph Schlingensief
17.05. I 18:30 I "Das Deutsche Kettensägenmassaker" von Christoph Schlingensief + "Das Halten von Totenschädeln liegt mir nicht" von Alexander Kluge
 
 

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