„Suprasensibilidades“: Ausstellung zu Hubert Fichte

Suprasensibilidades © Suprasensibilidades 2018

Do, 13.09.2018 –
So, 18.11.2018

Museo Nacional de Bellas Artes (MNBA)

Fichte und Allende © bpk / S. Fischer Stiftung / Leonore Mau Der deutsche Schriftsteller und Ethnologe Hubert Fichte wird als Impulsgeber für heutige Disziplinen wie die Queer Studies oder die Postcolonial Studies in Deutschland verstanden. In seinen Schriften klingen heutige Themen der Ökonomiekritik, (Homo-)Sexualität und Selbstreflexion als poetische und politische Motive in literarischen und essayistischen Texten an. Im Jahr 1971 reiste Fichte nach Chile, wo er sich intensiv mit der Unidad Popular und Santiagos (Sub-)kulturen beschäftigte und hierzu verschiedene Schriften verfasste. In diesen spielte Sprache und die Möglichkeit der Selbstreflexion zur Findung neuer Strukturen von Sensibilität eine wichtige Rolle. Welchen Beitrag liefert das kritische Bild von Fichtes Texten über seine Reise durch das Chile der 70er Jahre heute?

Die Ausstellung Supransensibilidades gründet auf dem Begriff „Versuch“ – von Hubert Fichte verwendet im Sinne eines „Labors“ oder jugendlichen „Experiments“. Sie knüpft an Fichtes Chile-Reise an, die er gemeinsam mit Leonore Mau im Jahr 1971 unternahm, und hinterfragt auf kritische Weise die chilenische Geschichte und den Versuch, diese phänomenologisch anzugehen. Die Ausstellung präsentiert sich in diesem Sinne als Essay über die ethnographischen Methoden, die Fichte auf seinen Reisen entwickelte, und mit denen er kulturelle, politische, religiöse und sexuelle Praktiken unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen vor allem in Afrika, der Karibik und in Brasilien vergleichend beobachtete und analysierte. In Chile interessierte sich Fichte besonders für die damalige Regierung und ihre revolutionären Herausforderungen. Doch seine Erwartungen bezüglich der Formation einer neuen gesellschaftlichen oder sozialen Ordnung wurden nicht erfüllt – und gerieten in Konflikt mit seinem bisherigen ethnographischen Forschungsinteresse. Welche Bedeutung hatte die indigene Bevölkerung in der damaligen kulturellen Realität Chiles? Welche Stellung in der Gesellschaft kam der Homosexualität zu und welche Rolle spielte der Körper in Verbindung mit Religion? Diese Aspekte gibt Fichte in seinem Buch Explosion (1982) in dem Kapitel über Chile wieder – in einer fulminanten Erzählung und mit einer transdisziplinären Sprache von Roman zu Poesie oder Journalismus zu Ethnographie. Anlässlich der Ausstellung erscheinen dieses Kapitel und ein in Deutschland ausgestrahltes von Fichte erarbeitetes Radio-Feature über Chile nun erstmals auf Spanisch in dem Buch Chile: Experimento por el futuro (Metales Pesados, Santiago, 2018).


Ein öffentliches Programm mit Vorträgen und Diskussionen begleitet die Ausstellung Suprasensibilidades.

Supransensibilidades mit Beiträgen der Künstler*innen Gonzalo Díaz (CL), Claudia del Fierro (CL), Tamar Guimarães (BR) und Kasper Akhøj (DK), Cristóbal Leyht (CL), Cristián Silva (CL) und des Taller Gráfico der Universidad Técnica del Estado (CL).
Mario Navarro, Kurator der Ausstellung Supransensibilidades.
Paz Guevara, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts Hubert Fichte: Liebe und Ethnologie, Haus der Kulturen der Welt, Berlin.
 
Suprasensibilidades im Rahmen von Hubert Fichte: Liebe und Ethnologie, einer Kooperation von Goethe-Institut und Haus der Kulturen der Welt (HKW), Berlin, unterstützt von der S. Fischer Stiftung und dem S. Fischer Verlag. Künstlerische Leitung: Diedrich Diederichsen und Anselm Franke. In Santiago de Chile in Zusammenarbeit mit Museo Nacional de Bellas Artes, Centro Nacional de Arte Contemporáneo Cerrillos, Galería Macchina de la Facultad de Artes de la Universidad Católica und Metales Pesados.

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