Mehr Spielraum
Das Goethe-Institut eröffnet in „798“

Wissensbar
Wissensbar | Foto: Karel Downsbrough, ©Goethe-Institut China

Am 29. Oktober 2015 eröffnet das Goethe-Institut Peking in „798“. In einer ehemaligen Industriehalle entsteht ein neuer Veranstaltungsort für Austausch, digitale Medien und zeitgenössische Kunst. Am 27. Oktober fand ein Pressegespräch mit dem Präsidenten des Goethe-Instituts, Prof. Dr. Klaus Dieter-Lehmann, und weiteren Gästen in Peking statt.

27.10.2015, Peking Das Pekinger Kunstquartier „798“ ist ein Ort, der Kunstschaffende und Interessierte aus aller Welt anlockt. Im vergangenen Jahr zählte man dort rund vier Millionen Besucher und Besucherinnen. Vormals war „798“ Sitz einer staatseigenen Elektronikfabrik, deren Aufbau in den 1950er Jahren unter anderem durch das Entwurfsbüro für Industriebauten in Dessau (DDR) ausgeführt wurde. Der neue Raum des Goethe-Instituts wurde zwischen 1955 und 1957 von DDR-Architekten geplant und stellt somit ein frühes Joint-Venture zwischen den beiden Regierungen dar.

„Ich glaube, dass der Ort einfach wegen des Umfeldes wichtig ist. Dieses Anregende, Pulsierende und Vielfältige, was dieses Goethe-Institut hier umgibt, ist eine wunderbare Möglichkeit, es einzubeziehen in die eigene Arbeit.“, so Prof. Dr. Klaus Dieter-Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts auf dem Pressegespräch am 27. Oktober 2015 im Goethe-Institut in „798“.

  • Prof. Dr. Klaus-Dieter Lehmann Foto: Zhang Zhiluo, ©Goethe-Institut China
    Prof. Dr. Klaus-Dieter Lehmann
  • Außenfassade des Goethe-Instituts Foto: Karel Downsbrough, ©Goethe-Institut China
    Außenfassade des Goethe-Instituts
  • Bühne und Agora ©Goethe-Institut China
    Bühne und Agora
  • Innenansicht Foto: Karel Downsbrough, ©Goethe-Institut China
    Innenansicht
  • Peter Anders beim Interview Foto: Zhang Zhiluo, ©Goethe-Institut China
    Peter Anders beim Interview

Das Nutzungskonzept des Goethe-Instituts, umgesetzt vom Architekturbüro Albert Speer & Partner, bewahrt die Elemente der vom Bauhaus – „Form follows Function“ - inspirierten Architektur der ehemaligen Industriehalle und begegnet dem Minimalismus des zeitgenössischen deutschen Design. Die Gestaltung des Raums mit einer Fläche von 1000 m2 folgt dem Prinzip der Offenheit und Transparenz: verschiedene Funktionsflächen treten miteinander in einen Dialog.

Agora - Raum für freien Diskurs
wissen – gestalten - erleben

Als interdisziplinärer Kulturort soll hier der freie Diskurs gefördert werden. Zentraler Ort ist die „Agora“, in der das Goethe-Institut Debatten anregen will. „Die Agora ist der Ort der Selbstbefragung, bei der wir auch immer wieder an Grenzen stoßen und die es lohnt zu überwinden, um darüber hinaus zu wachsen.“, erläuterte Peter Anders, Leiter des Goethe-Instituts China.

Den Besuchern und Partnern stehen zudem eine Bühne mit 120 Zuschauerplätzen, ein Konferenz- und Ausstellungsraum sowie eine „Wissensbar“ zur Verfügung, ausgestattet mit speziellen Datenbanken und neuesten Apps mit dem Fokus auf die sogenannten „kreativen Industrien“. „Wir setzen auf Digitalisierung der Information und auf das gemeinsame Gestalten neuer Projektideen. Somit unterstützen wir die aktive Kunstproduktion der jungen chinesischen Szene.“, so Peter Anders.

„Die Entwicklung der digitalen Welt und auch die Zugänge zu den Wissensreservoirs sind endlos. Man darf aber mit den digitalen Netzen die menschlichen Netze nicht vergessen. Im kulturellen Bereich ist es ganz entscheidend,  dass man nicht nur nach Ranking geht. Man muss auch die Ideen, die langsam als zarte Pflänzchen aus dem Humus des Intellektuellen heraus wachsen, fördern. Und die bekommt man häufig nicht über das Netz, sondern in der Begegnung.“, so Klaus-Dieter Lehmann.

Eröffnung mit vielfältigen Kulturprogrammen

Am 29. Oktober eröffnet das Goethe-Institut mit einem Musikprogramm - von Jazz über Afro bis zu chinesischem und deutschem Elektropop. Erwartet werden bis zu eintausend Besucher. Am Eröffnungswochenende bietet das Goethe-Institut ein vielfältiges Programm an: In ihrer Videoarbeit zeigt die Berliner Künstlerin Ute Adamczewski formale und konzeptionelle Ähnlichkeiten zwischen einem utopischen Entwurf der Moderne und einer postmodernen chinesischen Realität von heute: „La Ville Radieuse (CHINOISE)“, über die sie mit führenden Kuratorinnen aus Deutschland und China, Ellen Blumenstein der KW Institute for Contemporary Art und Carol Lu diskutieren wird.  In einem internationalen Symposium diskutieren Architekten, Designer und Medienwissenschaftler aus China und Deutschland die Frage: „Kann Design Gesellschaft verändern?“

„Inwieweit kann die Struktur eines Raumes dazu führen, dass Dialoge gestärkt und angeregt werden? Und welche Potentiale lassen sich daraus ableiten für die Frage, ob Design Gesellschaft verändern kann? Wir fragen, inwieweit der utopische Gehalt des Bauhauses heute noch von Relevanz ist und heutige Architekten, Designer und Künstler inspirieren kann.“, so Peter Anders.