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16:00–17:15 Uhr

Echte falsche Kunst

Lesesalon|Werteinschätzung und schöpferische Reflexion vor dem Hintergrund künstlerischer Fälschungen

Kunstfälschung © SOCIAL SCIENCES ACADEMIC PRESS (China)

Kunstfälschung © SOCIAL SCIENCES ACADEMIC PRESS (China)

Lesesalon
„Kunstfälschung: Das betrügliche Objekt der Begierde“

Zeit: 27.09.2025, 16:00-17:15
Gäste: Ren Yue, Yao Zhengyu
Moderation: Gu You
Sprache: Chinesisch
Ort: Goethe-Institut China, Peking

»Butin schreibt in seinem materialreichen, flüssig lesbaren Werk keine Kriminalgeschichte der Kunstfälschung. So wie er das komplexe Zusammenspiel von Sammlern, Medien, Händlern, Museen und Spekulanten analysiert, liefert er im Grunde eine Art Querschnittsanalyse des Kunstsystems.« (Ingo Arend, taz. die tageszeitung)

»Beleuchtet das Thema Kunstfälschung von allen Seiten. Spannend wie ein Kriminalroman.« (KUNSTnachrichten)

»Kein Zweifel, Hubertus Butin ist ein so wütender wie wortgewandter Kritiker von jedem laisser fair auf dem Kunstmarkt. Mehr Aufmerksamkeit, mehr Kooperation, weniger Gewinnsucht: Damit ließe sich schon eine Menge Transparenz erreichen. Auch Kunstfälschung trägt mit all seinen Informationen dazu bei.« (Christiane Meixner, Der Tagesspiegel)

»Die Stärke des Buchs liegt nicht allein in der präzisen, umfassenden Darstellung, sondern auch in seiner hervorragenden Lesbarkeit, die es auch für interessierte Laien zu einer spannenden Lektüre macht.« (Stefan Möller, LEO – Das Anhalt Magazin)


2015 stellte die Londoner Dulwich Picture Gallery ihre Besucher auf die Probe. Statt des 1769 entstandenen Ölgemäldes Porträt einer jungen Frauvon Jean-Honoré Fragonard hängte sie eine für gerade einmal siebzig Pfund angefertigte Fälschung auf. Das Publikum war eingeladen, das fingierte Kunstwerk unter den Exponaten ausfindig zu machen. Das Ergebnis war erstaunlich: Zum einen erkannten gerade einmal zehn Prozent die Täuschung – zum anderen vervierfachten sich die Besucherzahlen.

Kunstfälschungen und das Interesse an ihnen haben Hochkonjunktur. Für den globalisierten Kunstbetrieb aber sind sie zur Herausforderung geworden. Massenhafte Fälschungen erzeugen nicht nur erheblichen finanziellen Schaden, sie führen auch immer wieder Museen und die Forschung auf peinliche Irrwege. Hubertus Butin zeigt, dass sich das Phänomen nicht auf einzelne Straftäter reduzieren lässt. Wie das Doping im Sport, so ist die Fälschung in der Kunst ein systemisches Problem. Anhand zahlreicher, zum Teil irrwitziger, auch bislang unbekannter Fallbeispiele geht Hubertus Butin den Ursachen nach, schildert das Vorgehen berühmter Fälscher wie Wolfgang Beltracchi und erläutert, wie wir uns besser gegen Betrug und Täuschung wappnen können.

Der Autor

Hubertus Butin, geboren 1964, arbeitete in den neunziger Jahren als Kunsthistoriker im Atelier Gerhard Richters in Köln. Er hat zahlreiche Aufsätze und Bücher zur zeitgenössischen Kunst und Kunsttheorie publiziert. Unter anderem gab er 2014 das Werkverzeichnis der Editionen Gerhard Richters heraus und dasBegriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst. Nebenbei organisiert er als Gastkurator Ausstellungen an internationalen Museen. Außerdem ist er als Gutachter weltweit für Sammler, Kunsthändler, Auktionshäuser und die Landeskriminalämter tätig. Hubertus Butin lebt und arbeitet in Berlin.

Im Jahr 2025 wurde die chinesische Übersetzung des Buches „Kunstfälschung: Das betrügliche Objekt der Begierde“ von Hubertus Butin mit Hilfe der Übersetzungsförderung des Goethe-Instituts China von Peking Social Sciences Academic Press herausgegeben.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lesesalon“ laden wir Ren Yue und Yao Zhengyu unter der Moderation von Gu You zu einem Dialog über das Thema „Echte falsche Kunst – Reflexion über Kreativität und Wert im Kontext der Kunstfälschung“ ein, um die vielfältigen Fragen zu erörtern, die der Kunstfälschung zugrunde liegen.

Wenn eine kunstvoll gefertigte Fälschung bestimmten Originalwerken ästhetisch ebenbürtig ist oder diese sogar übertrifft, wie sollte dann ihr Wert beurteilt werden? Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Authentifizierung durch Kunstexperten? Aus kreativer Sicht verbirgt die Kunstreplikationsbranche eine erhebliche Spannung zwischen Arbeitsaufwand und individuellem künstlerischem Ausdruck. Wie sollten wir das Verhältnis zwischen künstlerischem Schaffen und Reproduktion im zeitgenössischen Kontext betrachten?

Das Übersetzungsförderungsprogramm China

Um nicht-deutschsprachigen Lesern den Zugang zur deutschen Literatur der Gegenwart zu ermöglichen, unterstützt das Goethe-Institut mit dem Förderprogramm „Übersetzung deutscher Bücher in eine Fremdsprache“ ausländische Verlage bei der Veröffentlichung der entsprechenden Werke. Das Goethe-Institut China hat diese zentrale Förderung im Jahr 2009 um ein eigenständiges Programm erweitert. Im Rahmen dieses Programmes wurde bereits die Übersetzung von mehr als 120 deutschsprachigen Werke ins Chinesische gefördert. In der Veranstaltungsreihe „Lesesalon“ werden ausgewählte Titel des deutsch-chinesischen Übersetzungsförderungsprogramms vorgestellt.

Die Gäste

Zhenyu Yao ist Theater- und Filmautor sowie Regisseur. Er ist Yenching-Scholar an der Peking-Universität und hat einen MA/BFA-Abschluss der NYU Tisch. Seine Forschungsinteressen umfassen Kunsttheorie, Filmwissenschaft und Theater-/Performance-Studien. Er hat Artikel verfasst, darunter „Shanzhai, Huagong und Kunstkonzepte: Dekonstruktion der Kunstproduktion mit chinesischen Merkmalen anhand der Kunstdörfer von Shenzhen“. Derzeit schreibt er eine chinesische Musicaladaption von „Jane Eyre“, entwickelt ein Theaterstück über die zentrale Achse Pekings mit dem Titel „Night of the Kunning Adventures“ und hat das preisgekrönte Edinburgh-Fringe-Stück „4/4/4: 4 Real Asians, 4 White Men, 4 Fake Asians“ geschrieben und produziert.

Ren Yue ist eine in Peking lebende Autorin, Forscherin und Kuratorin. Sie hat einen Doppel-Bachelor-Abschluss in Rechtswissenschaften und Literatur von der Tsinghua-Universität (2017) und einen Master-Abschluss in Kunstgeschichte, Theorie und Kritik von der School of the Art Institute of Chicago (2019). Derzeit ist sie Doktorandin am Institut für Soziologie der Tsinghua-Universität. Zuvor war sie leitende Redakteurin bei LEAP und der chinesischen Auflage vonArtReview(2021–2024). Ihre Arbeit konzentriert sich auf sozial engagierte Kunst aus historisch-soziologischer Perspektive, wobei sie Kunst als soziale Praxis und die dadurch entstehenden kontextbezogenen Interaktionen untersucht. Außerdem erforscht sie die Grenzen der Kunstkritik und des öffentlichen akademischen Schreibens. Ihre Kritiken wurden inArtReview,LEAP,ArtForumund anderen Publikationen veröffentlicht, ihre wissenschaftlichen Artikel in Zeitschriften wie Studies of the Intelligent Society. Zu ihren kuratorischen Projekten zählen Einzel- und Gruppenausstellungen.

Gu You ist Künstlerin und Kuratorin und lebt und arbeitet derzeit in Peking. Sie hat einen Bachelor of Arts der Beijing Film Academy (2013) und einen Master of Fine Arts der Universität der Künste Berlin, wo sie den Titel Masterstudentin (2021) erhielt. Ihre künstlerische Praxis konzentriert sich auf historische und kulturelle Forschung und umfasst Fotografie, Installation und Performance. Gu You hat die Auszeichnungen und Stipendien erhalten, darunter den deutschen NEU START KULTUR Künstlerförderungsfonds, die Nominierung für den 25. Deutschen Bundesstudienpreis, die Nominierung für AArtist In Residence-Programm, das DAAD-Graduiertenstipendium und den IBB-Preis für Photographie. Ihre akademischen Arbeiten wurden in Zeitschriften wieNorthern Artveröffentlicht.