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Schriftsteller und Illustrator
Janosch

Janosch
Foto (Detail): © Dieter Schnöpf/commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0

In Janoschs Erzählungen gibt es einen Appell an die Intelligenz, die sich hinter scheinbar kindlicher Naivität verbirgt: Humor, Ironie und oft Absurdität sind seine Markenzeichen.

Von Vanesa Díaz

Mitten auf der riesigen Lichtung im belaubten oberschlesischen Wald steht die bevölkerungsreiche, alte und blühende polnische Stadt Zabrze. Im Westen liegt das schöne und arbeitsame Gleiwitz, der Geburtsort bedeutender Schriftsteller wie Horst Bienek und Adam Zagajewski, während an Sommertagen im Osten Kattowitz, die Metropole der Region, zu sehen ist. Im Jahr 1931 hatte Zabrze einen anderen Namen und gehörte einem anderen Staat an. Dort wurde Horst Eckert geboren, der uns lehren würde, die Welt der Erwachsenen mit anderen Augen zu sehen.

Oh wie schön ist Panama! © Janosch Doch Eckert hatte weder eine Traumkindheit noch einen erfolgreichen Weg als Künstler. In seiner Wohnung waren Missbrauch und Alkohol ständig präsent. Der Vater misshandelte ihn, seinen Bruder und seine Mutter, die schließlich ihre Frustration und ihren Schmerz an ihren kleinen Kindern ausließ. Als er noch sehr jung war, wurde er auf eine katholische Schule geschickt, wo er eine andere Art von Martyrium erleiden sollte, nämlich ein psychologisches. Seine Mitschüler, von denen einige der Hitlerjugend angehörten, waren grausam und gnadenlos zu ihm. Es sollte mehrere Jahrzehnte dauern, bis Horst Schriftsteller und Karikaturist wurde, einen anderen Namen annahm und eine neue Perspektive bekam.

Im Alter von dreizehn Jahren brach er die Schule ab und begann zunächst in einer Schlosserei und dann in einer Textilfabrik zu arbeiten. Mit 20 Jahren entschied er sich für ein Kunststudium in München. Das Glück war ihm nicht wohlgesonnen. Horst verließ die Akademie, wie es hieß, aus Mangel an Talent. Also beschloss er, einen neuen Beruf zu ergreifen: das Schreiben von Büchern. Auf die Frage danach sagt er – ohne zu zögern, – dass er nach einer Möglichkeit suchte, etwas Geld zu verdienen, ohne zu viel arbeiten zu müssen und dass dies der Weg sein könnte, um sein Ziel zu erreichen. Wahrscheinlich musste er dringend arbeiten und zwar sehr viel! Ein Beweis dafür sind die mehr als 300 Bücher, die sein Werk ausmachen und in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

In dem breiten Spektrum der so genannten Kinderliteratur hat Janosch einen Ehrenplatz, vielleicht weil seine Bücher uns daran erinnern, dass derjenige, der fast nichts braucht, alles hat.

In seinem ersten Buch Die Geschichte von Valek dem Pferd (1960), erzählt er die Geschichte von Valek, dem „einzigartigen und sensiblen“ Pferd, das von seinem Freund, der für ihn sorgen sollte, ausgebeutet und gedemütigt wird. Als er es seinem Verleger Georg Lentz übergab, schlug dieser ihm vor, das Buch unter einem anderen Namen zu veröffentlichen, da Horst nicht so freundlich klang. So wurde Janosch geboren. Es folgten mehrere Bücher mit Löwen, Krokodilen, Autos und Mäusen als Hauptfiguren. Einige dieser Geschichten waren neue Versionen traditioneller Geschichten, die weithin bekannt waren, wie es die Brüder Grimm getan hatten, indem sie populäres Wissen sammelten und ihm einen pädagogischen und moralischen Ansatz gaben. Doch in Janoschs Erzählungen gibt es keine didaktische Absicht, sondern einen Appell an die Intelligenz, die sich hinter scheinbar kindlicher Naivität verbirgt: Humor, Ironie und oft Absurdität sind seine Markenzeichen.

Janosch wurde ein geliebter und gefeierter Autor. Das Glück lief ihm endlich nicht mehr davon und bald wurden Preise verliehen: 1975 erhielt er eine Anerkennung für Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm. Gegen Ende desselben Jahrzehnts erschien Oh, wie schön ist Panama, was ihm den Deutschen Preis für Kinderliteratur einbrachte. In dieser Geschichte suchen der kleine Bär und der kleine Tiger, begleitet von der Tigerente, das schönste Land der Welt, den Ort, an dem man glücklich sein kann.
 

Diese Figuren stahlen sich in die Herzen der lesenden Öffentlichkeit auf der ganzen Welt. Bald kamen weitere Geschichten wie Post für den Tiger und Komm, wir finden einen Schatz dazu. In ihnen geht es um Liebe, Familie oder Freundschaft – kurz gesagt, jene Dinge des täglichen Lebens, die Kinder auf der ganzen Welt genießen sollten. „Diese Werke“, sagt er, „sind eher ein Gegengift, eine Rettungsleine ... alles, was ich von meiner Familie nicht bekommen habe.“

Janosch lädt uns ein, die Welt der Erwachsenen durch das Kind zu sehen, und obwohl man heute von „Kindern“ spricht, als ob sie schon immer da gewesen wären, sind diese Begriffe in Wahrheit eher neu. Bis vor wenigen Jahrhunderten sah man in dem „Kind“ ein Projekt, so etwas wie einen kleinen Erwachsenen. Mit Émile oder über die Erziehung von Rousseau (1762) oder Die Abenteuer des Pinocchio von Collodi (1883) begann man, über dieses neue Thema nachzudenken, das heute als das erkannt wird, was es ist, und nicht als das, was es werden könnte. Heute werden auf der ganzen Welt Millionen von Kinderbüchern veröffentlicht. In dem breiten Spektrum der sogenannten Kinderliteratur hat Janosch einen Ehrenplatz, vielleicht weil seine Bücher uns daran erinnern, dass derjenige, der fast nichts braucht, alles hat.

Diese und andere Bücher finden Sie in der digitalen Bibliothek des Goethe-Instituts.

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