Kurzfilmprogramm
Lassen Sie uns das bewegte Bild unterbrechen. Denken wir weiter über seine Zwischenräume nach. Das heißt, seine Nahtstellen, das, was zwischen einem Bild und dem nächsten existiert. In der Mitte des einen und des nächsten Films. Dieses Kurzfilmprogramm versammelt Farockis Frühwerk, eine Reise durch den Vietnamkrieg und Maos China. Eine Militanz jener Ideen, die nie im Sitzen geboren werden, jener Fluchtpunkte, die in all den Zwischenräumen existieren. Jedes Bild ist eine Aktion und jeder Film eine Einladung. Dieses Programm ist nur eine Geste: wie er in
Nicht löschbares Feuer sagt, "die Hände ins Feuer zu legen".
Programm
Ihre Zeitungen
Regie: Harun Farocki, 17 Min., Deutschland, 1968
Dieser Film ist im Kontext der studentischen Kampagnen zur Enteignung des Springer-Konzerns entstanden. Was können wir tun? Lenins Frage leitet den Schlußteil ein: das Lob der kämpfenden Kollektive.
Die Worte des Vorsitzenden
Regie: Harun Farocki, 3 Min., Deutschland, 1967
Der Film wurde auf den Teach-ins im Audimax der Freien Universität teils mit donnerndem Applaus, teils mit ohrenbetäubenden Pfeifkonzerten überschüttet. Er provoziert unmittelbare, spontane Reaktionen; erst mit dem Fortgang der Linienkämpfe und der ideologischen Verhärtungen breitete sich das Schweigen, die eisige Ablehnung aus.
Der Wahlhelfer
Regie: Harun Farocki, 8 Min., Deutschland, 1967
Neben der Geschichte von der Politisierung eines jungen Mannes erzählt der Film etwas über Kreuzberg, über die Probleme der FDP in einem traditionellen Berliner Arbeiterbezirk und über eine Liebe in Algerien. Es lohnt sich somit, ihn genauer zu betrachten.
White Christmas
Regie: Harun Farocki, 3 Min., Deutschland, 1968
Einer der vielen Filme, in denen Weihnacht und Krieg miteinander verbunden werden. Unklar, ob die Sehnsucht nach einer weißen Weihnacht nun ernst genommen wird, oder ob sie denunziert werden soll. Jedenfalls der Krieg der Amerikaner in Vietnam soll denunziert werden.
Anleitung, Polizisten den Helm abzureißen
Regie: Harun Farocki, 2 Min., Deutschland, 1969
Wir setzten auf die antihumanistische Provokation, die es bedeutet, rein technisch darzustellen, wie man einen Polizisten bekämpft, gingen aber nicht so weit, einen androgynen Langhaarigen zum Darsteller zu nehmen, was Gremm, der der Dickste und Kurzhaarigste war, der gerade greifbar war, mit einem Lächeln aufgefaßt hat.
Nicht löschbares Feuer
Regie: Harun Farocki, 25 Min., Deutschland, 1969
Ein Traktat über Napalm-Produktion, Arbeitsteilung und fremdbestimmtes Bewußtsein von brechtischer Kargheit, lehrhaft im Stil, schneidend in der Diktion: heute ein Dokument für den pädagogischen Rigorismus der 68er, aber auch für ihr Vermögen, komplizierte Zusammenhänge so zu erhellen, daß Kapieren und Agieren für viele der Generation zu einer selbstverständlichen Einheit wurden.
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