Ein Bild + Wie man sieht
In
Mutter Courage schrieb Bertolt Brecht, dass "der Krieg immer einen Ausweg findet". Koloniale Entwicklungsmodelle und ihr ständiger Bedarf an Rohstoffen machen die Gewinnung von Ressourcen für eine (zunehmend unersättliche) industrielle Entwicklung unvermeidlich. Harun Farocki wirft einen genauen Blick auf die Herstellung von Produkten, die Schaffung von Schaufenstern und die technologischen Fortschritte, die die Militärindustrie vorantreiben. Vom Cover einer Playboy-Ausgabe bis zur Entwicklung von Kameras mit Wärmesensoren (die es erleichtern, Sektoren mit menschlichen Körpern für Bombenangriffe zu erkennen) präsentiert uns Farocki zwei Filme, die mit Zorn und Gewissheit auf die Risse in einem Bild hinweisen, das die Welt produziert.
Programm
Ein Bild
Regie: Harun Farocki, 25 Min., Deutschland, 1983
Mein Film nimmt sein Material daher, daß an vier Tagen in einem Studio an einem Bild gearbeitet wird, das auf die Mittelseite der ZeitschriftPlayboykommen soll. Die Zeitschrift selbst handelt von Kultur, Autos, einer gewissen Art zu leben. Vielleicht ist all das Drumherum der Zeitschrift dazu da, um die nackte Frau zu bekleiden. Vielleicht ist sie eine Anziehpuppe. Die nackte Frau in der Mitte ist eine Sonne, um die sich ein System dreht: Kultur, Geschäft, zu leben! (In die Sonne kann man nicht sehen und filmen).
Wie man sieht
Regie: Harun Farocki, 70 Min., Deutschland, 1986
Mein FilmWie man siehtist ein Aufsatz- oder Essay-Film. Der gegenwärtige Meinungsapparat ist ein großes Maul und vielleicht ein Reißwolf. Ich mache aus den Fetzen einen neuen Text und veranstalte also eine Schnitzeljagd. Mein Film ist aus vielen Einzelheiten und stellt unter ihnen viele Bild-Bild und Wort-Bild und Wort-Wort-Beziehungen her und kann also einen Abend füllen. Ich suchte und fand eine Form, in dem man mit wenig Geld viel hinstellen kann.
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