Videogramme einer Revolution
Harun Farocki fügt am Schneidetisch die Teile eines großen Spiegels, der mehrere Gesichter reflektiert, mit Archivmaterial zusammen, das während der rumänischen Revolution von 1989 aufgenommen wurde. Gemeinsam mit Andrei Ujică machen sie eine Vorstellung möglich, die nur das Bild offenbart, den Sturz eines Regimes und die möglichen Versuche anderer. Was passiert, wenn man den Krieg aus der Ferne betrachtet? Wie verringert das Leben, das ich im Bild sterben sehe, das Leben meiner zuschauenden Augen? Was sollen wir mit so viel Schmerz anfangen? Das Bild pocht und zittert, es entweicht. Farocki und Ujică teilen mit uns, wie Seismographen, einen Film, der ein Erdbeben einfängt.
Programm
Videogramme einer Revolution
Regie: Harun Farocki und Andrei Ujică, 106 Min., Deutschland - Rumänien, 1992
Der Herbst 1989 blieb uns im Gedächtnis als eine Abfolge visueller Ereignisse: Prag, Berlin, Bukarest. Den Bildern nach war die Geschichte wiedergekehrt. Wir sahen Revolutionen. Und das vollständigste Revolutionsszenario lieferte Rumänien, Einheit von Zeit und Ort inbegriffen. In nur zehn Tagen und nur zwei Städten spielte sich alles ab: Aufstand des Volkes, Sturz der Macht, Hinrichtung der Herrscher. Nach einem ersten Aufruhr in Temesvar, bei dem es der Regierung noch gelang, die Stadt zu isolieren, vollzog sich der Umsturz in Bukarest; in der Hauptstadt und vor der Kamera. Denn dort wurde der TV-Sender von Demonstranten besetzt, blieb etwa 120 Stunden auf Sendung und etablierte einen neuen historischen Ort: Das Fernsehstudio.
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