Deutsches Kino Filmreihe: Im Zeichen des Widerstands

Poster Filmreihe ®Project Filmproduktion im Filmverlag der Autoren

Sa, 01.05.2021 –
Fr, 31.12.2021

In der Streaming-Plattform des Goethe-Instituts

Wir präsentieren die Filmreihe "Im Zeichen des Widerstands" auf der neuen Streaming-Plattform des Goethe-Instituts. 

Mit Dokumentarfilmen aus vier Jahrzenten präsentiert die Filmreihe „Im Zeichen des Widerstands“ exemplarisch 14 Filme zu zivilgesellschaftlichem Engagement, Protest- und Emanzipationsbewegungen, Erinnerungskultur, Migration und Umweltthemen. Kurz: Was immer die Menschen bewegt, sich zu engagieren, inspiriert auch Filmemacher*innen. Künstlerisch und inhaltlich etablierte sich der Dokumentarfilm bei Festivals und Filmpreisen. Filmschaffende schlossen sich zusammen, um ihre Interessen und Werke auch nach außen zu vertreten.

In einer Kooperation des Goethe-Instituts mit der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK) entstand zum 40-jährigen Jubiläum der AG DOK 2020 diese Auswahl von Filmen. Dr. Kay Hoffmann, Studienleiter Wissenschaft im Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart, hat als Kurator die Reihe zusammengestellt. Darin spiegelt sich die Professionalisierung und Entwicklung des Dokumentarfilmschaffens in Deutschland genauso wie unterschiedliche formale Herangehensweisen und inhaltliche Facetten im Themenbereich „Zivilgesellschaft“. 

Wie kann man die Filme sehen?
Um die 14 verfügbaren Filme zu sehen, müssen Sie auf die Goethe on Demand-Website gehen und sich kostenlos mit einem E-Mail-Konto registrieren. 

Empfehlungen
Wir möchten Ihnen diese sechs Filme empfehlen, die mit spanischen Untertiteln verfügbar sind: 

Wildes Herz
Regie: Charlie Hübner y Sebastian Schültz , 90 Min., 2017

Lange Zeit hatten die staatlichen Kontrollbehörden rechtsradikale Gruppen in der Gesellschaft weit weniger im Blick als die linksradikale Szene. Dies hat unter anderem die verschleppte Aufklärung der NSU-Morde sehr deutlich gezeigt. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es eine starke rechte Szene, wie viele Vorfälle deutlich gemacht haben. Die Punkband Feine Sahne Fischfilet hat sich 2007 dort gegründet und singt in ihren Liedern in klarer, manchmal provokativer Sprache gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie an; zugleich engagiert sie sich gegen Landflucht und versucht, ihren Fans so etwas wie Heimatgefühl zu geben. Frust und Perspektivlosigkeit haben die Menschen dort selbst genug. Von den Rechten wird die Band mit ihrem Sänger Jan ‚Monchi‘ Gorkow, dem wilden Herz der Band, als Feind angesehen. Sogar vom Verfassungsschutz wurden sie als linksradikal beobachtet und von der Polizei als Vorpommerns gefährlichste Band bezeichnet. Die regionalen Grenzen hat die Band längst gesprengt, spielt bundesweit in ausgebuchten Hallen und auf Open Air Konzerten.
 

Fritz Bauer – Tod auf Raten
Regie: Ilona Ziok, 110 Min., 2015

Bei der Verfolgung von NS-Verbrechern gehörte Fritz Bauer in Westdeutschland zu den entschiedensten Anklägern. Er war davon überzeugt, dass jeder ein Widerstandsrecht gegen Willkürakte des Staates hat.  Als Generalstaatsanwalt in Hessen (1956 bis 1968) war er der maßgebliche Initiator der Frankfurter Auschwitzprozesse. Es war das erste große Gerichtsverfahren gegen NS-Kriegsverbrecher. In der konservativ geprägten Ära Adenauer stellte er sich massiv gegen eine Politik des Schweigens und Vergessens und forderte, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Verantwortliche der NS-Vernichtungspolitik im KZ Auschwitz-Birkenau wurden in Frankfurt verurteilt. Eine wichtige Rolle spielte Fritz Bauer bei der Ergreifung Adolf Eichmanns. Da er berechtigte Zweifel hegte, dass die deutsche Justiz nachdrücklich genug Eichmanns Auslieferung fordern und ihn konsequent wegen Mordes in vielen tausend Fällen anklagen würde, gab er dem israelischen Geheimdienst den entscheidenden Hinweis zu seinem Aufenthaltsort. Eichmann wurde in Jerusalem der Prozess gemacht.

Trotz seiner Leistungen geriet Fritz Bauer etwas in Vergessenheit. Der Dokumentarfilm "Fritz Bauer – Tod auf Raten" von Ilona Ziok hat ihn ins gesellschaftliche Bewusstsein zurückgebracht.
 

Land in Sicht
Regie: Judith Keil & Antje Kruska, 86 Min., 2016

Wenn Flüchtlinge es nach Deutschland schaffen, sieht ihr Alltag oft anders aus als erwartet. Dies zeigt der Dokumentarfilm von Judith Keil und Antje Kruska. Drei Flüchtlinge versuchen in Brandenburg den Start in ein neues Leben und müssen gegen Widerstände und Vorurteile kämpfen. Abdul, ein Scheich aus dem Jemen, der Iraner Farid und Brian aus Kamerun wohnen im Asylbewerberheim in der brandenburgischen Kleinstadt Bad Belzig.

Viele Möglichkeiten, ihren Träumen und Zielen näher zu kommen, haben die Männer dort nicht. Letztlich erfährt man nicht viel über ihre Hintergründe, doch der Film zeigt ihre Persönlichkeiten. Eine engagierte Sozialarbeiterin betreut sie und wählt gern mal unkonventionelle Maßnahmen wie den Besuch einer Amateurbauchtanzgruppe oder eines Spielmannszuges. Auf Dorffesten, Ämtern und in Diskotheken prallen die Vorstellungen der Drei mit den Ansichten und Einstellungen der Deutschen aufeinander. Anstelle von Betroffenheit rückt der Film die unfreiwillige Komik dieser Treffen in den Blick. Sie sehen sich konfrontiert mit enttäuschten Hoffnungen, Heimweh und einer unnachgiebigen deutschen Bürokratie. Bereits der Weg zum erhofften Bleiberecht erweist sich als schwierig. Mit den Gepflogenheiten in deutschen Amtsstuben nicht vertraut, stoßen Abdul, Farid und Brian immer wieder auf Unverständnis und Misstrauen. Zugleich bemühen sich einige ebenso redlich wie rührend, den Fremden unter die Arme zu greifen.
 

Revision
Regie: Philip Scheffner, 110 Min., 2012

In den frühen Morgenstunden des 29. Juni 1992 wurden in Mecklenburg-Vorpommern, in einem Getreidefeld nahe der polnischen Grenze, von Erntearbeitern zwei Menschen tot aufgefunden. Mit der detaillierten Rekonstruktion des Falles beschäftigt sich Philip Scheffner in seinem essayistischen Dokumentarfilm Revision. Es geht um den Tod zweier rumänischer Roma, die Asylbewerber in Deutschland waren. Die Umstände, die zum Tod von Grigore Velcu und Eudache Calderar führten, wurden bis heute nicht aufgeklärt. Offiziell handelte es sich um einen Jagdunfall, eine tragische Verwechslung mit Wildschweinen. Zu einer Verurteilung der Jäger kam es nie. Der sich über Jahre schleppende Prozess, in dem entscheidende Fragen nicht verfolgt wurden, endete mit einem Freispruch.

Knapp zwanzig Jahre später führen Philip Scheffner und Merle Kröger mit archäologischem Spürsinn eine gründliche Recherche durch, die damals nicht stattgefunden hatte. Sie suchen die Angehörigen der Getöteten in Rumänien auf. Diese erfahren erst jetzt von den Details der Todesumstände und von dem Prozess. Sie machen Aussagen zu den beiden Opfern, für die sich bisher niemand interessierte. 
 

Black Box BRD
Regie: Andres Veiel, 102 min., 2001

Die breite Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur begann Ende der 1960er Jahre und war ein Aspekt der Studentenrevolte. Dies prägte die nächste Generation, wie Andres Veiel – Jahrgang 1959 – schon in seinem Dokumentarfilm „Die Überlebenden“ (1996) zeigte, in dem er seine Abiturklasse porträtierte, in der drei Mitschüler Selbstmord begangen hatten.

In "Black Box BRD" stellt Andres Veiel die Biografie von Alfred Herrhausen, dem damaligen Vorstandschef der Deutschen Bank, der Biografie des RAF-Terroristen Wolfgang Grams gegenüber. Herrhausen wird am 30. November 1989 von der RAF bei einem Bombenanschlag ermordet. Grams wird 1993 bei seiner Festnahme am Bahnhof von Bad Kleinen bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet. Andres Veiel befasst sich detailliert mit ihren Werdegängen, Überzeugungen und Idealen. Er interviewt Hinterbliebene und Zeitzeugen. Diese verwebt er mit privaten Filmausschnitten, zeitgenössischen Fernsehaufnahmen und nachgestellten Szenen zu einem komplexen Zeitdokument. Veiel setzte eine Mischung dokumentarischer und fiktionaler Erzählformen durch, um zu zeigen, wie nah sich Spiel- und Dokumentarfilm sein können.
Letztlich sind es die Gegensätze, aber vor allem auch die Parallelen dieser Biografien, die Veiels Film BLACK BOX BRD so spannend machen – ein Stück Zeitgeschichte der Bundesrepublik in all ihren Widersprüchen.
 
Losers and Winners
Regie: Michael Loeken, Ulrike Franke, 96 Min., 2006

Die Globalisierung kann die Machtverhältnisse radikal verändern. Von einem solchen Umbruch erzählt "Losers and Winners" von Ulrike Franke und Michael Loeken. Die Konsequenzen zeigen sie am Beispiel der Kokerei Kaiserstuhl im Ruhrgebiet. Nach nur acht Jahren Betriebszeit wurde die 1,3 Milliarden Mark teure, hypermoderne Kokerei im Dezember 2000 stillgelegt. Sie wurde an ein chinesisches Unternehmen verkauft, das die Kokerei Stück für Stück zerlegt, um sie nach China zu transportieren und dort wieder aufzubauen. Mit dem Erwerb der Kokerei haben sie die Baupläne erworben und können damit in Fernost zahlreiche neue Betriebe errichten.

Über einen Zeitraum von anderthalb Jahren haben Ulrike Franke und Michael Loeken diesen Prozess genau beobachtet. Es ist eine Geschichte vom Verschwinden. Zwei Welten treffen hier aufeinander. Der Zukunftsoptimismus der Chinesen trifft auf die Selbstgenügsamkeit der Europäer, die alten Zeiten nachtrauern. Für rund 400 Chinesen wird ein Wohncontainerdorf errichtet – mit Aufenthaltsräumen, eigener Großküche inklusive Riesenwoks und Satellitenschüssel fürs Heimatfernsehen. Hungrig nach Reichtum und Statussymbolen der westlichen Industriestaaten sind neben dem chinesischen Projektleiter und einer jungen Übersetzerin unzählige Demontagearbeiter gekommen, um das Werk in 60-Stunden-Wochen zu zerlegen.
 

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