Das Jahr 2022 stand im Goethe-Institut Serbien im Zeichen der Mehrsprachigkeit. Mit zahlreichen Projekten und Aktivitäten für Lernende und Lehrende wollen wir einen Akzent auf die Mehrsprachigkeit in unserem Gastland und in unserer Region setzen. Neben den zu Hause erworbenen Sprachen steht für uns die Vermittlung von Fremdsprachen im Mittelpunkt. Gleichzeitig wollen wir Deutsch als Fremdsprache fördern als auch die Angebote für andere Fremdsprachenlehrkräfte öffnen.
Im neuen Schuljahr werden wir das Thema Mehrsprachigkeit auch für Lehrkräfte von PASCH und anderen Schulen öffnen. Höhepunkt dieser Aktivitäten auf Einladung wird die digitale Lehrerkonferenz Polyglott am 21. und 22.10.2022 sein.
Hier finden Sie alle Informationen zur Polyglott-Konferenz!
Privatdozentin Dr. phil. habil. Marion Grein ist Leiterin des Masterprogramms Deutsch als Fremdsprache / Zweitsprache an der Johannes Gutenberg-Universität. Sie hat in Mainz promoviert, an der Universität Münster im Bereich Sprachwissenschaft und an der Universität Mainz im Bereich DaF/DaZ habilitiert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Neurodidaktik, plurikulturelle Kompetenz und Mehrsprachigkeit sowie digitale Lehre.
Bernadett Veress kommt aus der Praxis, ist DaF-Lehrerin und Germanistin und hat eine langjährige Unterrichtserfahrung mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Sie ist seit über 20 Jahren als Lehrerfortbilderin für das Goethe-Institut und andere Bildungsträger international tätig, konzipiert und leitet Seminare und (Live-Online)Workshops zu Methodik und Didaktik (zu verschiednen DaF, FüDaf, (soft)CLIL - Themen) für Lehrer:innen jeder Schulstufe. Außerdem moderiert sie oft interaktive (Live-Online)Events für Schüler:innen und plant Projekte, SommerCamps mit und für Schüler:innen.
Sie ist zertifizierte Prüferin und ist Co-Autorin von verschiedenen Materialien des Goethe-Instituts und u.a. auch im Bereich Coaching von Lehrerkollegien aktiv unterwegs.
Aleksandra Obradović ist Lehrerin an der Deutschen Schule Belgrad und Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache (DaF), Multiplikatorin für Deutsch lehren lernen (DLL) und Fortbildnerin am Goethe‑Institut Belgrad im In- und Ausland. Sie arbeitet für den Cornelsen Verlag als Lehrbuchautorin für die Reihe Prima – Los geht´s! Ihre Schwerpunkte sind Mehrsprachigkeit, Fremdsprachedidaktik und –methodik, früher Fremdsprachenerwerb und digitale Medien.
Titel: Kooperatives Lernen in der Schule – viel mehr als Gruppenarbeit
Emran Sirim hat an der Universität Mannheim Germanistik, Anglistik und Allgemeine Linguistik studiert. Nach dem Studium arbeitete sie in sprachwissenschaftlichen Forschungsprojekten zum Thema „Mehrsprachigkeit und Spracherwerb“ und zum „bilingualen Sachfachunterricht“ an der Universität Landau sowie zur Migrationsforschung am Institut für deutsche Sprache. Seit 2013 ist sie als Lehrkraft am Goethe-Institut Ankara tätig und hier für Prüfungen und Fortbildungen von Lehrkräften zuständig. Gleichzeitig promoviert sie seit 2021 an der Trakya Universität in Edirne.
Sibel Ocak hat an der Universität Mannheim Germanistik und Romanistik (Französisch) auf Magister studiert. Nach ihrem Studium war sie sowohl im wissenschaftlichen Bereich an den Universitäten Mannheim und Landau mit den Schwerpunkten „Mehrsprachigkeit, Sprachförderung und Spracherwerb“ als auch als DaF-Lehrerin tätig. Als DAAD-Lektorin hat sie von 2013 bis 2019 beim Aufbau der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul maßgeblich mitgewirkt. Seit August 2019 ist sie Expertin für Unterricht am Goethe-Institut Istanbul und zuständig für die Bildungskooperation Deutsch. Gleichzeitig promoviert sie seit 2020 an der Trakya Universität in Edirne.
Jelena Gojić ist 30 Jahre alt und wohnt in Kragujevac, Serbien. Dort hat sie Germanistik studiert und dann angefangen zu arbeiten. Sie hat Interesse an Bereichen, in denen sie sowohl sich als auch die anderen entdecken kann. Seit immer hat sie danach gestrebt, ihre eigenen Grenzen zu überschreiten, Antworten auf rätselhafte Fragen zu finden, und sie wollte auch als "Erwachsene" damit nicht aufhören. Deswegen wurde sie Deutschlehrerin, wissenschaftliche Assistentin für die Deutsche Literatur und Kultur an der Fakultät für Philologie und Künste in Kragujevac und Theaterpädagogin. Ihre Liebe zum Unterrichten, zur Literatur und zum Theater hat sie in der Theaterpädagogik vereint, die sie seit acht Jahren betreibt. Ihr theaterpädagogisches Wissen entwickelt sie in Deutschland, Rumänien, Kroatien weiter und da sie ziemlich oft im Ausland unterwegs ist, begegnet sie immer wieder verschiedenen Sprachen und findet in ihnen Inspiration. Sie arbeitet an verschiedenen Theaterprojekten mit Jugendlichen, von denen einige verbale, nonverbale, Straßenaufführungen, interaktive Theaterstücke sind. Mit der Theatergruppe, die sie an ihrer Heimatuni leitet und die Das akademische Theater der Germanistikstudierenden heißt, steht sie den herausfordernden Fragen gegenüber und versucht, diese durch Theaterstücke zu verstehen. Sie tanzt gerne und übt Yoga in der Freizeit.
Dr. Kata-Szilvia Bartalis ist an der Fakultät für Psychologie und Erziehungswissenschaften an der Babeș-Bolyai Universität in Klausenburg angestellt. Ihre Schwerpunktthemen sind: Allgemeine Pädagogik, Kunsterziehung, Theaterpädagogik, Sprachvermittlung (DaF/DaZ) durch die ästhetische Bildung, Mehrsprachigkeitsförderung vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe, Anwendung digitaler Boardstories im Unterricht, Einsatz vom Kamishibai-Erzähltheater.
„Wo die Hunde in drei Sprachen bellen“ und die Menschen Träger von mehreren Kulturen sind, aus dem Karpatenbogen, namens Siebenbürgen stammt die Pädagogin und akademische Mitarbeiterin, Dr. Kata-Szilvia Bartalis, die durch ihre pädagogischen Forschungen versucht, gemeinsam mit Grundschul- und Kindergartenpädagog*innen, sowie mit Deutschlehrer*innen Antworten und Lösungen auf essenzielle Fragen der postmodernen Bildung zu bekommen. Im Mittelpunkt ihres Ansatzes „Künste bilden. Eine DaF-Werkstatt“, den sie als Ergebnis ihrer langjährigen Praxis als Lehrerin und Theaterpädagogin im Rahmen ihrer Promotionsarbeit an der pädagogischen Hochschule Ludwigsburg erarbeitete, stehen die ästhetische Erfahrung, die Persönlichkeitsentwicklung und die natürliche Fremdsprachenentwicklung. In ihren Workshops, die sie für Kinder und Jugendliche anbietet, werden unterschiedliche Kunstbereiche (Theater, Musik, Literatur und bildende Kunst) mit aktuellen Prinzipien, wie z.B. Mehrsprachigkeitsförderung, Interkulturalität, Vorgehensweisen und Instrumenten der heutigen Deutschdidaktik (Kamishibai-Erzähltheater, Sprecherziehung, digitale Boardstories) zusammengeführt. Dank der Kooperation mit der Zeilenschmiede, und unterschiedlichen Fortbildungszentren sowie Goethe-Instituten, bildet Frau Bartalis Lehrkräfte weiter, die dadurch die Möglichkeit bekommen, hinter die Kulissen der kreativen Lernmethoden geführt zu werden.
Autor, Reisejournalist und Gründer der Zeilenschmiede Mitch Miller bereiste in den letzten zehn Jahren mehr Länder als andere Menschen in einem ganzen Leben. Zu Fuß wanderte er in die Türkei, durch die eisige Landschaft Patagoniens und in einer Römerrüstung quer durch Europa. Er versteckte sich vor Gewittern in einsamen Inselhöhlen und behandelte Zahnprobleme im tiefsten Urwald in Eigenregie. All diese seltsamen Abenteuer brachte er immer wieder zu Papier – sein Sprungbrett in den (Reise-)Journalismus. Während er als Reisejournalist weite Strecken lief, fasste Mitch parallel in diversen Kreativabteilungen deutscher Werbeagenturen festen Fuß – Fantasie ist schließlich nicht an einen Ort gebunden. So arbeite er an einigen deutschlandweit bekannten Werbekampagnen mit. Seine Erfahrungen in dieser Branche sind heute Teil seiner Perspektivlehre von Sprache(n). Seine Begeisterung für das Schreiben und die Literatur führte ihn schließlich dazu, sich tiefgreifender mit dem literarischen bzw. dem kreativen Schaffensprozess zu beschäftigen und schließlich ein System zu entwerfen, dass Schreibeinsteigern und Sprachlernenden den Zugang zum ästhetischen Schreiben erleichtert. Heute lehrt und unterrichtet er verschiedene kreative Bereiche und gibt pro Jahr Workshops in rund 20 Ländern.
Dafni Wiedenmayer ist Associate Professor für Linguistik und Didaktik im Fachbereich für deutsche Sprache und Philologie der Nationalen und Kapodistrischen Universität Athen. Sie hat Linguistik und Didaktik in Griechenland, Deutschland und in Österreich studiert. Sie hat an der Universität Athen im Bereich der theoretischen und kontrastiven Linguistik promoviert. Sie hat Bücher und Artikel in den Bereichen der angewandten Linguistik und der Didaktik von Fremdsprachen in Griechenland und Europa veröffentlicht. Ihre wissenschaftlichen Interessen beinhalten den Spracherwerb, die Mehrsprachigkeit, die Lehrerausbildung und die Evaluation von Fremdsprachen.
Titel: Sprachenlernen und Kunst. Differenzierung durch Kunst im DaF Unterricht für Jugendliche und Erwachsene
Mehrsprachige Aktivitäten im Unterricht mit Schüler*innen in der Oberstufe (15-18 Jahren)
Ziel dieses Workshops ist es, konkrete Umsetzungsmöglichkeiten (z.B. Sprachenportrait, Transferbasenansatz, Sprachenkartons oder mehrsprachige Wände, Elfchen-Potpourri) zu zeigen und mit den Teilnehmenden auszuprobieren. Wie kann man mehrsprachige Übungs- und Aufgabentypen in den Unterricht integrieren? Wie viel Zeit sollte man den mehrsprachigen Übungstypen widmen? Welche Themenbereiche eignen sich für die Zielgruppe? Gemeinsam werden wir mehrsprachig!
WS-Leiterin: Dr. phil. habil. Marion Grein
Kooperatives Lernen im Mehrsprachigkeitskontext
Heutzutage gehört die Mehrsprachigkeit zum Schulalltag. Die Mehrheit der Schüler/innen spricht oft mehr als eine Sprache. Doch was bedeutet dies für den Unterricht? Wie kann man Mehrsprachigkeit in den Unterricht integrieren? Mit der Methode des kooperativen Lernens kann man die kommunikativen Kompetenzen der Schüler/innen fördern. Im Seminar erfahren Sie, wie sich die Schüler/innen gegenseitig bei der Arbeit unterstützen können und welche Methoden sich dafür am besten eignen.
WS-Leiterin: Aleksandra Obradović
Vielfalt durch Herkunftssprachen
Warum zählen immer Englisch, Spanisch, Französisch zu den Prestigesprachen? Warum werden Sprachen wie Türkisch, Arabisch, Albanisch, etc. nicht wertgeschätzt, obwohl man sich einig ist, dass Mehrsprachigkeit eine wichtige Ressource ist. Was können Lehrer*innen tun, damit auch weniger populäre Herkunftssprachen im schulischen Kontext Berücksichtigung finden? Welchen Einfluss hat der selbstbewusste Umgang der Schüler*innen mit der eigenen Mehrsprachigkeit auf ihren schulischen Erfolg?
In diesem Workshop erfahren Sie, wie Sie die Herkunftssprachen Ihrer Schüler*innen in Ihren DaF/DaZ-Unterricht integrieren und die sprachliche Vielfalt im Klassenraum fördern können. Sie erhalten für Ihre Zielgruppe zugeschnittene Unterrichtsvorschläge, die Sie direkt umsetzen und mit denen Sie Ihre Schüler*innen für Mehrsprachigkeit begeistern können.
WS-Leiterinnen: Sibel Ocak und Emran Sirim
„Verbunden über alle Sprachgrenzen hinweg“. Mehrsprachigkeitsförderung durch theaterpädagogische Methoden anhand einer Bilderbuchinszenierung
Welche Farben haben Sprachen?
Wonach sehnt sich die Königin der Farben?
Was heißt Diversität zu schätzen?
Und sich über die Buntheit zu vernetzen?
In dem Land, wo anfangs alles noch weiß war…
Mehrsprachig zu sein heißt, durch die Türe der verschiedensten Kulturen zu gehen, neue Welten zu entdecken und sich dadurch der „großen Wahrheit“ anzunähern; Verbindungen herzustellen und an einem spannenden Theaterworkshop teilzunehmen, wo die Sprachenvielfalt als wichtiges Prinzip eine Rolle spielt. Durch die Thematik zweier ausgewählter Bilderbücher bearbeiten wir theaterpädagogisch die Wichtigkeit der Sprachen in unserer menschlichen Kommunikation. Finde es heraus, wie Mehrsprachigkeit bei den ganz Kleinen durch Basiselemente der Theaterpädagogik, wie Körperwahrnehmung, Stimmbildung, Sprachgestaltung, Arbeit mit Standbildern, Gestik und Mimik, Status und Vertrauen ästhetisch behandelt werden kann. Wir lernen auch den Weg von der Idee bis zur Aufführung kennen und erleben gemeinsam die Freude am Auftritt.
Wir freuen uns auf Dich!
WS-Leiterinnen: Theaterpädagoginnen Dr. Kata-Szilvia Bartalis und Jelena Gojić
„Polyglott – Ideen für den DaF-Unterricht“
In diesem Workshop stelle ich die Schreibspielsammlung „Polyglott – Ideen für den DaF-Unterricht“ vor. In dieser vereine ich 12 Jahre Erfahrung als Autor, Reisender, Poet, Reporter und Sprachabenteurer. Die Sammlung enthält 36 Schreibaufgaben, aufgeteilt in die Bereiche Recherche, Kreativität, Kultur und Lernstruktur – immer miteinbezogen: der Mehrsprachigkeitsansatz.
In den 36 „kreativen Quests“ werden die drei großen Oberthemen Schreibsprache, Bühnensprache und Werbesprache genauer betrachtet. Jedes Thema stellt eigene Perspektiven der Sprache(n) dar und zeigt didaktische und kreative Anwendungsmöglichkeiten sowie Beispiele, Mehrsprachigkeit im eigenen Unterricht gezielt zu integrieren und zu nutzen.
Viele der Quests lassen sich leicht ins Curriculum einbinden und bieten Ansatzpunkte, um diverse (Deutsch-) Unterrichtsthemen kreativ und textlich anzugehen. Hauptsächlich geht es jedoch um die Frage, wie wir als Lehrende den Sprachunterricht für polyglotte Lernende durch kreatives Schreiben erlebbar machen können - und dabei das Potenzial der Mehrsprachigkeit im Klassenraum voll ausschöpfen.
WS-Leiter: Mitch Miller
Sprachenlernen und Kunst. Differenzierung durch Kunst im DaF Unterricht für Jugendliche und Erwachsene
Mit dem Ziel, Unterschiede und Vielfalt zu respektieren und Heterogenität als positives Merkmal des Lernprozesses zu behandeln, werden Unterrichtsszenarien für Erwachsene mit Hilfe von Kunstwerken entwickelt. Es werden Aufgaben vorbereitet, die die Mehrsprachigkeit und die Sprachkompetenz in einem neuen Kulturrahmen fördern, indem neue Lernstrategien entwickelt werden. Gemeinsam sollen geeignete Kunstwerke und Texte für den Umgang mit Sprach- und Kulturschocks identifiziert werden.
WS-Leiterin: Dafni Wiedenmayer
Technische Voraussetzungen
Die Konferenz findet auf der Plattform Gather statt. Für ein optimales Konferenzerlebnis empfehlen wir Ihnen folgende technischen Parameter:
Stabiles Internet
Nehmen Sie (wenn möglich) von einem PC aus an der Konferenz teil.
Herzlich Willkommen zur Konferenz Polyglott: Sprache ist der Schlüssel zur Welt.
Wir freuen uns darauf, mit einer internationalen Gruppe von Lehrkräften für Deutsch als Fremdsprache in den Austausch zu treten. Unser fachlicher Fokus wird auf der Förderung von Mehrsprachigkeit liegen. Unsere vorrangige Arbeitssprache ist Deutsch.
Hier ein paar Hinweise zu den Netiquette:
Wir gehen höflich und respektvoll miteinander um.
Duzen ist auf der Konferenz üblich.
Wir nutzen unseren Klarnamen.
Wir akzeptieren unterschiedliche Meinungen.
Wir diskutieren sachlich und inhaltlich zum Thema.
Wir verzichten auf politische Äußerungen.
Sämtliche Verstöße gegen Urheber-, und Persönlichkeitsrecht, sowie Beiträge die Beleidigung, Verleumdung, üble Nachrede, Schmähungen von Personen oder Organisationen, vulgäre Beiträge, Gewaltverherrlichung, Diskriminierung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder Sexismus enthalten, sowie menschenverachtende oder verfassungsfeindliche Beiträge haben hier keinen Platz.
Diese Regeln gelten sowohl im Plenum als auch in den Workshops und im Chat.
Die Administrator*innen behalten sich vor, bei Zuwiderhandeln Teilnehmer*innen zu sperren.
Mit der Teilnahme an der Konferenz stimmen Sie diesen Bedingungen zu.
Wir wünschen allen Teilnehmer*innen eine intensive und fruchtbare Konferenz.
Veröffentlichungen
Das Jahr 2022 stand am Goethe-Institut Serbien unter dem Thema der Mehrsprachigkeit. Während die Schüler*innen der vom Goethe-Institut betreuten PASCH Schulen bereits in der ersten Jahreshälfte mehrsprachige Lieder und Musikvideos entwickelt haben und diese am 3.6.2022 in Belgrad präsentieren konnten, lag der Fokus ab September auf der Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache im Mehrsprachigen Kontext in dem sich die Lernenden heutzutage an den Schulen in der Region Südosteuropa bewegen.
Am 21. Und 22. Oktober fand eine regionale digitale Lehrerkonferenz zu diesem Thema statt. Mit über 400 Anmeldungen erfreute sich das Format sehr großer Beliebtheit und die Lehrkräfte von Kroatien bis in die Türkei nutzten die Gelegenheit, um hier Kenntnisse rund um das Thema Mehrsprachigkeitsdidaktik zu erweitern und vertiefen. Die Ergebnisse der Konferenz hat das Goethe-Institut Belgrad nun hier für alle Interessent*innen zusammengetragen.
Hier finden Sie sowohl eine wissenschaftliche Vertiefung zum Thema Mehrsprachigkeitsdidaktik im Unterricht mit Jugendlichen, als auch einen Einblick in die Möglichkeiten theaterpädagogischer Methoden im (digitalen) Fremdsprachenunterricht, eine ganze Sammlung kreativer Schreibanlässe rund um die Mehrsprachigkeit und Informationen zum Einsatz von Methoden des kooperativen Lernens unter Nutzung der Sprachen im Klassenzimmer.
Außerdem stehen Ihnen die Informationen zu den Workshops „Sprachenlernen und Kunst“ und „Vielfalt im Klassenzimmer“ weiterhin zur Verfügung.
Wir bedanken uns bei den Referent*innen, die diese dynamische Tagung überhaupt erst möglich gemacht haben und bei allen Teilnehmer*innen für die gelungene Konferenz und wünschen Ihnen viel Spaß beim Entdecken!
Teatar schafft Einheit.
Limba wird bewegt.
Esztétikai Bildung formt persona.
Mehrsprachigkeitsförderung durch Theaterpädagogik
“Nicht das Authentische ist die Angelegenheit der Kunst, sondern das Authentische auszudrücken.” (Brassai)
Im Rahmen der digitalen Lehrerkonferenz: Polyglott (21-22.10.2022) wurden die Vorgehensweisen des theaterpädagogischen Konzeptes: “Verbunden über alle Sprachgrenzen hinweg”, erarbeitet von den Theaterpädagoginnen Kata-Szilvia Bartalis und Jelena Gojić dargestellt und praktisch von Lehrkräften aus mehr als acht unterschiedlichen Ländern untersucht. Die mehrsprachigen Kompetenzen stehen im Mittelpunkt dieses Ansatzes, die durch die “Kunst des Erlebens” belebt werden. Den Teilnehmenden der drei theaterpädagogischen Workshops gelang es am Ende, ihre szenischen Resultate in Form einer Bilderbuchinszenierung zusammen zu führen.
Hier nun die online Theateraufführung, die innerhalb dreier Workshopstunden mit drei unterschiedlichen Lehrergruppen erarbeitet wurde:
Einblick in die “Kulissen”
Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück: Es kommt nicht darauf an, wie lange es ist, sondern wie bunt. (Seneca)
Wie ein Theaterstück so bunt, wie das Leben so abwechslungsreich, wie die Sprachen so vielfältig, so verschiedenartig entdeckten die Teilnehmenden der drei theaterpädagogischen Workshops die Charaktere der Sprachen wieder, wobei sie anhand eines Bilderbuches, namens Die Königin der Farben, sich Wege für die Entwicklung mehrsprachiger Kompetenzen aneigneten.
In der Geschichte Die Königin der Farben geht es um die Eigenschaften der Farben und man erlebt zugleich, wie sie sich miteinander vertragen. So bildeten die drei in dieser Geschichte vorkommenden Farben die thematische Grundlage der Werkstattarbeit. Aus dieser Konzeption heraus entstanden die drei Workshopgruppen, die jeweils eine Farbe vertraten.
Obwohl in den Gruppen unterschiedlich und mit anderen Methoden gearbeitet wurde, wuchsen die Ergebnisse am Ende des Tages zusammen und dienten als Szenen zur Struktur der Endproduktion. Unterschiedliche Schwerpunkte und Elemente der Theaterpädagogik, wie zum Beispiel Ankommen, Wahrnehmung, Konzentration, Improvisation, Sprecherziehung, Inszenierung, wurden mit verschiedenen Theatermethoden und -formen (z.B. Statuen-/Bildtheater nach Augusto Boal) zusammengeführt. Auch die Mehrsprachigkeitsförderung gewann an großer Bedeutung und sie veranlasste die Entwicklung einiger neuen theaterpädagogischen Methoden, bei denen es sich sowohl um die Kommunikationsfähigkeiten als auch um die Entwicklung mehrsprachiger Kompetenzen geht: Sprachchaos als Hörspiel, Erkundung von Sprachmelodie mithilfe der Gromolo-Sprache, Vertrauen und Anderssein, Vielfalt und theatralischer Status, Sprechende und bewegte Requisiten, mehrsprachige Textentwicklung und -bearbeitung, Sprachkunst und digitaler Auftritt, theaterpädagogische Sprachmontage und Sprachschatten u.a.m.
Die eingesetzten Methoden ermöglichten nicht nur den kreativ-ästhetischen Ausdruck durch Theaterpädagogik, sondern boten Lehrkräften auch Wege für den digitalen/online Raum an. Die noch anfangs als voneinander unabhängig zu scheinenden Workshop Resultate ließen sich am Ende unter der Leitung von den zwei Theaterpädagoginnen zusammenwachsen. So kam es nach den ein-einstündigen Workshops zu einer Performance, in der alle Teilnehmenden der drei Werkstattarbeiten mitspielten.
Blicke nach außen und nach innen
Einen wichtigen Teil der theaterpädagogischen Arbeit bilden die Segmente, in denen sich die Teilnehmenden des Erlebten bewusstwurden. Die gewonnenen Erfahrungen, Gefühle und Wahrnehmungen werden durch Reflexionsrunden erläutert, und gerade diese Erlebnisse steuern den theaterpädagogischen Prozess. Durch die Möglichkeit, über das persönliche Erleben nachzudenken und darüber zu erzählen, reflektierten die Teilnehmenden der Theaterworkshops folgenderweise:
(I): Wir sehen es, dass es sich lohnt, sich zu trauen, etwas anderes auf andere Art und Weise auszuprobieren. [...] und deswegen finde ich diesen Workshop wirklich inspirierend. Und danke schön!
(M): Ich finde alles, was wir heute im Workshop gemacht haben, wirklich toll und inspirierend und ich werde sie sicher mit meinen Schülern ausprobieren.
(R): Ich dachte nicht, dass wir alleine anhand unserer Improvisationen so viele Szenen entwickeln und die Aufführung überraschte mich am meisten. Wir wussten während des Workshops gar nicht, dass die Ergebnisse eigentlich Teil von etwas Größerem sind.
(R): …Ich brauche kein großes Talent. Man muss sich nur entspannen und intuitiv handeln…- habe ich mir während des Workshops festgestellt. Das (die erarbeiteten Übungen aus dem WS) kann für die jüngeren Lernende sehr inspirierend sein [...] Die Schüler brauchen sowas, auch für ein Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler - das muss man nicht als ein großes Projekt machen, sondern auch als Auflockerung, Aufwärmung oder für die Festigung mancher Kenntnisse. Durch Musik, Bewegung und Theater verbinden meine Schüler die deutsche Sprache. Das ist einfach toll.
Herausgestellt hat sich, dass der Bedarf an Methoden, die die Mehrsprachigkeit mit Kreativität verbinden, groß ist. Die zwei Theaterpädagoginnen bieten daher weiterhin Workshops sowohl online als auch in Form präsentischer Projekte und Workshops in diesem Bereich an.
Zu den Workshopleiterinnen
Dr. Kata-Szilvia Bartalis
Der Theaterpädagogin, Deutschlehrerin, Kindergarten- und Grundschulpädagogin geht es in ihrem Ansatz „Künste bilden – Eine DaF-Werkstatt“, den sie im Rahmen ihrer Promotion an der PH Ludwigsburg entwickelte, um die Mehrsprachigkeitsförderung, die als Teil der Persönlichkeitsentwicklung durch die ästhetische Bildung unterstützt und gefördert wird.
Sie bietet international Workshops für Kinder und Jugendliche an, in denen unterschiedliche Kunstbereiche (Theaterspiel, Musik, Literatur und bildende Kunst) mit der Sprachvermittlung zusammengeführt werden. Durch die Kooperation mit Die Zeilenschmiede und unterschiedlichen Fortbildungszentren sowie Goethe-Institutionen, bildet die heute als Akademikerin tätige Pädagogin Lehrkräfte weiter, wobei sie sie hinter die Kulissen der kreativ-ästhetischen Lernmethoden führt.
Jelena arbeitet als wissenschaftliche Assistentin für die deutsche Literatur und Kultur an der Fakultät für Philologie und Künste an der Universität Kragujevac (Serbien) und leitet dort die Studententheatergruppe. Sie bietet theaterpädagogische Projekte und Workshops sowohl für die Studierenden als auch für die Lehrkräfte in Serbien und ist inzwischen international tätig. Während ihres Studienaufenthalts an der Pädagogischen Fakultät in Ludwigsburg (Deutschland) und durch die kontinuierliche Teilnahme an den theaterpädagogischen Sommerakademien an der Babeș-Bolyai Universität in Klausenburg (Rumänien) profilierte Jelena sich als eine überzeugende Theaterpädagogin. Ihre Leidenschaft für die Theaterpädagogik teilt sie mit den Teilnehmenden durch zahlreiche Projekte und Workshops, durch Moderation verschiedener Veranstaltungen, ihren Unterricht und durch ihr wissenschaftliches Engagement.
Theaterpädagogik bietet für Jelena nicht nur die Möglichkeit, verschiedenen Menschen zu begegnen, sondern schafft einen Raum für das gemeinsame Suchen - nach kreativen Auseinandersetzungen mit eigener Persönlichkeit, beruflichen und privaten Herausforderungen, aktuellen Themen, nach neuen Perspektiven und schöpferischen Lösungen. In der Vielfalt der Ausdrucksformen (Schauspiel, Kunst, Musik, Tanz, Sprache, Improvisation, Experimentieren) sieht Jelena die Möglichkeit, dass Leute allen Alters, Berufs und besonders die Laien sich trauen, sich spontan und reflektierend zu befreien und dadurch sich selbst zu entdecken. Deswegen legt sie den größten Wert auf den theaterpädagogischen Prozess, der aber unvermeidbar zu einem Endprodukt führt.
Ihre theaterpädagogische Praxis verbindet künstlerische und pädagogische Aspekte, wobei man sich ästhetisch, individuell und sozial entwickelt. Deshalb vertritt Jelena die Meinung, dass die Theaterpädagogik sich auf das Leben vorbereitet.
Jelena und Kata sind mittlerweile schon seit zehn Jahren durch Theaterpädagogik miteinander verbunden. „Theaterpädagogik ist eine Lebensart“- sagen die beiden, und zwar mit einem großen Lächeln im Gesicht.
Unter Gruppenarbeit versteht man eine Sozialform, in der mehrere Schüler/innen eine Übung bzw. Aufgabe gemeinsam bearbeiten. Dies bedeutet allerdings nicht, dass sie als ein Team arbeiten bzw., dass die Teamfähigkeit vorausgesetzt ist.
Laut Green (2005) gibt es grundlegende Unterschiede zwischen der Gruppenarbeit und kooperativem Lernen als solches:
Beim kooperativen Lernen herrscht eine positive Anhängigkeit. Das heißt, dass die Schüler/innen nur dann eine Aufgabe erfolgreich bewältigen können, wenn alle Gruppenmitglieder daran beteiligt sind. Sie müssen sich dabei gegenseitig ermutigen und gegenseitig helfen. Dies bedeutet auch, dass eine gewisse Gruppenverantwortung erwartet wird. Hierbei ist es wichtig, dass die Gruppe nicht allzu groß ist. Natürlich ist auch es auch sehr wichtig, dass die ganze Gruppe anschließend gemeinsam darüber diskutiert, ob sie ihre Ziele erreicht hat und welche Handlungen ihrer Mitglieder hilfreich und wenig hilfreich waren.
Für die Lehrkräfte bedeutet dies, dass sie solche Aufgaben erteilen sollen, in denen Mitarbeit jeden Gruppenmitglieds verlangt wird. Ebenfalls ist es wichtig, dass im Unterricht soziale Fertigkeiten verstärkt werden, es ein Zusammenhang zwischen der Verbesserung der sozialen Beziehungen und einem Anstieg der Leistung bewiesen werden kann. (Borsch 2015)
Gründe für kooperatives Lernen
Die Nutzung von Formen des kooperativen Lernens im Unterricht bringt viele Vorteile.
Als Erstes kann genannt werden, dass gemeinsames Lernen mehr Spaß macht. Schüler/innen lernen gerne in kooperativen Arrangements. Ferner gewinnen die Schüler/innen mit dem Einsatz des kooperativen Lernens mehr Selbstvertrauen und ihre Fähigkeiten zu kritischem Denken und Wissenstransfer werden gefördert. Außerdem werden die sozialen Beziehungen in der Klasse verbessert.
Zu guter Letzt muss erwähnt werden, dass man durch kooperative Methoden leistungsschwächere Schüler/innen mehr unterstützen kann, da sie innerhalb der Gruppe den Mut haben, sich mehr einzubringen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wenn der Unterricht gut strukturiert ist und eine hoheAktvierung der Schüler/innen erwartet bzw. verlangt wird, kann das kooperative Lernen im Unterricht gelingen.
Borsch, Frank: Kooperatives Lernen. Theorie - Anwendung -Wirksamkeit. Stuttgart 2015.
Green,Norm: Kooperatives Lernen im Klassenraum und im Kollegium: Das Trainingsbuch, Klett 2005.
Im Rahmen der Initiative Schulen: Partner der Zukunft (PASCH) wurden von März bis Juni Musik- und Filmworkshops an sieben Partnerschulen in Serbien und Montenegro durchgeführt. Ihre mehrsprachigen Musikstücke und Video-Spots haben die Jugendlichen am 03.06.2022 im Rahmen des „Deutschen Tags“ am Kinderkulturzentrum Belgrad präsentiert.