Ausstellung
Aleksandra Saša Jeremić und Katarina Jovanović Allfa: Austausch - Verwandlung

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© Katarina Jovanović Allfa

Schaufensterausstellung

Goethe-Institut Belgrad, Bibliothek

 

Aufgrund der aktuellen epidemiologischen Situation in Republik Serbien wird es keine Eröffnungsveranstaltung geben.


Ab dem 11. Februar 2021 werden in der Galerie Wechselstube des Goethe-Instituts in Belgrad künstlerische Arbeiten von Aleksandra Saša Jeremić und Katarina Jovanović Allfa, zweier Künstlerinnen der jüngeren Generation, vorgestellt.

Es handelt sich um zwei sehr unterschiedliche künstlerische Positionen, unterschiedliche künstlerische Poetiken und Medien, in denen sich die Künstlerinnen ausdrücken. Neben ihren persönlichen künstlerischen Gedanken interessieren sich aber beide ebenfalls für den breiteren Kontext und gesellschaftliche Prozesse, in denen ihre Kunst entsteht. Ein weiterer Verbindungspunkt zwischen diesen beiden Autorinnen ist auch die Tatsache, dass sie am Projekt des Goethe-Instituts teilnehmen, dessen Arbeitstitel „Commons – Vorstellung der Institution der Zukunft“ ist und während des Jahres 2021 realisiert wird.

Das Ziel des Projektes ist die Herstellung einer experimentellen Plattform für Gedanken über die Wege von Vereinigung/Selbstvereinigung, informales Lernen und Austausch sowie über Arbeit im Kollektiv. Fragen, was der Begriff des Gemeinsamen in der Kunst bedeutet, wie gemeinsame Prozesse in der Kunst aussehen, ob dies überhaupt möglich ist, ob Kunst eine vitale Kraft im Prozess der Gemeinsamkeit werden und vorwärts deuten kann, sind hier sehr wichtig.

Angesichts des bevorstehenden hundertjährigen Jubiläums der Geburt von Joseph Beuys (1921 – 1986), des wohl bedeutendsten deutschen Künstlers des 20. Jahrhunderts, des Autoren einer neuen Definition der Kunst als eines erweiterten Begriffes, eines Begriffes der sozialen Plastik als allumfassendes Kunstwerk bzw. der Gestaltung von Leben innerhalb von künstlerischen experimentellen Praxen, ist auch die Ausstellung der beiden Künstlerinnen geplant. Sie beginnen auf symbolische Weise ein ganz besonders wichtiges Ausstellungsjahr im Goethe-Institut in Belgrad und führen uns somit zu Überlegungen, was Kunst heute ist.
 

Aleksandra Saša Jeremić: Ohne Titel

Falsche Perzeptionen von Relationen zwischen uns und anderen menschlichen Wesen stellen die Grundlage für Konflikt, Krieg und Gewalt dar. Der einzige Weg, einen Krieg mit anderen anzuhalten, führt durch wahrhaftige Kommunikation mit dem anderen. Durch einen sachlichen, nicht einen ideologischen Diskurs, entstehen neue Beziehungen und Relationen, die bis dahin nicht existierten, es kommt zur Transformation und inneren Erkenntnis (zur Geburt einer neuen Einsicht).

Durch Dialog und Interaktion entdecken wir uns selbst und den anderen und durch Entblößung kommen wir zu der Essenz und der geistlichen Dimension. Der Prozess in der Arbeit von Aleksandra Saša Jeremić hat große Bedeutung, aber sein Sinn konstituiert sich nachträglich - erst wenn wir zu einem bestimmten Punkt gelangen, definiert und gestaltet sich der vorangegangene. Uns selbst im Sterbepunkt betrachtend, können wir jede unserer Handlungen in ihrem wahrhaften Wert beurteilen. Durch das Gefühl einer tragischen Begrenztheit des Lebens und durch die Empfindung, dass wir den Stein unserer tragischen Bedingungen mit uns tragen, sind wir dazu verurteilt, auf den Berg unseres Schicksals Steinbrocken zu schleppen, die am Ende auf uns niederstürzen werden. Durch den intensiven Moment des Existierens, befreien wir uns und geben ihm Sinn.

Durch Kunst und Dialog hinterfragt die Künstlerin die Position des Menschen in der modernen Gesellschaft, die Frage der Identität und der Freiheit. Sie sucht nach Verbindungen und nach dem, was essentiell und zutiefst menschlich für jedes Wesen an jedem Ort und zu jeder Zeit ist.
 
Aleksandra Saša Jeremić
© Aleksandra Saša Jeremić
Aleksandra Saša Jeremić
wurde 1988 in Doboj geboren. An der Fakultät der bildenden Künste in Belgrad hat sie 2020 in der Klasse der Professoren Dobrica Bisenić und Simonida Rajčević ihr Studium abgeschlossen. An der Fakultät für internationale Wirtschaft in Belgrad, Lehrstuhl für Asien und den Pazifik, hat sie 2012 diplomiert. Ihre Arbeit gründet auf Audio- und Videoinstallationen, durch die sie sich mit Fragen der Identität, kollektiver und persönlicher Erinnerungen und Migrationserfahrungen im breiteren kulturellen und politischen Kontext beschäftigt.
 

Katarina Jovanović Allfa: 100.000

Die Arbeit „100.000“ der Autorin Katarina Jovanović Allfa beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen dem Kunstwerk, dem Betrachter und des Marktes, der die Rolle des Qualifikatoren des Wertes übernimmt und somit auch den Status des Künstlers in der Gesellschaft festlegt. Auf diese Weise verschwinden aus dem Perzeptionsfeld und verlieren an Bedeutung Überlegungen, Kontextualisierung und alle anderen Operationen, die für die Gestaltung der Bedeutung der Arbeit bedeutsam sind. In diesem Prozess leidet oft auch die ästhetische Dimension, die auf einen schieren Effekt reduziert wird, um überhaupt bemerkbar zu sein.

Wenn Arbeit nur eine Zahl bzw. den Preis einer Skulptur darstellt, wie es hier der Fall ist, dominiert der wirtschaftliche Wert über dem künstlerischen. Durch die Visualisierung von Zahlen kommuniziert die Botschaft am besten, die Zahl wird zum Medium, das die Botschaft definiert und modelliert, die einen wesentlichen visuellen Marker des Kunstwerkes darstellt; am Ende verwandelt sich die Zahl selbst in eine Botschaft.

Das ganze Wissen und die skulptorische Fertigkeit wird in etwas investiert, dass außer dem Preis nichts bedeutet. Andererseits sind in Kommunikation, Lernprozessen, Gedächtnis am markantesten Zahlen, auf denen unser Wissen gründet. Auf ähnliche Weise dominiert in gesellschaftlichen Beziehungen die Wirtschaft im heutigen Wertepool und die Künstlerin bietet uns die äußerste Folge solcher Relationen.

Durch die Einführung anderer Arbeiten-Zahlen stellt sich die Frage der Bewertung der Arbeit von seiten des Sammlers und der Künstlerin selbst, die oft unterschiedlich ist, was durch Gleichstellung des Preises und der Bedeutung des Werkes zum Absurd geführt wird. Am Werk ist die Hineindeutung des eigenen psychologischen Profils in der Zahl, die uns am angenehmsten ist, was zu einem Bauelement der Ästhetisierung der gleichen Zahl wird, in die wir im emotionellen Sinne investieren. Auf diese Weise definieren wir Zahlen, lassen aber diese auch unser Perzeptionsfeld definieren.
 
Katarina Jovanović Allfa
© Katarina Jovanović Allfa
Katarina Jovanović Allfa
wurde 1995 in Belgrad geboren und besuchte die Mittelschule für Design in Belgrad. Sie diplomierte 2019 am Lehrstuhl für Bildhauerei der Fakultät für bildende Künste in Belgrad in der Klasse des Professoren Mrđan Bajić, wo sie 2020 auch ihr Masterstudium abschloss. Während ihres Studiums wurde sie mehrmals ausgezeichnet. Neben Bildhauerei beschäftigt sie sich ebenfalls mit Performance und Medienarbeit. In ihrer Arbeit befasst sie sich größtenteils mit kollektiver Unzufriedenheit in gesellschaftlich-politischen Paradigmen.

Details

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