Ausstellung Weltreise. Kunst aus Deutschland unterwegs

Sibil Bergemann © Sibil Bergemann/ifa

24.01.-25.3.2019

Museum für zeitgenössische Kunst in Belgrad

Werke aus dem Kunstbestand des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) 1949 – heute

Das Museum für zeitgenössische Kunst in Belgrad und das Goethe - Institut Belgrad laden sie zu der Ausstellung die verschiedene Phänomene in der deutschen Kunst, entstanden ab den 50 Jahren des letzten Jahrhunderts bis heute. Verfolgt wird zum Beispiel, wie Video und Videoskulptur technisch und rezeptionsgeschichtlich mehr und mehr Aufmerksamkeit gewannen, wie sich die Fotografie seit den 1950er Jahren zu einer autonomen Bildkunst entwickelte und wie sehr sie gleichwohl in Wechselbeziehung zu den anderen künstlerischen Praktiken steht und dabei die permanente Verknüpfung von Kunstwelt und sozialen wie politischen Themen widerspiegelt. Sehr gut nachzuvollziehen ist auch, wie die Rolle von Künstlerinnen seit den 1970er Jahren parallel zu den gesellschaftlichen Entwicklungen beständig wichtiger wurde. Folgerichtig wurden Werke von Ulrike Rosenbach, Rebecca Horn, Katharina Fritsch, Rosemarie Trockel und anderen für Ausstellungen angekauft und damit feministische Thematiken der Kunst, wie die zunehmend selbstverständliche Bedeutung von Künstlerinnen für das Kunstgeschehen dokumentiert. Ein wichtiger Aspekt der Sichtung waren auch die persönlichen Verbindungen der Kuratorinnen und Kuratoren zu den Künstlerinnen und Künstlern, die oft der gleichen Generation angehörten oder über besonders ausgeprägte Kenntnisse von deren Werk verfügten. Diese Nähe zu den Künstlerinnen und Künstlern bewirkte auch, dass die prozessorientierten, schwer musealisierbaren, eher sammlungsresistenten Praktiken der Fluxus-Bewegung heute.

Während bislang die Kunstentwicklung in der DDR als Sonderfall einer hermetisch abgeschlossenen Exklave betrachtet und bis heute mit großem Aufwand als solcher erforscht und ausgestellt wird, ergab sich hier erstmals die Möglichkeit einer neuen Erzählung der über vier Jahrzehnte parallel laufenden deutschen Kunstgeschichten. Sie zeigt, dass die tatsächliche Entwicklung der Kunst sich nicht nach den Maßgaben der politischen Geschichte richtete. In Gegenüberstellungen versuchen wir dies anschaulich zu machen, etwa zwischen Gerhard Altenbourg, Bernhard Schultze und den Zeichnungen von Joseph Beuys, Hermann Glöckner und Hans Uhlmann, Arno Fischer und Chargesheimer, Sibylle Bergemann und Barbara Klemm, Manfred Butzmann und Klaus Staeck oder in der jüngeren Generation zwischen Julian Röder und Wolfgang Tillmans. Die besondere Qualität der Ausstellung besteht in dem großen Anteil an Arbeiten auf Papier, von Hannah Höch über Norbert Kricke oder Sigmar Polke bis hin zu Jorinde Voigt.

Zugleich werden die unterschiedlichen bildnerischen Gattungen integriert, Malerei, Zeichnung, druckgrafische Blätter, Fotografie und Skulptur werden auf einer Ebene betrachtet. Die Ausstellung ist im Wesentlichen chronologisch aufgebaut und arbeitet innerhalb dieser Chronologie mit ungewöhnlichen und erhellenden Konfrontationen unterschiedlicher Sprachweisen - sowohl im Ost-West-Vergleich wie auch im Zusammentreffen individueller Widersprüche. In zusammenhängenden Themenfeldern werden als „Cluster" Schwerpunkte besonders herausgehoben Nachkriegskunst zwischen Realismus und Abstraktion, Pop Art, Fluxus, sozial orientierte Autorenfotografie, die Bechers und ihre Schule etc.

Präsentiert werden ungefähr dreihundert Werke von etwa einhundert Künstlern darunter:  Dieter Appelt, Willi Baumeister, Bernd und Hilla Becher, Sibylle Bergemann, Joseph Beuys, Arno Fischer, Katharina Fritsch, Else (Twin) Gabriel, Isa Genzken, Hermann Glöckner, Andreas Gursky, Matthias Hoch, Hannah Höch, Candida Höfer, Rebecca Horn, Barbara Klemm, Norbert Kricke, Reinhard Mucha, Nam June Paik, Helga Paris, Otto Piene, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Klaus Rinke, Julian Röder, Dieter Roth, Thomas Ruff, Reiner Ruthenbeck, Karin Sander, Michael Schmidt, Bernard Schultze, Emil Schumacher, Thomas Schütte, Otto Steinert, Thomas Struth, Katharina Sieverding,  Wolfgang Tillmans, Günther Uecker, Wolf Vostell, Corinne Wasmuht, Wols, Ulrich Wüst u.a.

Der Kunstbestand des ifa umfasst sowohl die seit Jahren kontinuierlich angewachsene Sammlung des ifa wie auch Teile des Kunstbestandes des Zentrums für Kunstausstellungen der DDR. Die beiden Institutionen wurden zu Beginn des Jahres 1991 zusammengeführt.

Das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) ist ein wichtiger Akteur in der deutschen Außenkultur- und –bildungspolitik und ist die führende Organisation im internationalem Dialog und Kulturaustausch. Das Institut gestaltet den internationalen Kunstaustausch mit weltweit tourenden Ausstellungen zu zeitgenössischer Kunst, Design und Architektur aus Deutschland. Der Kunstbestand umfasst heute über 23.000 Werke und verkörpert auf einmalige Weise die Geschichte der zeitgenössischen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts aus Deutschland. Das ifa präsentiert derzeit rund 30 Ausstellungen mit mehr als 200 Künstlerinnen und Künstlern, die Einblicke in die bildende Kunst, Fotografie und Film, Design und Architektur geben.

 
Die beiden Kuratoren der Ausstellung, Professor Matthias Flügge (Dresden) und Professor Matthias Winzen (Saarbrücken) sind bis zum 25.01.2019 zu Gast im Museum für zeitgenössische Kunst in Belgrad.
Kuratorenführungen durch die Ausstellung am Freitag, 25.01. um 17 Uhr auf Englisch (Eintritt frei) und um 19 Uhr in deutscher Sprache.

Während der Ausstellung werden Begleitprogramme, Workshops, Interviews mit Kuratoren und Künstlern organisiert. Informationen hierzu werden zeitnah hier und auf Facebook und Instagram veröffentlicht.

Die Ausstellung wird bis zum 25. März 2019 gezeigt. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

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