Ausstellung Ksenija Jovišević: Tourist Romantic

Tourist Romantic (A Prayer for the Unemployed) © Ksenija Jovišević

Do, 05.12.2019 –
Sa, 01.02.2020

19:30 Uhr

Gradska biblioteka u Novom Sadu, Bibliotečki ogranak "Anica Savić Rebac"

Über den romantischen Eskapismus, das große Versprechen vom Glück und die Symbole eines modernen Paradieses

 
Ausstellungseröffnung: 05.12.2019 um 19:30 Uhr

Kusntcafé: 12.12.2019 um 20:00 Uhr
Mit: Natalija Paunić (Kuratorin) und Ksenija Jovišević (Künstlerin)


In ihrer Arbeit setzt sich die Künstlerin Ksenija Jovišević mit zwei Phänomenen auseinander, dem des Touristen und dem des Arbeiters, die sich dann in der romantisierenden Vorstellung eines vom kapitalistischen System versprochenen Paradieses miteinander verweben. Der späte Kapitalismus geht nämlich autoreflexiv davon aus, dass jeder nur das bekommt, was er verdient, und zwar gemessen an dem, was er zuvor in die eigene Entwicklung investiert hatte. In diesem Sinne hat sich auch die Künstlerin selbst vor einigen Jahren für eine Weiterbildung in Deutschland entschieden. Das Leben in Europa (wobei mit Europa, wie inzwischen allgemein üblich, eigentlich nur die EU gemeint ist), eröffnete aber für sie ein vollkommen neues Erfahrungsfeld. Dabei geht es um Erfahrungen von hybriden Zuständen, Gefühlen und Existenz-Fragen im Allgemeinen, die mit dem Status eines Touristen oder eines ausländischen Studierenden verbunden sind, sowie mit diversen Hindernissen und Verboten, die sich aus einem solchen Status ableiten. In der kapitalistischen Welt von heute werden die Erfolgs-Vorstellungen mit den Urlaubs-Vorstellungen verknüpft bzw. identifiziert, wobei der Erfolg die Voraussetzung für einen exklusiven Traum-Urlaub darstellt. Während man vom Urlaub träumt, spielt sich das eigene Leben jedoch in Wirklichkeit auf ganz anderen Orten ab, die in einem scharfen Gegensatz zum Traum bzw. zum versprochenen Paradies stehen. In ihren Bildern setzt sich Ksenija Jovišević mit diesem Paradoxon auseinander, unter Einsatz von visuellen Symbolen und damit in einer Sprache, die von der neoliberalen Gesellschaft am besten verstanden wird. Wir werden heute von einem Gesellschaftssystem verführt, in dem nur ausnahmsweise darüber gesprochen wird, dass es bei den weit verbreiteten Vorstellungen vom Glück und vom Paradies auf Erden eigentlich um einen Traum geht, der wohl kaum zu verwirklichen ist. Deswegen vergessen wir nur allzu oft, dass es sich zwischen unserem Traum und unserer Realität fast keine Berührungspunkte gibt bzw. fast keine Berührungspunkte geben kann.
 
 
Ksenija Jovišević (Belgrad, 1988) hat ein Diplom- und anschließend ein Master-Studium in Malerei an der Kunstakademie Belgrad abgeschlossen. Nach ihrem Master-Abschluss 2012 studierte sie an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main, in der Klasse von Willem de Rooij (2015–2017). Sie hatte mehrere Einzel- und Gruppenausstellungen, war Residenz-Künstlerin (SIM) in Reykjavik 2016, Finalistin des Dimitrije-Bašičević-Mangelos-Wettbewerbs 2017 und Stipendiatin der Stadt Frankfurt im Rahmen des Air_Antwerpen Projektes in Belgien 2018. Sie lebt und arbeitet in Belgrad und Berlin.

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