Ausstellung Das Kopftuch als kultureller Signifikant

Kopftücher © Tanja Ostojić/Missplaced Women

Mi, 18.05.2022 –
Do, 30.06.2022

18:00 Uhr

Museum der Vojvodina

Am Mittwoch, dem 18. Mai 2022 um 18:00 Uhr im Museum der Vojvodina wird die Künstlerin Tanja Ostojić die internationale Ausstellung Das Kopftuch als kultureller Signifikant eröffnen, die in Zusammenarbeit mit dem Frauen-Museum aus Novi Sad, der Organisation Frauen in der Einen Welt / Museum Frauen Kultur Regional-International aus Bayern und dem Museum der Vojvodina entstanden ist.

Tanja Ostojić ist eine interdisziplinäre und Performance-Künstlerin aus Belgrad, die in Berlin lebt und arbeitet. Sie ist international bekannt als Pionierin der institutionellen Gender-Kritik und für ihre Arbeit auf dem Gebiet der gesellschaftlich und politisch engagierten feministischen Kunst und der Kunst im öffentlichen Raum, aber auch im Bereich der Forschung und Bildung.

Die Ausstellung Das Kopftuch als kultureller Signifikant ist eines jener Ereignisse, das sich im Rahmen des programmatischen Bogens Heldinnen, Novi Sad-Europäische Kulturhauptstadt 2022 abspielen wird. Autorinnen dieses Projekts sind Vera Kopicl und Silvia Dražić aus dem Frauen-Museum, die Kuratorinnen des Museums Frauen Kultur Regional-International aus Bayern, Gaby Franger, Elisabeth Bala, Tijana Jakovljević-Šević und die Kuratorin des Museums der Vojvodina Katarina Radisavljević.

Bei der Ausstellung werden die Kuratorinnen des Museums Frauen Kultur Regional-International aus Bayern ihr langjähriges Ausstellungsprojekt präsentieren, das durch ein Mikrosegment der Frauenbekleidung als Eintragungsweise der kulturellen Identität die kulturelle Vielfalt im europäischen, außereuropäischen und lokalen Kontext darstellt und refektiert, während die Kuratorin des Museums der Vojvodina eine Antwort auf die Ausgangsgeschichte formulieren wird, und zwar durch ein Ausstellungskonzept, das dem traditionellen und zeitgenössischen Verhältnis der Frauen in der Vojvodina zu ihrem Haar und dessen Ver- und Enthüllen gewidmet ist. Als besondere Metaperspektive zeigen die Programmredakteurinnen des Frauen-Museums durch die Arbeiten von Tanja Ostojić und Persefoni Myrtsou, auf welche Weise die zeitgenössische Kunst traditionelle Frauen-Routinen kritisch reflektiert und reinterpretiert und sie durch eine subversive feministische Lesart aktueller gesellschaftlicher Phänomene funktionalisiert.

Als Bestandteil dieser Ausstellung wird der Dokumentarfilm Under the Cover von Nejra Latić Hulusić und Sabrine Begović-Ćorić (HAVA, Sarajevo) gezeigt, der eine neue Perspektive durch authentische Erfahrungen und Zeugnisse junger Frauen mit sich bringt, die sich im postkommunistischen Bosnien-Herzegowina der Nachkriegszeit dazu entschlossen haben, ihren Kopf zu bedecken, weil sie dies als Ausdruck ihres freien Willens, aber auch der Auflehnung gegen das vorherrschende neoliberale Konzept der „freien Frau“ empfanden.

Einen besonderen interpretativen Rahmen für vielfältige Vorstellungen und Interpretationen des Kopftuchs als kulturellen Signifikanten haben Tijana und Mila Popović gesetzt, die Autorinnen des das Ausstellungsdesigns, der Modelle und der aus recycelten Materialien gefertigten Puppen und Ausstattungselemente sind.

Im Rahmen der Ausstellungen werden mehrere Workshops stattfinden, die dem Kopftuch im aktuellen gesellschaftlichen und politischen Kontext gewidmet sind, ebenso wie den Vorurteilen, Ungleichheiten und oftmals auch der Diskriminierung gewidmet sind, denen die Kopftuch tragenden Frauen ausgesetzt sind, den Produktionstechniken von Kopftüchern, einschließlich eines Lehrgangs zu konkreten Fertigkeiten des Designs, der Färbens und Druckens von Kopftüchern. In einem besonderen Segment wird es um das rote Tuch als ideologischem Symbol gehen, das die Erinnerung an das Pioniertuch als Bestandteil des Erwachsenwerdens in einem Zeitraum unserer Geschichte wiederaufleben lässt (Kinderkulturzentrum). Die Workshops werden in der Kulturstation Seidenmanufaktur im Zeitraum vom 19.05. bis zum 25.05.2022 stattfinden.

Die Filmvorführung Aufs Kopfsteinplaster schauen der Akademischen Initiative Forum 10 aus Novi Pazar (26.05.2022, Kulturstation Seidenmanufaktur) soll Diskussionsraum über Machtverhältnisse und Frauenfreiheiten schaffen, und zwar an einem ganz konkreten Beispiel aus der Geschichte der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (Verbot des Tragens eines Gesichtsschleiers, 1951). An diesem Gespräch nehmen Fahrudin Kladinčanin aus der Akademischen Initiative Forum 10 und Dr. Gordana Stojaković teil, die diese Ereignisse aus der Perspektive der Aktivitäten der Antifaschistischen Frauenfronts (AFŽ) im Rahmen von Emanzipierungsprozessen und der Berichte in der vom AFŽ herausgegebenen Presse interpretiert.

Da wir auch unsere Mitbürger*innen in das Thema der Bedeckung und des Ver- und Enthüllens des Frauenhaars mit einbeziehen wollen, haben wir ihnen eine öffentliche Einladung zukommen lassen, sich an einem Teil des Projekts zu beteiligen, indem sie uns ihre Fotografien aus Familien- und Privatalben schicken.

Die Ausstellung Das Kopftuch als kultureller Signifikant ist im Museum der Vojvodina, Dunavska 37 vom 18. Mai bis zum 30. Juni 2022 zu sehen. Die Workshops finden in der Kulturstation Seidenmanufaktur vom 19. Mai bis zum 26. Mai 2022 statt.

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