Ausstellung Goran Despotovski: Das Schicksal des Individuums

Sakko © Goran Despotovski

Do, 03.06.2021 –
Sa, 03.07.2021

19:30 Uhr

Gradska biblioteka u Novom Sadu, Bibliotečki ogranak "Anica Savić Rebac"

Schaufensterausstellung

 
Ausstellungseröffnung: 03.06.2021 um 19:30 Uhr
Die Eröffnung findet vor dem Goethe-Institut statt. In der Galerie sind maximal 5 Besucher gleichzeitig erlaubt. Wir bitten Sie, Abstand zu halten und Ihre Mundmaske zu tragen.

Gute Gewohnheiten: 19.06.2021 um 11:00 Uhr
Künstlerischer Spaziergang durch Belgrad
Link

Kunstcafé: 01.07.2021 um 20:00 Uhr
Online-Streaming über Facebook und YouTube
Mit: Slavica Popov (Kunsthistorikerin) und Goran Despotovski (Künstler)

Goran Despotovski beschäftigt sich mit der Erforschung mehrerer medialer bildender Ganzheiten, vorwiegend im Gebiet der Installationen, in denen er den Menschen, die Gruppe, die Menschenmasse in der Form einer Puppe darstellt, die im Raum die Anwesenheit des Menschen kontextualisiert, wobei sie/er im buchstäblichen Sinne nicht gegenwärtig sind. Auf diese Art gestaltete und konzipierte Menschen in einer Gruppe lassen durch ihre Haltung, ihren Zustand, ihre Kleidung ein Gefühl entstehen, das mit dem Zustand einer Gruppe in Warteschlangen, Lagern, Gefängnissen, Krankenhäusern, Warteräumen usw. gleichgesetzt werden kann. In diesen Arbeiten wird die Darstellung des Menschen durch ein spezifisches Modell einer Puppe versinnbildlicht. Es ist von einer Schlüsselbedeutung, das die Puppen nicht ausdrücklich über die Identität der Persönlichkeit erzählen, sondern die Identität von uns allen bzw. des Menschen absorbieren. Die Erscheinung des Individuums in der Gestalt einer Puppe als Körper/Figur bestimmt den Alltag des modernen Menschenlebens und den zivilisatorischen Rahmen, der von geschichtlichen Ereignissen bedingt ist. Das Modell der Puppe spielt mit seinen wesentlichen Elementen und der Art der Darstellung gerade auf den Menschen an, der die Integrität eines sozialen Wesens verloren und sich in eine reproduzierte Masse identischer Unlebens-Unwesen umgeformt hat. Die wesentliche Quelle für solch eine Darstellung von einer Menschengruppe sind turbulente und repressive Zustände, die dem Menschen in manipulativen Beziehungen aufgedrängt werden. Auf diese Weise verbindet der Autor allgemeine Stellen der menschlichen Verbrauchtheit im Identitätsverlust, wenn in Verbindung mit einem anderen Menschen, einer Menschengruppe ohne Identität eine formlose Masse entsteht. Diese Darstellung der Masse, die aus der Vergangenheit oder Gegenwart, aus einem bestimmten oder unbestimmten Ereignis stammen kann, hebt das Problem hervor, das durch die Periode dieser Zeit und Region (Vertreibung, Warteschlangen, Warten, Hunger, Migration, Angst usw.) erfasst werden kann. Diese Erscheinung ist für den Menschen, wo immer er sich befindet, im kollektiven Bewusstsein äußerst erkennbar. Aus diesem Grunde hat Erfassung, Auslegung und Verständnis des Inhalts der Arbeiten eine klare Botschaft in einer Warnung, da im geschichtlichen Sinne der Mensch immer von kollektivem oder individuellem Leid durchdrungen ist. Es handelt sich um die Darstellung des Menschen/Körpers, der zu einer Figur wird; die Figur wird zu einer Puppe, die in ausgeprägten Aspekten des Menschen – als Individuum oder als Masse – auf die Abwesenheit von Leben hinweist, inmitten einer Menschenwelt, die hier und jetzt lebt und sich desillusioniert hat.

 
Installation – Fahnen Zivil (2008)

Die Arbeit besteht aus neunundneunzig Segmenten (Abdrücken)
Technik: Digitaldruck auf Leinwand (Fahne)
Dimensionen: 200 x 100 cm (eine Fahne)

Die Wandinstallation Zivil wurde aus mehreren weißen Fahnen gestaltet, auf denen flache Figuren dargestellt sind, schwarze Flecken, die auf Kleidung ohne Körper verweisen. Es handelt sich um Silhouetten in Bewegung. Die Phantomkörper sind auf der Fahne „gefangen“ und aufgestellt als Symbol des Abwesenden, Verlorenen, Mangelnden, fast Tragischen, gleich der Zivilgesellschaft der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts auf dem Gebiet der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien.
 
Digitaldruck Sakko (2013)
(Replika der Arbeit Sakko aus 2002)

Die Arbeit besteht aus vierundzwanzig Segmenten
Technik: Digitaldruck auf Styrodur
Dimensionen: 80 x 60 cm (ein Segment)

Die Arbeit Sakko stellt Sequenzen von Photoaufnahmen von Sakkos in unterschiedlichen Posen dar. Die Sakkos, dargestellt in ihrer Ganzehit, gestalten eine dramatische außerkörperliche Form, die auf die Anwesenheit oder die Abwesenheit des menschlichen Körpers hinweist. Sequenzen der Sakkos, angehalten in der Bewegung, stellen unterschiedliche Formen der Angespanntheit dar, die durch das Verhältnis der Gesellschaft gegenüber dem Individuum hervorgerufen werden. Das Patchwork-Sakko ist im Zustand des räumlichen Driftens dargestellt und alludiert auf verbrauchte verblasste Vorstellungen. Diese Formen symbolisieren den entblößten Menschen beziehungsweise Aspekte des Lebens unter sozialen Einflüssen. Aus diesem Grunde spricht der vorgefundene Zustand des Verlassenen über die elementäre Verlassenheit und den Verlust von Individualität. Eingetragene Formen der Sakkos in unterschiedlichen amorphen Szenen verkörpern die metaphysische Bewegung innerhalb des Raumes selbst. Das Kleidungsstück symbolisiert den Zustand zwischen Leben und Tod in einem Raum, der zwischen dem Weggewiesenen und dem Verlorenem schwebt. Die Gestalt des Sakkos in mehreren Segmenten varierend, wird durch die Veränderungen die Aktivität der Leere suggeriert.
 
Goran Despotovski © Goran Despotovski Goran Despotovski wurde am 13. August 1972 in Vršac in Serbien geboren. Er erwarb sein Diplom an der Höheren Schule für bildende und angewandte Künste in Belgrad (1995). An der Kunstakademie in Novi Sad beendete er sein Grundstudium (1999) und sein Magisterstudium (2003) der bildenden Künste und erwarb den Titel: Doktor der Künste – Bildende Künste (2018). An der gleichen Akademie arbeitet er seit dem Jahr 2004. Im Jahr 2019 wurde er zum ordentlichen Professor für das künstlerische Gebiet Bildende Künste ernannt. Er ist Vorsitzender der Union der Verbände der bildenden Künstler der Vojvodina (seit 2017). Seine Arbeiten wurden auf achtundfünfzig selbstständigen und mehrereren kollektiven Ausstellungen im Land und im Ausland präsentiert. Er wurde mehrfach auf dem Gebiet der bildenden Künste ausgezeichnet. Er ist Autor mehrerer Projekte im Rahmen von: Unterschiede (2005 -), Bild (2001 -), Buch (2016), Raum des digitalen Bildes (2016), SMIC. bewegliche Form (2019 - ) u.a.

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