Buchpräsentation und Fotoausstellung Archiv der Flucht. Igor Čoko, „Schlupfwinkel“

 Igor Čoko, „Schlupfwinkel“ © Igor Čoko

Do, 02.12.2021 –
Di, 15.03.2022

Online Goethe-Institut Belgrad, Bibliothek

02.12.2021-30.01.2022
Gespräch mit dem Künstler und Buchpräsentation:
16.12.2021 um 20:00 Uhr
Moderation: Selman Trtovac, Zorica Milisavljević

Im Rahmen des regionalen Projekts des Goethe-Instituts „Archiv der Flucht”, das in Zusammenarbeit mit dem Haus der Kulturen der Welt (HKW) aus Berlin durchgeführt und in Athen, Belgrad, Bukarest, Istanbul, Sarajevo, Tirana und Zagreb präsentiert wurde, veranstaltet das Goethe-Institut Belgrad ein Begleitprogramm, das dem Thema Flucht und Migration gewidmet ist.

Teil dieses Programms ist auch die Fotoausstellung von Igor Čoko. Am Donnerstag, dem 16.12.2021 um 20:00 Uhr werden wir mit dem Autor auch über seinen unlängst veröffentlichen Fotoband „Schlupfwinkel“ sprechen.

"Das Buch Schlupfwinkel ist der Epilog der sechsjährigen Beschäftigung mit dem Thema Flüchtlinge und Migranten aus dem Mittleren Osten, die sich auf ihrem Weg in Richtung EU, auf der sog. Balkanroute, über kurz oder lang in Belgrad Station gemacht haben. In der Vielzahl der Themen, mit denen ich mich als Anthropologe oder Fotograf auseinandergesetzt habe, ist es schwer, sich für das Wichtigste zu entscheiden. Allerdings bin ich mir in diesem Fall ziemlich sicher – Schlupfwinkel ist ein solches Thema, denn dadurch wurde etwas erreicht, das wichtiger ist als die Fotografie selbst – es wurde das Bewusstsein und die Empathie bei den Menschen geweckt, als notwendiges Gegengewicht zu jenen Vorurteilen, denen Migranten und Flüchtlinge ausgesetzt sind.

Solche Geschichten sind niemals einfach, denn sie erfordern eine intensive, in die Tiefe gehende und alles durchdringende Herangehensweise, was jedoch innere Unruhe, Hinterfragung, Flashbacks mit sich bringt. Denn diese Geschichte kann niemand verstehen, der die Hölle der Flüchtlingsexistenz nicht auch auf der eigenen Haut erlebt hat. Zumindest nicht auf eine derart ausgeprägte, intensive Weise.

Das Buch beginnt mit der massenhaften Ankunft von Flüchtlingen aus Syrien, es schildert, wie eine kleinere Gruppe von Migranten in den verlassenen Lagerhallen hinter dem Busbahnhof, die heute zum Glück nicht mehr da sind, steckengeblieben ist, nachdem die Stacheldrahtbarriere an der ungarischen Grenze errichtet wurde. Danach kamen sie einzeln oder in kleinen Gruppen hinaus, um in Belgrad mögliche Fluchtrouten zu erkunden. Bis hin zum Schlusskapitel, als durch die Machtübernahme in Afghanistan seitens der Taliban ganz berechtigt wieder die zu Beginn gestellte Frage gestellt wird, ob all dies notwendig war und, falls ja, warum.

Ich hoffe ganz aufrichtig, dass dieses neutrale und wegen seines dokumentarischen Ansatzes realistische Buch, das zeitweise textuell und emotional intensiv ist, was auf die dargestellte Situation bzw. die damaligen Umstände zurückzuführen ist, auch zu Ihnen vordringen wird. Und auch, dass Sie sich niemals auf dem Weg sein werden, den diese Menschen gehen müssen."

Igor Čoko, Autor
Belgrad, im September 2021


 
Igor Čoko wurde 1975 in Knin geboren. Er hat das Studium der Ethnologie und Anthropologie an der Philosophischen Fakultät in Belgrad abgeschlossen. Er ist Berufsfotograf, der aus der Perspektive eines visuellen Anthropologen das Leben, die Ästhetik der Straße und die Problematik der Randgruppen dokumentiert. Er ist Autor von fünf Büchern und mehr als vierzig selbstständige Ausstellungen und Vorträgen in Serbien und weltweit. Seine Fotobände sind Teil des Bestands der Bibliothek der Hasselbad-Stiftung in Göteborg. Er ist Redakteur beim Verband Grain, der sich mit der Kultur und Werbung für die engagierte Straßen- und Dokumentarfotografie beschäftigt. Seit 1995 lebt und arbeitet er in Belgrad.

Wichtige Anmerkung:
Aufgrund der derzeitigen Pandemie-Situation und gemäß den Gesetzesmaßnahmen, die nach Ausbruch der Pandemie festgelegt wurden, ist die Besucheranzahl eingeschränkt. Alle Interessenten, die am Gespräch mit Igor Čoko am 16.12.2021 ab 20:00 Uhr im Goethe-Institut teilnehmen wollen, können sich bis zum 12.12.2021 über den folgenden Link: zorica.milisavljevic@goethe.de anmelden. Alle, die nicht persönlich beim Gespräch dabei sein können, haben die Möglichkeit, dieses über das Streaming auf unseren Social-Media-Kanäsen zu verfolgen.
Archiv der Flucht, Projektseite

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