Ausstellung Gruppe KÔD: Die wilde Freiheit der künstlerischen Avantgarde

ZGLOB, Essay. Kocijančić, Kiš Jovak, Radojičić, Mandić, Bogdanović © Slavko Bogdanović

Do, 03.11.2022 –
Mo, 23.01.2023

19:30 Uhr

Online Goethe-Institut Belgrad, Bibliothek

Gruppe KÔD in den Akten und in der Zeit

Ausstellungseröffnung: 03.11.2022 um 19:30 Uhr

Kunstcafé: 17.11.2022 um 20:00 Uhr
Mit: Ješa Denegri (Kunsthistoriker), Irina Subotić (Kunsthistorikerin), Svetlana Rajičić Perić (Literaturwissenschaftlerin), Slavko Bogdanović (Künstler) und Dragorad Kovačević (Verleger)
Als Präsenzveranstaltung und online über Facebook und YouTube

In der Galerie „Wechselstube“ des Goethe-Instituts Belgrad wird im November und Dezember die Ausstellung „Die wilde Freiheit der künstlerischen Avantgarde. Gruppe KÔD in den Akten und in der Zeit“ gezeigt. Das Publikum wird die Chronologie der Gruppe KÔD sowie die grafische Darstellung „Timeline der Gruppe KÔD“ der Autorin Tijana Popović-Pješčić sehen können.

 
Aus dem Buch „Die wilde Freiheit der künstlerischen Avantgarde. Gruppe KÔD in den Akten und in der Zeit“

Immer hat es Gründe gegeben, das Phänomen der Avantgarde-Künstlergruppe KÔD aus Novi Sad zu forschen. Die Zeit hat gezeigt, dass das Dokumentieren, Beschreiben, Analysieren, theoretisches Interpretieren und Kontextualisieren ihrer Arbeit mit der Zeit in jugoslawische, europäische und weltweite Tendenzen der Gegenwartskunst – minuziöse und geduldige Arbeit von einigen ihrer Zeitgenossen, Kurator*innen, Kritiker*innen und Theoretiker*innen – eine professionelle Mühe darstellte, ohne die auch die wenigen Spuren, die hinter der Mitglieder der Gruppe KÔD geblieben sind, in der Zeit verlorengegangen wären. Denn die Kunst der Mitglieder dieser Gruppe ist nicht als Ergebnis üblicher, gewöhnlicher Umstände entstanden (durch Schulbildung, Vereinbarungen, Timing, mit Publikum, in Galerien, mit Katalogisierung, mit öffentlicher Marketingkampagne...) – sie entstand und entwickelte sich innerhalb vollkommen anderer Voraussetzungen. Und demzufolge wurden die „Reste über das Schwimmen“, so Tišma, physische Reste in irgendeiner Form, oft sogar während sie entstanden, der unerbittlichen Wirkung der Zeit ausgesetzt und konnten nur noch in den Erinnerungen der Teilnehmenden und den wenigen Augenzeugen von den Ereignissen, in denen diese bisher unbekannte künstlerische Praxis entstand, weiterleben. Diese Kunst war jedoch genauso der zerstörenden Wirkung der politisch motivierten Repression in der Kultur in Vojvodina ausgesetzt, die an den Mitgliedern der Gruppe KÔD und anderen jungen Nachkriegsintellektuellen und Angehörigen der Avantgarde in Novi Sad gnadenlos und eingefädelt aus den höchsten Kreisen der Partei in Vojvodina geübt wurde.

Die Zeit hat noch etwas gezeigt. Parallel zu den Lynchkampagnen in Medien und der offenen Repression gegenüber diesen Künstlern in Vojvodina, während die Informationen über die Erfolge der Partei und des Staates im ideologischen Kampf gegen sie sorgfältig veröffentlicht wurden, wurden auch die Ergebnisse dieser wertvollen Arbeit der Expert*innen sozusagen in Echtzeit publiziert. Die kulturelle Öffentlichkeit in Jugoslawien, Serbien und Vojvodina hatte die Ergebnisse ihrer professionellen Arbeit gemeinsam mit den Ergebnissen der Arbeit der Gruppe KÔD und anderer Angehörigen der Avantgarde-Kunstszene in Vojvodina vor Augen. Gemeinsam mit den anderen künstlerischen Ansprüchen in Slowenien, Kroatien und etwas später in Belgrad, die in die gleiche Richtung wirkten, wird diese Kunst bald als die „neue künstlerische Praxis“ bezeichnet. Dieser Begriff soll auf Verschiedenheit, Andersartigkeit dessen, was heute als „sozialistischer Modernismus“ bezeichnet wird, hinweisen. Aus einem besonderen Grund, der nie ausführlich untersucht wurde, wurde diese Kunst und die Geschichte, die die Expert*innen davon erzählt haben, an der Szene der Auslandsbeziehungen dargestellt, um zu beweisen, dass man im selbstverwaltenden sozialistischen Jugoslawien große künstlerische Freiheit genießt und gute Kunst entwickeln kann.

Es mussten Jahrzehnte vergehen, bevor die „offizielle Kultur in Vojvodina“ den Bedarf wahrgenommen hat, der Avantgarde-Szene der 1970er Jahre in Novi Sad gewisse Aufmerksamkeit zu erweisen.

Slavko Bogdanović

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