Osmotic Studios I 2016
Das Videospiel Orwell: Keeping an Eye on You wirft die Spieler*innen in eine Welt, in der Überwachung Alltag ist. Im fiktiven Staat „Die Nation“, der von einer autoritären Regierung namens „Die Partei“ geführt wird, werden über das nationale Überwachungssystem „Orwell“ Bürger von sogenannten „Investigators“, die die Kommunikation von verdächtigen Personen filtern und auswerten, und ihren „Advisors“ ausspioniert. Der besondere Twist: Die Investigators sitzen außerhalb von „The Nation“, als im Ausland angeworbene Spione. Die Spieler_innen schlüpft in die Rolle eines Investigators, der nach einem Terroranschlag die Daten von Verdächtigen auswerten soll. Dabei ist er nie voll im Bilde über die Ereignisse, sondern von den Anweisungen und Informationen seines Advisors abhängig. Schnell stellt sich die Frage, wer wen überwacht.
Peter Lu & Lea Schönfelder | 2014
Das Spiel Perfect Woman setzt sich spielerisch mit den unterschiedlichen und oft widerstreitenden Erwartungen auseinander, die die Gesellschaft an Frauenrollen stellt.
Die Spieler*innen durchlaufen ein Frauenleben vom Mutterleib bis ins Grab, das in verschiedenen Abschnitten unterteilt ist. Zu Beginn jedes Abschnitts können die Spieler aus vier Optionen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden wählen. Die Rollenvorschläge decken dabei eine breite Palette von Klischees wie Prinzessin (mittelschwer) bis zu eher untypischen Rollen wie Pro Gamer (leicht) oder Außenministerin (schwer) ab.
Anschließend muss der*die Spieler*in über Kinect-Erfassung mit seinen Bewegungen die gewählte Figur in die vom Simulator geforderten Positionen biegen – je nach gewählter Rolle keine leichte Aufgabe. Man erfährt am eigenen Leib: Jede Frauenrolle erfordert es, sich mehr oder weniger zu verbiegen, um sie zu erfüllen. Gleichzeitig erlaubt das Spiel jedem, seine eigene Version einer „Perfect Woman“ zu kreieren – bestehend aus vielen unterschiedlichen Facetten.
Lucas Pope I 2013
Im Videospiel Papers, please! schlüpft der*die Spieler*in in die Rolle eines Grenzbeamten des autoritären Staates Arstotzka. In einer langen Schlange warten Menschen am Grenzübergang zu Kolechia darauf, einreisen zu können. Anhand eines Regelhandbuchs muss der Spieler entscheiden, welche Personen er einreisen lässt und welche er abweist. Er muss überprüfen, ob die Angaben in den Papieren stimmen, ob die Leute lügen oder gar eine Gefahr als Terroristen darstellen könnten. Irrt er sich, kann das zu Sanktionen wie Lohnabzügen und als Folge davon Hunger und Krankheit für seine Familie bedeuten. Im Verlauf des Spieles werden die Regeln immer komplizierter, die Geschichten der Einreisenden immer komplexer. Ist der Mann mit dem abgelaufenen Arbeitsvisum wirklich nur ein harmloser Familienvater? Will die Frau mit dem ungültigen Pass wirklich nur ihre kranke Mutter besuchen? Der Beamte in seiner Machtposition wird hin- und hergerissen zwischen seiner Menschlichkeit und der Angst um die eigene Haut.