Vorführung von Spielung und Diskussion Papers, please!

Papers, please!, Screenshot © 3909 LLC

19.08.2020
18:00-18:30 Uhr Spielung
18:30-19:15 Uhr Diskussion

Online

Games and Politics

Im Herbst 2019 präsentierte das Goethe-Institut Zypern die Veranstaltungsreihe Games and Politics, die sich mit der gesellschaftlichen Rolle und Relevanz von Games und Gaming beschäftigt.

Die interaktive Ausstellung Games and Politics beinhaltete achtzehn Computerspiele, von denen eine Auswahl an drei Abenden live vorgespielt wurde. Während der Spielung, wurde der Spielverlauf von zyprischen und deutschen Experten eingeordnet und kommentiert sowie die Fragen des Publikums beantwortet. Gezeigt und diskutiert wurden die preisgekrönten Spiele Papers, Please! und Orwell sowie Perfect Woman.

Die drei Spielungen und die darauf folgende Diskussion können Sie jetzt  auf unserem YouTube-Kanal sehen. Am 19. August 2020 zeigen wir die Spielung Papers, please!, in dem die Arbeit am Grenzübergang eines diktatorischen Regimes thematisiert wird.

Papers, Please!
Lucas Pope I 2013

Im Videospiel Papers, please! schlüpft der*die Spieler*in in die Rolle eines Grenzbeamten des autoritären Staates Arstotzka. In einer langen Schlange warten Menschen am Grenzübergang zu Kolechia darauf, einreisen zu können. Anhand eines Regelhandbuchs muss der Spieler entscheiden, welche Personen er einreisen lässt und welche er abweist. Er muss überprüfen, ob die Angaben in den Papieren stimmen, ob die Leute lügen oder gar eine Gefahr als Terroristen darstellen könnten. Irrt er sich, kann das zu Sanktionen wie Lohnabzügen und als Folge davon Hunger und Krankheit für seine Familie bedeuten. Im Verlauf des Spieles werden die Regeln immer komplizierter, die Geschichten der Einreisenden immer komplexer. Ist der Mann mit dem abgelaufenen Arbeitsvisum wirklich nur ein harmloser Familienvater? Will die Frau mit dem ungültigen Pass wirklich nur ihre kranke Mutter besuchen? Der Beamte in seiner Machtposition wird hin- und hergerissen zwischen seiner Menschlichkeit und der Angst um die eigene Haut.

Moderator: Frixos Masouras
Spieler: Constantinos Psillides
Redner DE: Konstantin Mitgutsch
Redner CY: Christos Kyriacou

Frixos Masouras Foto: privat Frixos Masouras wurde in Zypern in Zeiten geringerer technologischer Entwicklung geboren und ist dort aufgewachsen. Der Eindruck eines „Technophoben“ täuscht, da die vorherige Aussage in Wahrheit eine einfache Tatsache und keine nostalgische Tragödie ist. Als begeisterter Gamer, sowohl auf Brettspiele als auch auf Monitoren, wuchs er seit seinem 12. Lebensjahr, mit Dungeons & Dragons und einer Vielzahl von digitalen Spielen unterschiedlichster Art, auf. Er verstand früh, dass die soziale Verantwortung, die auf den Schultern der Entwickler*innen liegt, nicht anderer Natur als die anderer Kunstschaffender ist. Masouras ist herausgebender Autor und Drehbuchautor, sowie seit zwölf Jahren ein etablierter Sportkommentator und Moderator.

Constantinos Psillides Foto: privat Constantinos Psillides ist ehemaliger Journalist in den Fachgebieten Technologie, Umwelt und in weiteren sozialen Themenfeldern. Nachdem er mehr als 10 Jahre in der Branche gearbeitet hat, ist er derzeit bei einem Softwareunternehmen als Projektmanager beschäftigt.

Constantinos war immer an neuen Entwicklungen interessiert und moderierte einen der ersten Podcasts in Zypern, die Laughing Mouflon Show, bei der er Menschen aus der Unterhaltungsindustrie sowie Experten aus verschiedenen akademischen Bereichen interviewte. Er ist der Spieler, der weiterhin Spaß an der virtuellen Welt hat und sich der enormen Auswirkungen der Spieleindustrie auf die moderne Gesellschaft bewusst ist.

Dr. Konstantin Mitgutsch Foto: Lea Fabienne Dr. Konstantin Mitgutsch ist der Gründer von Playful Solutions, einer Wiener Spiele Agentur, die spielerische Lösungen für reale Probleme entwickelt.

Dr. Mitgutsch ist außerdem Affiliate Researcher am MIT Game Lab (Massachusetts Institute of Technology) und Dozent an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er fungiert als Gaming Director des Red Bull Mind Gamers-Projekts und untersucht neue Formen der Verwendung von Spieledesign als Werkzeug für die persönliche Entwicklung und Bildung. Er promovierte in Erziehungswissenschaft und Medienpädagogik an der Universität Wien und hat Bücher über zielgerichtetes Spieldesign, Lernen und Technologie veröffentlicht.

Christos Kyriacou hat an der University of Edinburgh promoviert und ist Dozent an der University of Cyprus. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Epistemologie, der Metaethik und die Schnittmenge der beiden Bereiche. Er hat Artikel in Zeitschriften wie Synthese, Erkenntnis, Episteme, Philosophical Pyschology, Journal of Ethics and Social Philosophy und anderen Journalen veröffentlicht. Er hat auch den Band Metaepistemology (2018, Palgrave) mitherausgegeben, einen weiteren Band über Skepsis mitverfasst (Routledge, 2021) und kürzlich eine Einführung in die Moralphilosophie verfasst.

Über die Ausstellung „Games and Politics“

Games and Politics entstand 2016 und basiert auf der Ausstellung Global Games des ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) Karlsruhe. Die Ausstellungskuratoren wählten politisch ambitionierte Computerspiele aus, die zwischen 2004 und 2016 entstanden sind und die Grenzen und Möglichkeiten des Genres ausschöpfen. Computerspiele verstehen sich nicht nur als Bildfläche gesellschaftlicher Zu- und Missstände, sondern versuchen mit einer Simulation der Prozesse und Regeln, diese Missstände hervorbringen.

Die interaktive Ausstellung Games and Politics beinhaltete achtzehn Computerspiele, von denen sechzehn gespielt werden konnten. Die Spiele setzten sich auf künstlerischer Ebene mit Themen wie Medienkritik, Migration, Machtverhältnissen, Geschlechterrollen und Militarismus auseinander. Die Besucher schlüpften in die Rolle der Spieler und machten ihre eigene Erfahrung, wie die Spiele auf sie wirkten.

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