Artist-In-Residenz
Martin Steinert: wooden cloud

wooden cloud
Rauminstallation | © Martin Steinert

Die Architektur der Wünsche

Goethe-Institut

Martin Steinert war als Gast unseres Artist-In-Residenz Programms für drei Wochen anläßlich des Festivals Sculpture Line in Prag. Während seiner Residenz entstand die Prager wooden cloud am Smetana-Kai.

Bei meinen Installations-Projekten im öffentlichen Raum habe ich immer wieder großes Interesse und Anteilnahme der Bevölkerung erfahren. Das Bedürfnis, diese Menschen beim Entstehungsprozess einer Installation nicht nur zuschauen zu lassen, sondern sie bei der Gestaltung aktiv mit einzubeziehen, brachte mich zu der Idee der wooden cloud, der Architektur der Wünsche. Die Möglichkeit, seine persönlichen Gedanken, Wünsche, Hoffnungen oder Ängste in ein gemeinsames Kunstprojekt im öffentlichen Raum einzubringen, schafft nicht nur eine allgemeine Akzeptanz und Identifikation der Bevölkerung mit dem temporären Kunstobjekt, mit dem sie eine Zeitlang leben muss, es macht die Skulptur auch zu einem Manifest, zu einer Momentaufnahme der Stimmung einer Stadt und ihrer Bevölkerung.

Nachdem ich die Projektreihe in meiner Heimatstadt Saarbrücken begonnen habe, machte die wooden cloud in St. Petersburg, Berlin, Paris und Ramallah Station. 5 Städte, 5 Bevölkerungen mit ihren ganz spezifischen Situationen, mit ihren ganz unterschiedlichen Lebensbedingungen, Sorgen, Hoffnungen und Blicken auf die Zukunft. Und dennoch führte das Projekt bisher zu der Erkenntnis, dass es neben spezifisch aktuellen Problemen und Bedürfnissen eine große gemeinsame Schnittfläche gibt. Meine Behauptung, die ich zu Beginn der Projektreihe aufstellte, dass die Wünsche der Menschen überall auf der Welt die gleichen sind, hat sich bisher bewahrheitet.

Ich werde immer wieder gefragt, wie ich die Auswahl der wooden cloud-Standorte wähle, unter welchen Aspekte ich die Städte und in den Städten die Standorte für meine Installation aussuche. Dabei gebe ich gerne zu, dass es keinen Plan gibt und bediene mich dabei gerne dem Bild der Wolke, die vom Wind irgendwohin getragen wird. Die Auswahl geschieht zufällig, intuitiv, spontan. Wichtig ist mir, dass es Standorte sind, an denen ich die Bevölkerung erreiche, auch dort wo es starke touristische Prägung gibt. Es hat sich gezeigt, dass die wooden cloud, dort wo sie gerade Station macht, nicht nur zur Sammelstelle für Wünsche wird, sondern auch zu einem Ort der Auseinandersetzung, der Gespräche und Diskussionen. Ein Zusammentreffen eines internationalen Publikums mit der einheimischen Bevölkerung kann diesen Ort noch spannender machen.

Als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal in Prag war und die spannende Mischung des pulsierenden internationalen Hotspot mit der Authentizität der Stadt, erlebte, das Zusammenwirken von Geschichte, Gegenwart und Zukunftsorientierung spürte, wusste ich, dass ich hier eine wooden cloud bauen und eine Momentaufnahme der Befindlichkeit machen möchte. (Martin Steinert)



 

Details

Goethe-Institut

Masarykovo nábřeží 32
110 00 Prag 1

Preis: Eintritt frei

Klara.Arpa@goethe.de