„Du warst, neben vielem andern, auch etwas wie ein Fenster für mich, durch das ich auf die Gassen sehen konnte. Allein konnte ich das nicht…“, schreibt Franz Kafka seinem Schulfreund Oskar Pollak kurz nach dem Abitur.
In einem anderen Brief an Pollak heißt es: „Untereinander sind sie“, gemeint sind die Menschen, „durch Seile verbunden, und bös ist es schon, wenn sich um einen die Seile lockern und er ein Stück tiefer sinkt als die andern in den leeren Raum, und gräβlich ist es, wenn die Seile um einen reiβen und er jetzt fällt.“
Das Gassenfenster als Aus- und Einblick-Medium, das Seil je nach Kontext als Brücke über dem Abgrund, als soziales Band oder Fessel. Der Berliner Künstler Franz John nimmt diese Fäden in Kafkas Werk mit seiner Arbeit
Das Gassenfenster auf, indem er Lichtdrähte in die Fenster des Prager Goethe-Instituts spannt und als vielfältige Bedeutungsebenen zum Leuchten bringt.
Text:
Jan Brandt
Der Berliner Künstler
Franz John beschäftigt sich in seinen Werken vorwiegend mit der Natur, der Architektur sowie den historischen Gegebenheiten eines Ortes oder einer Region. Er war auf zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten, u.a. am Exploratorium (San Francisco/USA), auf der São Paulo Biennale (Brasilien), auf der Skulptur-Biennale Münsterland (D) und bei Über Lebenskunst im Haus der Kulturen der Welt (Berlin). 1996 war er als Artist in Residence im Headlands Center for the Arts bei San Francisco. 2019 erhielt er das Jahresstipendium der ZF Kunststiftung in Friedrichshafen (D). Er unterrichtete u.a. im Department of Art – Ohio State University und an der School of Art – University of Michigan.
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