Vortrag Wolfgang Schmidt, ein Schriftsteller aus Krumlov

Wolfgang Schmidt, spisovatel z Českého Krumlova © Wolfgang Bohaumilitzky, Hamburg

Mi, 20.10.2021

18:00 Uhr

Museum Fotoatelier Seidel

von Ralf Höller, Bonn

Wolfgang Schmidt, 1923 im niederbayerischen Passau geboren und in Český Krumlov/Böhmisch Krumau  aufgewachsen, begann erst mit 70 Jahren zu schreiben. Die Geschwister ist sein literarisches Debüt. In den 1990er Jahren hatte er mit seinem Erstling und zwei weiteren Romanen  (Albertines Knie, Sie weinen doch nicht, mein Lieber?) auf dem deutschen Buchmarkt beachtlichen Erfolg. Dann verstummte er plötzlich. Ein schweres Augenleiden hatte ihm, wie sich nachträglich herausstellte, jede weitere literarische Tätigkeit unmöglich gemacht. Im April 2013 schied er im kanadischen Toronto, seit den 1950er Jahren Schmidts Wohnort, gemeinsam mit seiner ebenfalls aus Krumlov stammenden Ehefrau Marianne aus dem Leben.

„Meine Schreiberei ist nicht so sinnlos“, fand Wolfgang Schmidt, „da ich, glaube ich, der letzte bin, der über die deutschsprachige Welt der [19]30er Jahre im Böhmerwald geschrieben hat.“ In seinen Romanen, die sämtlich im Krumau der Zwischenkriegszeit spielen, lässt Schmidt die versunkene Welt der Deutschböhmen wiederaufleben. Die Leserschaft kann mit dem Autor, etwa in Die Geschwister, nochmal die Schulbank im Deutschen Gymnasium drücken, Freunde in den kleinen, damals ärmlichen Häusern in der Rybářska/Fischergasse besuchen oder auch ein Liebespaar im Schlosspark belauschen.

"Die Geschwister bestätigt, dass Wolfgang Schmidt ein großer Geschichtenerzähler ist", lautete nach Erscheinen eine Kritik. Und eine andere bescheinigte dem Autor: "Schmidts Prosa erinnert an Schnitzler und Kafka". Heute jedoch ist Schmidt fast vergessen.
 

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