Verschwindende Wand
mit Botschaften, die bleiben

  • Verschwindende Wand in Dresden © Natalia Cheban

    Verschwindende Wand in Dresden

  • Eröffnung der Verschwindenden Wand in Dresden © Anja Epperlein

    (v.l.n.r.) Dirk Hilbert, Johannes Ebert, Wolfram Nagel und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner

  • Zitatklötzchen der Wand © Anja Schneider

    Zitatklötzchen der Wand

  • Pressetermin mit Anne-Kathrin Klepsch und Dr. Dorothea Klenke-Gerdes © Anja Schneider

    Pressetermin mit Anne-Kathrin Klepsch und Dr. Dorothea Klenke-Gerdes

  • Zitatklötzchen der Wand © Anja Schneider

    Zitatklötzchen der Wand

  • Abendbesucher*innen © Anja Epperlein

    Abendbesucher*innen

  • Zitatklötzchen der Wand © Anja Epperlein

    Zitatklötzchen der Wand

  • Zitatklötzchen der Wand © Claudia Gräfe

    Zitatklötzchen der Wand


Die Kunstinstallation Verschwindende Wand zeigte vom 09.11.-10.11.2021 Zitate von Holocaust-Überlebenden am Rathaus vor der Goldenen Pforte in Dresden.

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten Synagogen in ganz Deutschland. Unzählige jüdische Geschäfte und Gotteshäuser wurden gebrandschatzt und geplündert, viele Menschen verhaftet, misshandelt und getötet. Auch in Dresden waren die jüdische Gemeinde und ihre Synagoge am Hasenberg Opfer von Übergriffen und Zerstörungen. Wie an vielen Orten Deutschlands steuerte das NS-Regime diese Pogromnacht zentral – in Dresden direkt vom Dresdner Rathaus aus.

83 Jahre später luden die Landeshauptstadt Dresden, das Goethe-Institut und die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora an die Goldene Pforte des Neuen Rathauses in Dresden ein. Mit der Eröffnung des Kunstwerks Verschwindende Wand am 09.11.2021 um 10.00 Uhr wurde der Opfer des Holocaust und der Gräuel der NS-Diktatur und der Reichspogromnacht gedacht.

Bei einem Pressetermin am Vortag der Eröffnung besuchten Anne-Kathrin Klepsch, zweite Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur und Tourismus der LH Dresden, und Dr. Dorothea Klenke-Gerdes, Leiterin Goethe-Institut Dresden, den Aufbau der Verschwindenden Wand. 

Oberbürgermeister Dirk Hilbert eröffnete die Gedenkveranstaltung, gefolgt von Redebeiträgen von Dr. Nora Goldenbogen – Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden (ihre Rede wurde von Wolfram Nagel in Vertretung vorgetragen), Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner – Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.

Die interaktive Installation Verschwindende Wand vereinte auf 6.000 Holzklötzchen Zitate von Überlebenden der Konzentrationslager Buchenwald, Mittelbau-Dora und deren Außenlager. Die Zitatklötzchen sind beweglich in einer Plexiglaskonstruktion als Wand zusammengefügt und machen die Botschaften der Überlebenden sichtbar.

Besucher*innen des Kunstobjektes wurden unter Einhaltung der geltenden Hygieneregeln dazu eingeladen, die Zitatklötzchen herauszuziehen, zu lesen und mitzunehmen, so dass die Wand sich allmählich leert und verschwindet, die Botschaften der Überlebenden jedoch weitergetragen werden.

Am 9. und 10. November 2021 verschwand die Wand in Dresden. Die Gedanken von knapp 100 Überlebenden der nationalsozialistischen Verbrechen wurden weitergetragen. Unter ihnen sind bekannte Persönlichkeiten wie Imre Kertész, Stéphane Hessel oder Eugen Kogon, jedoch auch viele, die nicht im öffentlichen Bewusstsein sind.

Die Zitate geben Einblick in die persönlichen Erfahrungen der Überlebenden, aber auch in ihre Reflexionen darüber, was der Zivilisationsbruch für das künftige Zusammenleben der Menschen bedeutet. Darum können sie auch als Vermächtnis für zukünftige Generationen gelesen werden.

Diese Adaption der Verschwindenden Wand wurde erstmals in Deutschland im April 2021 anlässlich des 76. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Kooperation mit dem Goethe-Institut präsentiert. Das Konzentrationslager Buchenwald unterhielt insgesamt 139 Außenlager, viele davon auch im heutigen Sachsen, wie in Torgau, Leipzig oder Markkleeberg.

Die Installation geht auf eine Idee der russischen Studentin Maria Jablonina zurück und wurde vom Goethe-Institut erstmals 2013 in Moskau zum Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion realisiert. Seitdem hat die Verschwindende Wand weltweit Menschen begeistert. 2015 brachte sie das Goethe-Institut zum deutsch-israelischen Jahr nach Jerusalem, Tel Aviv, Haifa und Beer Sheva. 2020 war die Installation als Teil des offiziellen Kulturprogramms der Bundesregierung zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft in 16 europäischen Städten zu sehen. Von Vilnius bis Belfast, von Thessaloniki bis Madrid stand sie mit Zitaten aus der Hoch- und Popkultur für sprachliche und kulturelle Vielfalt.

Mehr Informationen zur Verschwindenden Wand in Dresden und den zitierten Überlebenden sowie eine digitale Version der Installation finden Sie auf liberation.buchenwald.de

Ermöglicht wird das Projekt durch eine Kooperation der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, des Goethe-Instituts und der Landeshauptstadt Dresden.

Weiterführend zum Themenkreis "Überleben nach Auschwitz" präsentierten das Goethe-Institut und das Institut francais den französischen Autor Frédéric Brun, der aus seinem Werk "Perla" las (zweisprachige Lesung). 11.11.2021 , 19:00 Goethe-Institut, info.dresden@institutfrancais.de 

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