Ein Abend mit Mette Moestrup und Olga Ravn
Unica Zürn. Hier ist Z wie ZACHARIAS, Ü wie ÜBEL, R wie RICHART – N wie NATHAN
Unica Zürn (1916-1970) wird als Nora Bertha Ruth Zürn in Berlin geboren. Sie arbeitet bei der UFA, ihre erste Ehe scheitert. 1953 lernt sie den surrealistischen Künstler Hans Bellmer kennen, mit dem sie viele Jahre in Paris verbringt. Sie selbst schreibt, zeichnet und performt. Anfang der 1960er Jahre wird sie mit paranoider Schizophrenie diagnostiziert und verbringt wieder und wieder lange Zeit in geschlossener Behandlung. 1970 nimmt sie sich das Leben.
„Anagramme sind Worte und Sätze, die durch Umstellen der Buchstaben eines Wortes oder Satzes entstanden sind. Nur die gegebenen Buchstaben sind verwendbar und keine anderen dürfen zur Hilfe gerufen werden.“ (Unica Zürn:
Der Mann im Jasmin, S. 19.) So lautet die Spielregel, der Zürn sich jahrelang leidenschaftlich unterwirft.
Unica Zürns Anagramme sind Beschwörungen, Magie, Hexentexte. Im Korsett der anagrammatischen Form ist jeder Buchstabe mit Bedeutung geladen.
Steig‘ aus der Flasche! Der
siegt, der aus der Flasche
Als die Feder grüßt. Ach –
See-Adler, Frische, Du Tag!
Der Geist aus der Flasche
Fragt Dich aus. Der es lese,
schaurig der Edle, fasste
Dich Graus. Fels der Aeste
Sag‘, es rauscht. Die Felder,
als sich das Feuer regte,
lag Erde, Frische des Tau’s.
(Aus
Der Geist aus der Flasche, in:
Der Mann im Jasmin, Unica Zürn)
Aus den Anagrammen strahlt ein künstlerisches Bewusstsein, eine Art der halluzinatorischen Wahrnehmung, die Zusammenhänge und Kombinationen in allem sieht und identifiziert – dieses Bewusstsein zeigt sich auch in Zürns surrealistischen Zeichnungen, in denen sich Figuren und Gesichter aller Art zu Einem verdichten.
Das Literaturhaus lädt am 25. Oktober zu einem Abend im Zeichen von Unica Zürn ein. Die beiden Schriftstellerinnen Mette Moestrup und Olga Ravn, die ebenfalls die Anagramme in
Der Mann im Jasmin nachdichtete, werden anhand von Lesungen und Gesprächen einen spannenden Einblick in die Welt der Unica Zürn geben.
Eintrittskarten sind
hier erhältlich.
Olga Ravn debütierte 2012 mit dem Gedichtband
Jeg æder mig selv som lyng und hat seitdem weitere Gedichtsammlungen und Romane veröffentlicht. Für
Den hvide rose wurde sie für Politikens Literaturpreis nominiert. Neben dem Schreiben ist sie als Lektorin und Übersetzerin tätig, aus ihrer Feder stammen die wundervollen Nachdichtungen von Unica Zürns Anagrammen.
Mette Moestrup zählt zu den experimentellsten Dichterinnen ihrer Generation und ist die stärkste postfeministische Stimme in Dänemark. Ihre letzte Veröffentlichung war das Langgedicht
Omina (2016), das sie gemeinsam mit Schriftstellerin Naja Maria Aidt verfasste. Sie ist ebenfalls als Übersetzerin tätig und unterrichtet nebenbei. Mette Moestrup setzt sich seit langem dafür ein, Unica Zürns Werk zu verbreiten und ihr Schaffen zu vermitteln.
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