Deutsche Stummfilme und Installation mit neuer Musik Stummfilmfestival Kopenhagen

Stummfilmfestival: Gang in die Nacht Foto: Edition Filmmuseum

Mi, 15.01.2020 –
So, 19.01.2020

Cinemateket

2 x F.W. Murnau: Der Gang in die Nacht und Sunrise: A Song of Two Humans

Das neue Kopenhagener Stummfilmfestival in Cinemateket bietet mit einem großen deutsch-dänischen Eröffnungsabend gleich zu Beginn des Freundschaftsjahres einen besonderen Höhepunkt. Auf dem Programm steht der neu restaurierte Film Der Gang in die Nacht (Elskovs Magt, 1921) des großen expressionistischen Filmemachers F.W. Murnau, mit einer Einführung von Stefan Drößler. Später am Abend ist auch Murnaus stilbildender Film Sunrise von 1927 zu sehen. Ein weiteres außergewöhnliches Erlebnis bietet an diesem Abend auch die Installation unten in Cinemateket, die mit Videoprojektionen und Surround-Sound den Eindruck vermittelt, sich mitten im Film Der Gang in die Nacht zu befinden.

Stefan Drößler, Leiter des Filmmuseums München, der auf Englisch in den Film einführt, hat selbst Der Gang in die Nacht restauriert und digitalisiert. Der renommierte englische Stummfilmpianist Stephen Horne begleitet den Film musikalisch und verwendet dabei auch andere Instrumente wie Flöte und Harmonika. Die dänischen Schauspieler*innen Olaf Fønss und Gudrun Bruun Steffensen spielen die Hauptrollen als Dorfarzt und dessen Ehefrau. Und der deutsche Stummfilmstar Conrad Veidt (Das Cabinet des Dr. Caligari) verkörpert einen blinden Maler, der durch die Hilfe des Arztes sein Augenlicht zurückgewinnt und anschließend dessen Frau verführt.

Der Gang in die Nacht ist von Schicksalsironie und brutaler Tragik gekennzeichnet. Gleichzeitig führt er bereits Themen und Stilmittel ein, die in der zweiten Filmvorstellung des Abends weiter vertieft werden. Der Versuch einer Sirene, einen Mann aus seiner geordneten Welt zu reißen, sowie der Kontrast von Stadt und Land sind zentrale Themen in Murnaus meisterhaftem Sunrise, der als bester Stummfilm der Welt gehandelt wird.

Ins Kino zu gehen wird allgemein meist als passive Handlung betrachtet. Das Publikum sitzt ruhig in den Kinosesseln, während die Figuren auf der Leinwand aktiv sind. Die Installation bietet jedoch ein völlig anderes Erlebnis: Sie besteht aus Videoprojektionen aus Der Gang in die Nacht und neukomponierter Musik von Kåre Bjerkø, der 2020 für den HARPA Nordic Film Composers Award nominiert ist, im Surround-Sound. Projektion und Musik entführen uns in das Universum des Films: zum Landarzt, zum verführerischen Maler und zur Frau, die zwischen beiden steht. Installation von Tine Louise Kortermand, Technik und Produktion von Lone Nyhuus und Jesper Siberg vom Brancheklubben for Film og Mediekomponister.

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