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Vor 28 Jahren fiel die Berliner Mauer

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28 Jahre lang trennte sie Berlin, zerriss Deutschland und war ein Symbol des kalten Krieges. Und genau 28 Jahre ist es jetzt her, dass sie verschwand – die Berliner Mauer. Nun ist sie genauso lange weg, wie sie gestanden hat.

Noch im Januar 1989 hatte Erich Honecker, damals Staatsratsvorsitzender der DDR, erklärt, „die Mauer … wird in fünfzig und auch noch in hundert Jahren noch bestehen bleiben.“ Er irrte. Hunderttausende Menschen forderten freie Wahlen, die Zulassung von Oppositionsgruppen und Reisefreiheit. Viele hatten über Ungarn bereits die DDR verlassen können, täglich wurden es mehr. Die Massenflucht, die Wirtschaftskrise, die friedlichen Demonstrationen in Städten wie Leipzig oder Berlin, die Reformen des sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow – all diese Faktoren führten das Ende des DDR-Regimes herbei.
 
Am Abend des 9. November 1989 sass ich, bald mit dem Studium fertig,  in Hamburg vor dem Fernseher und verfolgte die Nachrichten. Kaum zu glauben: das, womit wir alle aufgewachsen waren, schien sich aufzulösen. Auf Druck von Hunderten Ost-Berlinern öffnete sich am Abend des 9. November 1989 der Schlagbaum am Grenzübergang Bornholmer Straße. Mit einem Mal war nichts mehr so wie es einmal war.
 
Zweimal war ich als Schülerin in der damaligen DDR gewesen. Sie bedeutete mir nichts. Meine Familie hatte dort keine Angehörigen, Frankreich und Italien waren mir näher. Glaubte ich. Aber dann war ich so gebannt von dem, was ich in den Nachrichten sah, brach in Tränen aus und verbrachte tiefbewegt die Nacht vor dem Fernseher. In den frühen Morgenstunden des 10. November fuhr ich mit zwei Freundinnen nach Berlin. 
 
Die Tage in Berlin im November 1989 haben sich für alle, die dort waren, unauslöschlich ins Gedächtnis eingeschrieben. Tanzende Menschen auf dem Brandenburger Tor, die ersten Mauerdurchbrüche, Menschenmassen auf dem Kurfürstendamm, in den U- und S- Bahnen, überall Autos aus der DDR. Nur wir durften noch nicht in den Ostteil. Das kam dann erst zum Jahreswechsel.
 
Und bald kamen auch die Fragen: wie geht es weiter? Ein vereintes Deutschland? Zwei unabhängige Staaten? Kritische Stimmen wie auch  hoffnungsfrohe. Eine wilde Zeit begann. Plötzlich schien alles möglich.
 
Seit dem 9. November 1989 hat sich die Welt verändert, die wie festzementierten Blöcke sind verschwunden, neue Probleme entstanden. Zum Beispiel, dass im Osten Deutschland so viele Menschen die ausländerfeindliche AfD gewählt haben. Die Neue Rechte, die mit primitiven populistischen Parolen Stimmen fängt, ist nun auch in den Bundestag eingezogen. 
 
Die Mauer ist Geschichte geworden, und ihre die Reste sind in Berlin eine Touristenattraktion. Wenn ich  in der Gedenkstätte in der Bernauerstrasse den Film über diese1961 brutal errichtete Trennwand mit ihren Todesstreifen sehe, bekomme ich auch heute, 28 Jahre nach deren Verschwinden, eine Gänsehaut. Die Freiheit, die ihr Fall brachte, ist heute für viele eine Selbstverständlichkeit. Zerbrechlich ist jedoch auch sie.