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BENAA – eine ägyptische Organisation für ökologisches Bauen und nachhaltiges Wachstum

Foto: © Benaa

Der Klimawandel ist in den letzten Jahrzehnten rasch vorangeschritten. Konzepte und Projekte für nachhaltiges Wachstum sind deshalb keine Frage des Wohlstands, sondern zwingend erforderlich für den Fortbestand der Menschheit.

Von Eslam Anwar

Mit verschiedenen Initiativen und Projekten in den Bereichen ökologisches Bauen, Bildung, Abfallrecycling, Wasseraufbereitung, Abwasserwirtschaft, Hygiene, nachhaltige Landwirtschaft und grüne Energie steht die Organisation BENAA für zivilgesellschaftliches Engagement bei der nachhaltigen Wachstumsförderung in Ägypten.

„Die Philosophie der Organisation basiert auf drei Eckpunkten, nämlich der Wissensvermittlung im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit, der Förderung von Gemeinschaftsarbeit sowie der Unterstützung junger Menschen bei der Umsetzung gemeinnütziger Projekt auf lokaler Ebene“, sagt Rasha Emad El-Din, Bauingenieurin und Mitbegründerin von BENAA.

Bereits 2015 begleitete die Organisation ein ökologisches Bauvorhaben in der Ortschaft El Ayat in der Provinz Gizeh. Dabei verwendete man statt der im Betonbau üblichen umweltschädlichen Baumaterialien, wie Zement, Ziegel und Stahl, umweltverträgliche Baumaterialien, wie Lehm und landwirtschaftliche Abfallprodukte, die problemlos abbaubar sind.

Anfangs gab es Probleme, weil das Umweltbewusstsein der Dorfbewohner noch nicht sehr stark ausgeprägt war und viele von ihnen die Naturbaustoffe für ungeeignet und kurzlebig hielten. Zudem mangelte es an Fachkräften für ökologisches Bauen. Durch entsprechende Aufklärungsarbeit und Ausbildungsmaßnahmen erkannten die Leute jedoch mit der Zeit, dass sie als Fachkräfte auf diesem Gebiet auch wirtschaftlich profitieren können.

Praktischer Umweltschutz im Alltag

Ein wichtiges Anliegen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von BENAA ist die Schaffung eines Bewusstseins für Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der breiten Masse der ägyptischen Bevölkerung. „Wir wollen“, sagt Rasha Emad El-Din, „dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit nicht mehr ausschließlich hinter verschlossenen Türen in Form von akademischen Theorien verhandelt werden, sondern dass sie im Bildungs-, Bau- und Agrarsektor tagtäglich praktisch gelebt werden.“

Die Organisation, die nach Angaben von Rasha Emad El-Din mittlerweile mit Partnern im In- und Ausland kooperiert, konnte ihre Arbeit auf mehrere Dörfer in den Provinzen al-Fayyum und Gizeh ausweiten. Eine wichtige Einnahmequelle seien dabei die Eigenleistungen der Mitglieder und der Freiwilligen, aber auch die Einkünfte durch Workshops sowie durch Ökobau- und Nachhaltigkeitslehrgänge für Kinder und Jugendliche.


Umwelt-Klassenzimmer

 © Benaa Im Dorf Isaak in der Provinz al-Fayyum, etwa 100 km südlich der ägyptischen Hauptstadt Kairo, haben sich leere Plastikflaschen, alte Autoreifen und Abfallholz zu einem kleinen Hügel aufgetürmt. Gleich daneben spielen Kinder und blicken immer mal wieder neugierig herüber, weil sie wissen wollen, was da für ungewöhnliche Dinge in ihrem Dorf vor sich gehen: Eine Gruppe Freiwilliger ist nämlich gerade dabei, aus den Abfällen Baumaterial anzufertigen, das zum Bau eines Umwelt-Klassenzimmers für die Dorfkinder verwendet wird.

Das „Umwelt-Klassenzimmer-Projekt“ wird von Japan und auch von der UNESCO unterstützt, die mit ihrer 2020 gestarteten Kampagne Trash Hack das Bewusstsein für Nachhaltigkeitsbildung und Abfallrecycling fördern will.

„Bei der Maßnahme wird grundsätzlich eine nachhaltige Bauweise angestrebt“, sagt Rasha Emad El-Din. „Das fängt bereits damit an, dass man bei der Planung überlegt, wie man ausreichend Frischluft und Sonnenlicht ins Umwelt-Klassenzimmer gelangen lassen und wie man den Außenbereich als geschützten Ort für Aktivitäten und Spiele gestalten kann, und es geht mit den verwendeten Baumaterialien weiter, bis hin zum eigentlichen Projektziel, nämlich der Schaffung eines Lernortes, insbesondere für Mädchen, die dort gleichberechtigt lernen und ein umfangreiches Bildungsangebot erhalten sollen.“

„Plastik“, so Rasha Emad El-Din weiter, „ist aktuell eine der größten ökologischen Herausforderungen. Deshalb versuchen wir, Kunststofflaschen und anderes Recyclingmaterial zusammen mit den natürlichen Baustoffen einzusetzen, die wir bei der Baumaßnahme verwenden. Wände aus sandgefüllten Kunststofflaschen werden mit lehmhaltigem Material vermörtelt und verputzt, um die Stabilität zu erhöhen und zu verhindern, dass die Kinder gesundheitsgefährdenden Plastik-Ausgasungen ausgesetzt sind.“


Nachhaltigkeit und saubere Energie

 © Benaa Bei den jüngsten Projekten befasst sich die Organisation BENAA auch mit der Energiegewinnung aus Landwirtschafts- und Speiseabfällen. Der saubere Brennstoff, der hierbei entsteht, soll anstelle von Erdgas im Haushalt zum Einsatz kommen. Des Weiteren wird eine verstärkte Nutzung von Solarstrom als Alternative zu herkömmlichen, umweltschädlichen Methoden der Stromerzeugung erprobt.

„Seit Ausbruch der Corona-Pandemie“, erklärt Rasha Emad El-Din, „hat das Umweltbewusstsein stark zugenommen. Durch Programme und Projekte der ägyptischen Regierung, insbesondere das Haya Karima-Projekt zur Wachstumsförderung für die Landwirtschaft und die Landbevölkerung, spielt Ökologie nun auch im öffentlichen Raum eine Rolle. Es gibt ein breites Spektrum an Nachhaltigkeitsprojekten in Ägypten, die von Regierungsorganisationen oder der Zivilgesellschaft initiiert wurden.“

Die Organisation BENAA arbeite, Rasha Emad El-Din zufolge, unter anderem auch mit dem Ministerium für Wasserversorgung und Bewässerung zusammen, um die Versorgung mit sauberem Wasser aus der Natur aufrechtzuerhalten. Zu diesem Zweck werde die Bevölkerung für den sparsamen Umgang mit Trinkwasser sensibilisiert. Außerdem werden Haushalts- und Landwirtschaftsabwässer für Bewässerungszwecke aufbereitet.

„Der UN-Klimagipfel COP 27“, so Rasha Emad El-Din, wird im November in der ägyptischen Stadt Sharm el-Sheikh stattfinden. Wir sind darüber sehr erfreut, denn das ist ein weiterer wichtiger Schritt bei der nachhaltigen Wachstumsförderung und der Schaffung eines allgemeinen Bewusstseins für Umwelt- und Klimaprobleme, von denen alle Völker der Welt betroffen sind.“

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