Mit „Un|controlled – Questioning the power of the body language to imagine new futures today“ setzen wir unser regionales Projekt für Nachwuchs-Choreograph*innen aus den arabischsprachigen Ländern endlich fort.
Un/controlled Gestures – 2 EDITION
In den letzten Jahren haben die Globalisierung und die Technologie unsere Mobilität gesteigert und unser Leben beschleunigt. Das Tempo, mit dem wir Kommunikation, Aufgaben und das Leben im Allgemeinen bewältigen müssen, hat sich dramatisch erhöht. Angesichts eines plötzlichen, unkontrollierten Bruchs in unserer Interaktion mit der Welt, eines Endes unserer Mobilität, entschleunigte sich unser Leben. Eine neue Nüchternheit, ein Bewusstsein für die Zeit selbst und vielleicht sogar für ihren Wert veränderte unser Leben spürbar.
Diese Entschleunigung wird, wie alle anderen historischen Entwicklungen auch, von Gruppe zu Gruppe sehr unterschiedlich empfunden. Tatsächlich hat die Entschleunigung für viele die Zwänge, unter denen sie lebten, nur noch mehr verdeutlicht. Der Mangel an Mobilität hat die unkontrollierten Gesten, die die Freiheit im täglichen Leben und im künstlerischen Ausdruck ohnehin schon einschränkten, noch weiter verstärkt.
Wir laden Künstlerinnen und Künstler ein, ihre Projekte rund um das Thema Entschleunigung zu präsentieren und über andere Themen zu reflektieren, die sich seit Beginn der Pandemie ergeben haben. Un|Controlled II ist ein Projekt zur Untersuchung und Erforschung der Macht der Körpersprache, der Macht, sich neue Zukünfte vorzustellen, unser gegenwärtiges Selbst und möglicherweise andere zu bewegen und zu verändern.
Abdullah Damra ist ein palästinensischer Tänzer, Tanzlehrer und Produzent. In seinem aktuellen Projekt „My teeth fading out when I sleep“ beschäftigt er sich mit dem Ausdruck und der Vermittlung von Emotionen in Zeichensprache durch Tanz.
Aїda Jamal ist eine marokkanische Tänzerin und Psychologiestudentin, die durch den Tanz ihre eigene Identität ausdrückt. Sie will mit ihrem Tanz eine Diskussion über die sozialen, religiösen und kulturellen Lasten starten, die Frauen in unserer Gesellschaft tragen müssen.
Lori Kharpoutlian ist eine Tänzerin, Kulturschaffende und Architektin mit Sitz in Beirut. Das Projekt mit dem Arbeitstitel „A Body in Waiting“ beschäftigt sich mit der Politik des Wartens und will diese Art der Passivität erforschen und herausfordern.
Mehdi Dahkan ist ein marokkanischer Breakdancer, der schon seitdem er 12 ist tanzt. Mit seinem Solo „Gray today, gray tomorrow“ versucht zu verstehen, weshalb es so schwer ist, einen Zustand der Normalität zu wahren und wie der Weg dorthin ausschaut.
nasa4nasa ist eine ägyptische Tanzgruppe aus Kairo, die 2016 von Noura Seif Hassanein und Salma Abdel Salam gegründet wurde. Mit dem Projekt „No Mercy / rip / funeral“ wird eine mystische Frauenfigur ergründet, die sich unsterblich in einem kollektiven (Un)bewusstsein manifestiert hat. Über dieses Projekt soll außerdem erforscht werden, wie der Blick des Publikums in Bezug auf zwei weibliche Tänzerinnen fokussiert und organisiert ist.
Nermin Habib ist eine ägyptische Künstlerin, Philosophin, Choreographin und zeitgenössische Tänzerin. Ihr Solo „Reclaiming“ beschäftigt sich mit ihrer Kindheit und den Erinnerungen, die langsam verschwinden, aber durch Tanz konfrontiert und geklärt werden sollen.
Yara Boustany ist eine libanesische Performerin und Choreografin. „The fingerdance of the timekillers“ ist eine interaktive Performance, die sich mit dem Phänomen der Videospielsucht befasst und diese Art des aktiven Zeit-Tötens hinterfragt.
Ziad Wallace ist ein zeitgenössischer Hip-Hop Tänzer und Performer aus Alexandria. Seine Soloperformance “(Plan B X)” drückt das Wechselspiel von widersprüchlichen mentalen Zuständen aus. Zum Beispiel der Panik, die durch die Ungewissheit und Unfähigkeit zu bestimmen, was man fühlt, verursacht wird.
Synda Jebali ist eine Performerin und Videokünstlerin aus Tunis. Als leidenschaftliche Bildgestalterin koproduziert sie mit ihrem urbanen Kunstkollektiv Videoclips für Künstler, die sich der Reflexion und Aktion rund um Kunst im öffentlichen Raum widmen.
Sara Dziri ist eine facettenreiche Künstlerin und DJ, welche die elektronische Untergrundszene in Brüssel massgebend mitprägt. 2019 gründete sie ein Partykollektiv, das sich für mehr Diversität in der belgischen Underground-Szene einsetzt.
In ihrem Projekt "TRANSGRESSIONS" erforschen Synda und Sara die Gefühle von Frustration, Wut und Melancholie, die mit Migrationen einhergehen, und wie sich diese physischen Bewegungen nicht nur auf die Migranten, sondern auch auf ihre Umgebung auswirken.