Buchpräsentation/Diskussion mit der Autorin - Reihe „Goethe-Salon“ „Die Autorität des Textes“ von Basma Abdel Aziz

Buchpräsentation und Diskussion mit Basma Abdel Aziz ©privat

Do, 28.09.2017

19:30 Uhr

Diese Studie zu den Äußerungen der Azhar als offizielle religiöse Institution in Ägypten wartet mit Enthüllungen über eines der wichtigsten Instrumente der Machtausübung in der Gesellschaft auf. Religiöse Institutionen zählen allgemein – und vor allem im arabischen Raum – zu den Instanzen mit dem höchsten Ansehen, die die Massen beherrschen und steuern können.

Ägypten hatte Mitte 2012 ein halb religiöses Regime erhalten. In der Folgezeit überschlugen sich die Ereignisse, und schließlich, nach nurmehr einem Jahr, griff das Militär ein, um, mit Unterstützung der Bevölkerung, die Herrschaft der Muslimbrüder zu beenden. Kaum sechs Wochen nach deren Sturz war die größte Protestkundgebung ihrer Anhänger zerschlagen, die Entflechtung der berühmt-berüchtigten sitzstreikenden Demonstranten abgeschlossen und das Fundament für das neue Regime zementiert.

Autorität des Textes Cover ©Sefsefa Publishing House Während dieser unruhigen Zeit erwies sich die Azhar als wichtige und effiziente Größe im politischen Geschehen. Die Verlautbarungen des Scheichs der Azhar und die vom Azhar-Kollegium abgegebenen Erklärungen waren enorm gehaltvolle Texte, die die Machthaber, im Wechselspiel mit deren Äußerungen, häufig unterstützten und nur selten zaudernd oder verlegen wirkten.

Hier werden also die problematische Rolle, die Grenzen und der Spielraum der religiösen Institution erörtert, aber auch ihre offenbar vielschichtige Identität, wobei deren komplexe Struktur in einigen Fällen klar gezeigt hat, wie der Konflikt geartet ist.
 
Basma Abdel Aziz; Ärztin, Schriftstellerin, bildende Künstlerin, geboren 1976 in Kairo. Ehemals Ärztin im El Nadim-Rehabilitationszentrum für Opfer von Gewalt und Folter im psychiatrischen Krankenhaus im Kairoer Stadtteil Abbassia. Verfasserin einer wöchentlichen Kolumne in der Tageszeitung Shorouk sowie zahlreicher literarischer und wissenschaftlicher Schriften. Renommierte bildende Künstlerin, mit Ausstellungen u.a. im Mahmoud Mukhtar-Museum, im Atelier du Caire und im Kairoer Opernhaus.

Die zwei Erzählbände von Basma Abdel Aziz wurden mit dem Sawiris Cultural Award für Nachwuchsautoren bzw. dem Preis der ägyptischen Kulturorganisation GOCP (General Organisation for Cultural Palaces) ausgezeichnet. Übersetzungen ihrer Texte sind in amerikanischen und englischen Periodika erschienen. Die englische Übersetzung ihres Romans aṭ-ṭābūr (wörtl.: „Die Warteschlange“) ist beim Verlag Melville House in New York erschienen und erhielt 2016 den English PEN Award. Zahlreiche amerikanische Kritiker würdigten den Roman, dem Parallelen zum Werk von George Orwell und Franz Kafka bescheinigt werden. Momentan wird aṭ-ṭābūr ins Türkische übersetzt.

Darüber hinaus hat Basma Abdel Aziz mehrere Studien auf dem Gebiet der Sozialpsychologie und der Politik vorgelegt. Ihr Buch ‘iġrā‘u s-sulṭati l-muṭlaqa (wörtl.: „Der Reiz der absoluten Macht“) wurde zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Revolution in Ägypten 2011 so berühmt, dass innerhalb kürzester Zeit vier Auflagen in Druck gingen. Bereits 2009 hatte der Titel, noch vor seiner Veröffentlichung, den Ahmed Bahaa Eddin-Preis für Gesellschaftswissenschaften erhalten. Zu den herausragendsten Werken von Basma Abdel Aziz zählen ferner die Titel dākiratu l-qahr: dirāsatun ḥaula manẓūmati t-tacdīb (sinngemäß: „Das Gewaltgedächtnis: Studie zur systematischen Folter“) und saṭwatu n-naṣṣ: ḫiṭābu l-‘azhar wa-‘azmatu l-ḥukm (sinngemäß: „Die Autorität des Textes: Äußerungen der Azhar und Machtkrise“).

Die Zeitschrift „Foreign Policy“ hat Basma Abdel Aziz 2016 in ihre jährlich erscheinenden Top 100 der globalen Denker aufgenommen. 2017 wurde sie von der Literaturzeitschrift „Words Without Borders“ als eine der 33 Autorinnen aus aller Welt genannt, die sich mutig für den Wandel in ihren Herkunftsgesellschaften eingesetzt haben. Im selben Jahr wurde der Roman aṭ-ṭābūr in die Longlist des Best Translated Book Award aufgenommen, der zu den wichtigsten drei Auszeichnungen für literarische Übersetzungen in den USA zählt.

Moderation: Ahmed Shawky
 

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