Vorlesung und Diskussion mit Dr. Ludger Syré Die Rolle der modernen Bibliothek im digitalen Zeitalter

Stadbibliothek Stuttgart © Stadbibliothek Stuttgart

Di, 19.02.2019

18:00 Uhr

Goethe-Institut Kairo - Dokki

Moderation: Prof. Dr. Sherif Shaheen

Der Vortrag beschreibt mit Blick auf Deutschland die Rolle und die Aufgaben der modernen Bibliothek und präsentiert Fotos zeitgenössischer deutscher Bibliotheksarchitektur.

Dr. Ludger Syré © badische Landesbibliothek Vor welchen Herausforderungen stehen die Bibliotheken heute? Es ist vor allem die rasant fortschreitende Digitalisierung, die alle Lebensbereiche erfasst und die auch die Rolle der Bibliotheken verändert. Der Wandel zur hybriden Bibliothek betrifft in besonderem Maße die wissenschaftlichen Bibliotheken, da sich Wissenschaft und Forschung, für die sie ihre Dienstleistungen erbringen, digital weiterentwickeln. Neben der Bereitstellung originärer elektronischer Ressourcen, haben moderne wissenschaftliche Bibliotheken heute folgende Aufgaben: retrospektive Digitalisierung aller analogen Bibliotheksbestände, Förderung des Open Access-Publizierens, Aufbau eines Managementsystems für Forschungsdaten, Bereitstellung digitaler Dienstleistungen für die Studierenden und Wissenschaftler. Daneben bleibt eine andere Aufgabe nach wie vor wichtig: die Bewahrung des Kulturellen Erbes.

Während viele wissenschaftliche Bibliotheken nicht nur Bildungs-, sondern auch Kulturinstitutionen sind und entsprechende kulturelle Arbeit leisten, sind öffentliche Bibliotheken ebenfalls nicht allein Informationseinrichtungen, sondern auch Ort der Kommunikation und sozialen Interaktion. Den Herausforderungen des digitalen Wandels begegnen moderne öffentliche Bibliotheken mit einem hybriden Medienangebot, der Ausleihe elektronischer Bücher, der Bereitstellung digitaler Lesegeräte, der Einrichtung von Experimentierwerkstätten und Computerspielräumen, der Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz. Daneben bilden sie als realer Treffpunkt und als Ort persönlicher Begegnung einen Gegenpol zu einem Alltagsleben, das zunehmend von rein medialen Kontakten und von der Anonymität der Konsumgesellschaft dominiert wird, insbesondere in den urbanen Metropolen.

Aufgrund der rasanten Digitalisierung sind Bibliotheken eine Zeitlang als Auslaufmodelle angesehen worden, in deren Gebäude nicht länger investiert werden muss, da sie sich eines Tages überholt haben werden. Das Gegenteil ist indes eingetreten: In den Städten werden öffentliche Bibliotheken als „Dritte Orte“ immer wichtiger, und an den Hochschulen wandeln sich die Bibliotheken zu Lernräumen, in die tagtäglich tausende von Studenten strömen. Beide Entwicklungen haben in Deutschland zu einer Renaissance des Bibliotheksbaus geführt. Viele Städte haben verstanden, dass öffentliche Bibliotheken mit attraktiver Architektur zum Image einer Stadt und zur Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt beitragen können.

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