Buchpräsentation und Diskussion mit Ahmed Awny Goethes-Salon- Preise für Helden

صالون جوته –جوائز للأبطال © المحروسة Von der Problematik, über die Revolution zu schreiben
 
Besprechung des Romans ğawā‘iz li-l-‘abṭāl (wörtl.: „Preise für die Helden“) von Ahmed Awny im Rahmen der Veranstaltungsreihe Goethe-Salon in der Bibliothek des Goethe-Instituts Kairo/ Stadtteil Dokki.
 
Der Roman, der Anfang des Jahres beim Al-Mahrousa-Verlag erschienen ist, zählt zu den auffälligsten Romantexten über die Ägyptische Revolution vom 25. Januar 2011.
Hauptfigur ist Rami, Sohn einer gutsituierten Familie und Absolvent der American University in Kairo. Zusammen mit anderen jungen Männern und Frauen aus seinem Freundeskreis wird er in die Ereignisse nach Ausbruch der Revolution verwickelt. Die jungen Leute erleben die Revolution als Abenteuer, aber sie identifizieren sich auch mit den Ideen der Revolution und entdecken dabei nicht nur ihre Stadt ganz neu, sondern auch sich selbst.

Zwar lässt sich der Roman ohne Weiteres als Dystopie einordnen, doch anders als andere Bücher über die Revolution wirkt er weder nostalgisch noch rein dokumentarisch, sondern er widmet sich hauptsächlich einer selbstkritischen Aufarbeitung der Geschehnisse.

Die Revolution ist dabei lediglich der zeitgeschichtliche Kontext, während sich die eigentliche Handlung um das Individuum im Umfeld von Familie und Freunden dreht. Der Leser muss sich die Vorgänge unweigerlich anders vorstellen als gewohnt, wird aber nicht unbedingt zur skeptischen Betrachtung angeregt, sondern zunächst einmal nur zum genauen Blick auf die Personen und auf ihre Geschichte als Antriebskraft einer Revolution mit Geburtswehen-Charakter.

Ahmed Awnys Roman gliedert sich in verschiedene Phasen. Zunächst erinnert sich der Protagonist Rami an längst Vergangenes, dann erzählt er von seiner Familie und vom Verhältnis zum Vater.

Es folgen Sequenzen über den Ausbruch der Revolution und die Entwicklungen in den Beziehungen zwischen Rami und seinen Freunden während der Revolution. Abschließend erzählt Rami dann, wie er gerade ganz aktuell versucht, sich von allem, was ihn umgibt, zu lösen.

Bei der Diskussion im Goethe-Institut soll nicht nur über die Bandbreite zwischen einer utopischen und einer dystopischen Annäherung an die Revolution in der Literatur gesprochen werden, sondern auch über die Schwierigkeit, einen andersartigen Roman über ein problematisches Ereignis zu verfassen, das verschiedenste Arten der Polarisation impliziert.

In was für einer Sprache soll geschrieben werden? Kann dabei völlig auf metaphorische Bildhaftigkeit verzichtet und das Schreiben auf die Konzeption einer Zeit der Zersplitterung reduziert werden?
 
Ahmed Awny hat ein Ingenieurstudium an der American University Cairo absolviert. ğawā‘iz li-l-‘abṭāl ist sein erster Roman. 2011 erschien bereits sein Kurzgeschichtenband qalaq muzmin (wörtl.: „Chronische Beunruhigung“) beim Sharqiyat-Verlag.
 
 
Moderation: Sayed Mahmoud

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