Filmvorführung und Diskussion Brecht die Macht der Manipulateure

Mo, 24.10.2016

19:00 Uhr

Wekalet Behna

New German Cinema – From a Feminist Perspective


Der „Neue Deutsche Film“ beginnt mit dem „Oberhausener Manifest“ und endet 1983 mit dem Tod von Rainer-Werner Fassbinder. Die Unterzeichner des Manifests und ihre Nachfolger wandten sich vom kommerziellen Mainstream, dem „Heimatfilm“, ab und begannen ästhetisch und inhaltlich zu experimentieren. Zeigte der Heimatfilm noch die heile Welt der Familie im Bergidyll, wendet sich der Neue Deutsche Film dem zu, was in der Gesellschaft unterschwellig oder ganz offensichtlich brodelte. Dieser neue deutsche Stil und die gesellschaftliche Selbstkritik fand dabei europaweite Anerkennung.
Helke Sander ist eine Vertreterin dieser filmischen Epoche. Bekannt wurde sie zunächst einmal durch ihre Führungsrolle in der Frauenbewegung. Als Teil der damals linken Studentenbewegung gerieten sie immer wieder in hitzige Diskussionen mit den linken männlichen Studierenden, bis es zur Abspaltung der Frauenbewegung kam. Die Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der Frauen war damals nur gegen und nicht mit den Männern zu erkämpfen.
Auch ihren männlichen Filmkollegen warf sie vor, alte Frauenbilder, männliche Fantasien der Weiblichkeit, zu wiederholen. Die Kontrolle über die Darstellung von Frauen im Massenmedium Film ist essenzieller Bestandteil der Arbeit an einem selbstbestimmten Frauenbild. „Überprüft die Sätze, die man Euch [den Frauen] unterschieben will“ schreibt Sander 1968 in einer Flugschrift.
 
Die Filme Sanders spiegeln eine gesellschaftliche Realität wieder, wie sie von einer starken und reflektierten Frau wahrgenommen wird. Durch ihre Filme bekommen Frau ihre eigene Geschichte in der filmischen Realität und somit einen Selbstdarstellungsraum in der Gesellschaft.
 
 
Die Gudran Assoziation for Art and Developement und das Goethe-Institut Alexandria widmet Helke Sander und der feministischen Perspektive eine Filmreihe. Fünf Abend und fünf anschließende Diskussion werden diesen Herbst veranstaltet. Gemeinsam mit dem Publikum wollen wir in einen lang anhalten Dialog  zur filmischen Selbstbestimmung treten. Moderiert werden die Diskussionen von Khloud Amer und Ali Al Adawy und begleitet von Gastauftritten ägyptischer Feministinnen oder Filmemacherinnen.
 
Am 24. Oktober - 19 Uhr zeigen wir im Weklat Behna Helke Sanders

Brecht die Macht der Manipulateure
(Deutschland 1969, 48min; mit engl. Untertitel)

 
Die Erkenntnis, dass das, was in der Zeitung steht, nicht nur objektive Informationen ist, sondern manipulierte sein kann, war ein wichtiges Thema der Studentenbewegung 1968. Die „Springerkampagen“ – Springer ist eines der größten Verlagshäuser mit auflagenstarken Tageszeitungen („Die Bild“) – wurde hauptsächlich mit dem Ziel geführt, zu zeigen, wie die weitverzweigte Springerpresse die offizielle US-amerikanische  Darstellung des Vietnamkrieges übernahm, und anderen Interpretationen der Geschichte keine Chance gab.
Alle Texte, die in den Spielfilmszenen gesprochen werden, sind Originalzitat aus der Springerzeitung: aus der „Welt“ und aus „Bild“. Die „Welt“-Leser. Vertreter westdeutscher Konzerne, haben sich in einem Arbeitskreis zusammen gefunden, um Berlin zu retten. Dies knüpfen sie aber an bestimmte politische Bedingungen. Vor allem soll die Berliner Politik die beginnende Protestbewegung der so genannten 68er ausschalten. Die verschiedenen Aktivitäten der APO (außerparlamentarische Opposition) werden dokumentarisch gezeigt und die Spielfilmszenen mit Vertretern der Wirtschaft sind cineastische Rekonstruktionen.



Gast: Salma Said, feministische Aktivistin & Filmstudentin
 
Kuratiert und in Kooperation mit Gudran Assoziation for Art and Developement.
 

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