Buchpräsentation und Diskussion „Geschichten von Youssef Tadros“ mit Adel Essmat

„Geschichten von Youssef Tadros“ mit Adel Essmat © Goethe Institut / Karam Youssef

Do, 21.12.2017

19:30 Uhr

Goethe-Institut Kairo - Dokki

Buchpräsentation und Diskussion mit dem Autor in der Reihe „Goethe-Salon“

Youssef Tadros hat kein Problem damit, Christ zu sein. Zumindest bis zum Ende der Siebzigerjahre. Dann kommt ihm plötzlich sein christlicher Name in die Quere. Man stößt sich daran, dass ausgerechnet er ein muslimisches Mädchen liebt.

Geschichten von Youssef Tadros @Goethe Institut / Karam Youssef Besonders religiös war Youssef eigentlich nie. Würde er uns sein Leben in seinen Geschichten nicht regelrecht beichten, würden wir ihn wahrscheinlich gar nicht als Christen wahrnehmen. Immerhin scheint er zu glauben, dass beichten allein ausreicht, um von kleineren und größeren Verfehlungen geläutert zu werden. Genau genommen beichtet hier aber nicht der Ich-Erzähler Youssef, sondern der „Ägypter schlechthin“, mit seinen typischen Sorgen, seiner seelischen Entfremdung, seinen Träumen und Illusionen, seiner Strategie dem alltäglichen Wahnsinn zu begegnen.

Youssefs Geschichten sind Geschichten von zerstörten Träumen und Angst. Angst, als die Mutter ihm von Schmerz und Erlösung erzählt, von ihrer Liebe und ihrem Weg zum Herrn, vom Schmerz seiner Geburt. Angst, als er erlebt, wie der Vater von seinen Verlustängsten eingenommen wird. Angst, als er mit ansehen muss, wie seine Schwester am helllichten Tag ihrer Rechte beraubt wird. Schließlich kann sich Youssef der Angst nur noch durch die Flucht in die Malerei entziehen. Obwohl er sein eigenes Gesicht nicht mag, malt er es 99 Mal und erhält 99 unterschiedliche Porträts.

Irgendwann schafft es Youssef, mit sich und der Welt ins Reine zu kommen. Zwar gelingt es ihm nicht, seine Träume zu verwirklichen. Aber immerhin gibt er seine Träume nicht auf. Und er begreift allmählich die Spielregeln des Lebens. Verlust ist nichts Ungewohntes mehr für ihn. Fündig zu werden bleibt ihm dennoch als Vision erhalten. Das Leben geht weiter. Und Weitermachen wollen heißt: ans Licht streben und das seelische Befinden gut im Auge behalten. Denn der Mensch hat viele Gesichter – je nach Gemütslage.

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