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Survival-Kit Ausbildung
„Wenn man so etwas miterlebt, verändert das die eigene Denkweise völlig“

Survival-Kit Ausbildung Dunja
Dunja, 24, absolviert eine Ausbildung zur Erzieherin im Saarland. | Foto (Detail): Unsplash © Hitoshi Suzuki / Privat

Dunja, 24 Jahre alt, macht nach einem freiwilligen sozialen Jahr eine Ausbildung zur Erzieherin im Saarland. In unserem „Survival-Kit Ausbildung“ erzählt sie, wie sie zur Bezugsperson für geflüchtete Familien wurde.

Das größte Klischee über Deine Ausbildung – und was davon wahr ist:

Wenn ich erzähle, dass ich als Erzieherin arbeite, denken viele sofort an „Basteltanten“. Leider wird dieser Beruf in der heutigen Gesellschaft nicht sehr wertgeschätzt – obwohl man so viel Verantwortung trägt. Natürlich bastelt man auch mal mit den Kindern; das ist aber nicht einmal ein Bruchteil dessen, was eine Erzieherin oder ein Erzieher alles leistet.
 
Wie sieht Dein normaler Tagesablauf aus?

Entweder ich gehe zur Arbeit – bis 18 Uhr – oder zur Berufsschule. In der Unterstufe der Ausbildung habe ich das ganze Jahr hindurch Schule und dazu ein Blockpraktikum von acht Wochen, in dem ich mich gerade befinde. Da ich einen sechsjährigen Bruder habe, verbringe ich einen großen Teil meiner Freizeit mit ihm.
 
Auf was hättest Du in Deiner Ausbildung nicht verzichten können?

Auf die Arbeit mit Menschen. Mein Vater betreibt eine Automobilfirma und ich helfe dort schon lange im Büro aus. So habe ich früh gemerkt, dass ich lieber mit Menschen arbeite anstatt den ganzen Tag auf dem Bürostuhl zu sitzen.
 
Welchen Tag Deiner Ausbildung wirst Du nie vergessen?

Vor der jetzigen Ausbildung habe ich ein freiwilliges soziales Jahr, also ein FSJ, in einer Kindertagesstätte absolviert, in der ich ab 2016 eine Flüchtlingsgruppe betreute. Dort gab es eine Menge unvergesslicher und sehr emotionaler Momente für mich. Weil ich als Einzige in der Kindertagesstätte Arabisch sprechen konnte, war ich für viele Asylbewerberinnen und -bewerber auch die einzige Bezugsperson. Ich habe eine Reihe von Abschiebungen mitbekommen. Besonders in diesen Situationen haben sich die Menschen an mich gewandt. Wenn man so etwas miterlebt, verändert das die eigene Denkweise völlig. Man lernt, viele Dinge mehr zu schätzen und ist froh, wenn man einfach helfen kann.

Man lernt, viele Dinge mehr zu schätzen und ist froh, wenn man einfach helfen kann.

 

Wenn Du Deine Ausbildung noch einmal beginnen könntest: Was würdest Du anders machen?
Nichts.
 
Was sind die größten Herausforderungen?
Da die Arbeit emotional sehr belastend ist, fällt es mir oft schwer, nicht vor den Eltern oder Kindern zu weinen.
 
Was machst Du, um abzuschalten und Dir etwas zu gönnen?
Ich treibe gerne Sport, um Stress abzubauen, oder shoppe online.
 
Wenn Du nicht gerade bei der Arbeit bist: Wo kann man Dich finden?
Ich bin gern bei Freunden oder im Fitnessstudio.
 
Was hat Dir Deine Ausbildung für Deinen weiteren Weg mitgegeben?
Die Ausbildung hat mir bisher gezeigt, dass jeder Mensch auf seine eigene Art und Weise besonders ist. Außerdem sollte man immer helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Jeder kommt einmal an diesen Punkt und es sollte keine Rolle spielen, welche Herkunft man hat oder an welche Religion man glaubt.
 

„Survival-Kit Ausbildung“

In welchen Berufen kann man in Deutschland eine Ausbildung absolvieren? Wie lässt es sich als Auszubildende oder Auszubildender gut leben? Und wo findet man einen Ausgleich zur Arbeit?

Auszubildende unterschiedlicher Berufsfelder erzählen von ihren Erlebnissen in Betrieben und Einrichtungen in Deutschland, ihrem Alltag – und was sie manchmal zur Verzweiflung bringt. 

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