Christian Schwochow:
Eine Trilogie der Macht

Die vielfältigen Facetten von Autorität, große historische Ereignisse aus Sicht der Randfiguren sowie eine bemerkenswerte Genrevielfalt kennzeichnen die drei Filme des deutschen Regisseurs, die das Goethe-Institut Madrid im Rahmen des German Film Fest 2022 präsentierte.
Von Miguel Muñoz Garnica
Im Laufe seiner Karriere hat sich Christian Schwochow einer großen Bandbreite an Stilen, Genres und Produktionsmitteln bedient. Seine Laufbahn scheint zunächst keine Hinweise auf allgemeine Merkmale im Werk des Autorenfilmers zu geben. Lässt man sich jedoch auf das Spiel ein und sucht nach Zusammenhängen, ergeben sich einige Konstanten. Diese aufzuzeigen war auch das Ziel der Filmreihe des Goethe-Instituts Madrid beim German Film Fest 2022, wo drei Filme von Schwochow gezeigt wurden: Bornholmer Straße (2014), Deutschstunde (2019) und Je suis Karl (2021). Mittels dreier Berührungspunkte zeigen wir in diesem Artikel die Kontinuitäten in Schwochows Schaffen auf.
Autorität
Sie ist vielleicht der wichtigste Aspekt, da sie das Hauptthema aller drei Filme markiert. Anhand des Familienvaters in Deutschstunde, ein von Disziplin besessener Nazi-Polizeichef, lässt sich das wohl am besten zeigen. In der Handlung reizt er seinen Gehorsam gegenüber Vorgesetzten bis zur letzten Konsequenz aus, der letzte Rest an Menschlichkeit verschwindet und an ihre Stelle tritt die reine Psychopathie, der wir schutzlos ausgeliefert sind. Die klassischen Argumente derjenigen, die meinen, einfach nur Befehle zu befolgen sollen entkräftet und sie als Täter entblößt werden. Auch die Grenzsoldaten in Bornholmer Straße warten den ganzen Film über auf einen Befehl, der nie kommt. Schließlich führt die Unentschlossenheit zur Entscheidung: Der befehlshabende Oberstleutnant, folgt den Befehlen nicht und lässt schließlich die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten offen. In dem Moment, als er die Dynamik von Befehlen und Hierarchien ignoriert, kommt Menschlichkeit zum Vorschein. Je suis Karl hingegen untersucht, wie die fanatische Faszination gegenüber der Autorität entsteht: hinter Dingen, die auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, verbirgt sich die Verleugnung des Individuums, sie wiederum provoziert von Hass und Wut angestachelte Massenbewegungen.