Film Auf der anderen Seite (Fatih Akin, 2007)

Auf der anderen Seite © Corazón International

Donnerstag, 16.11.2017, 19.00 Uhr

Círculo de Bellas Artes - Madrid

10 Jahre LUX Preis - Retrospektive Fatih Akin

Seit 2007 verleiht das Europäische Parlament jährlich den LUX Filmpreis, um herausragende Filme zu ehren, die nicht nur durch ihre künstlerische Qualität überzeugen, sondern darüber hinaus auch die Werte, die der EU zugrunde liegen, die kulturelle Vielfalt Europas oder den Gründungsprozess der Europäischen Union thematisieren und unterstreichen. Wir feiern 10 Jahre LUX Filmpreis mit einer Retrospektive von Fatih Akin, dem Gewinner des ersten LUX Filmpreises, und präsentieren einige seiner wichtigsten Arbeiten in Madrid.  

Auf der anderen seite (Fatih Akin, 2007)

“Liebe, Tod und Teufel” nennt Fatih Akin seine Trilogie, die er mit dem vielfach preisgekrönten, exzessiven Amour-Fou-Melodrama Gegen die Wand begann, und nun mit diesem Sechs-Personen-Rondo fortsetzt, das verblüffend anders intoniert ist: es fließt ruhig, erzählt balladesk, geht philosophisch in die Tiefe. Sechs Schicksale, die einander auf der Achse Hamburg-Istanbul kreuzen, die sich in der Begegnung mit dem Tod verwandeln und reifen. „Mein spirituellster Film“, sagt Akin.

Der Film durchquert große Themen (Immigration und Asylrecht, Prostitution und Familienrekonstruktion, Tod und Verwandlung), gewinnt seine Stärke aber in seiner Portraitzeichnung. Die Charaktere werden wunderbar präzise konturiert: die Knorrigkeit des Vater, der kämpferischen Elan der Aktivistin, die kontemplative Ruhe des Germanistikprofessors. Besonders schön: die Küchenszene, in der Hanna Schygulla einen Kirschkuchen belegt, und der jungen Türkin – auf die sie eifersüchtig ist, weil sie ihr die Tochter wegnimmt – eine Lektion verpassen will und sich dabei aus ihrer Lethargie hervorschälen muss.

Regie Fatih Akin
Drehbuch Fatih Akin
Kamera Rainer Klausmann
Schnitt Andrew Bird
Ton Kai Lüde
Musik Shantel
Darsteller Baki Davrak, Nejat Aksu, Nursel Köse, Yeter Öztürk, Hanna Schygulla, Susanne Staub, Tunçel Kurtiz, Ali Aksu, Nurgül Yeşilçay, Ayten Öztürk

Fatih Akin Portrait Fatih Akin © Studiocanal GmbH, Mathias Bothor

Geboren 1973 in Hamburg-Altona als Sohn türkischer Immigranten. Der Vater, 1965 eingewandert, arbeitet in einer Teppich-Reinigungsfirma, die Mutter als Grundschullehrerin. Von seinem familiären Hintergrund wird Akin in der Dokumentation Wir haben vergessen zurückzukehren (2001) erzählen. Während der Schulzeit engagiert er sich in einer Theatergruppe, schreibt Kurzgeschichten und Drehbücher, dreht auf Super8 erste Filmversuche. Nach dem Abitur, von 1994 bis 2000, Studium der Visuellen Kommunikation an der Hamburger Hochschule für bildende Künste. 1998 Spielfilmdebüt mit Kurz und schmerzlos. 2003 gründet er, zusammen mit Andreas Thiel und Klaus Maeck die Filmproduktionsfirma Corazón International. 2004 gelingt ihm mit seinem vierten Spielfilm Gegen die Wand ein dreifacher Triumph (Goldener Berlinale-Bär, Deutscher Filmpreis, Europäischer Filmpreis) und der internationale Durchbruch. 2005 Jurymitglied bei den Filmfestspielen von Cannes, wo er 2007 für Auf der anderen Seite mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet wird.

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