Diskussion/Seminar IV | Die Erinnerung und ihre dämonen

Teatro contra el olvido © Teatro contra el olvido - Dramaturgias contemporáneas

Mo, 11.06.2018

Teatro Español, Espacio Andrea D'Odorico

Dramatiker: Juanma Romero y Nieves Rodríguez Rodríguez
Gäste: José Sanchís Sinisterra, Roland Schimmelpfennig, Carlos García Alix

Die Erinnerungskultur hilft uns zu vergessen. Dieses paradoxe Urteil des Historikers Pierre Chaunu sollte uns dazu verleiten sowohl den Erzählungen aus der Erinnerung, als auch derer akademischer Herkunft zu misstrauen. Grund dafür: die Vergangenheit ist ungemütlich, gefährlich für unsere Glückseligkeit, für das Überleben unserer persönlichen Beziehungen und für die gegenwärtigen politischen Bündnisse. Hat nicht jede Familie etwas zu verbergen? Versteckt sich nicht hinter jeder Freundschaft, jeder Gemeinschaft und jeder Mitgliedschaft eine unangenehme Geschichte?

In der Juni-Veranstaltung in der Reihe im Teatro Español wollen wir uns folgenden Fragen stellen:
Gibt es Strategien, um in die persönliche und kollektive Vergangenheit einzutauchen, die meist unbequem ist? Und welche emotionalen Konsequenzen müssen dabei akzeptiert werden?
Ausgehend von der Skepsis gegenüber jeglicher Erzählung wollen wir andere Objekte erforschen, die eine Erinnerung bewahren können. Wenn Worte uns täuschen wollen, können wir vielleicht auf Gegenstände vertrauen? Auf vergessene und verlorene Dinge unter der Erde? - Mehr als der Verschriftlichung der Vergangenheit und der Erinnerung sollten wir uns ihrer Archäologie widmen.
 
Diese Veranstaltung ist gleichzeitig die Auftaktveranstaltung des Besuchs von Roland Schimmelpfennig in Madrid. Unter dem Titel Schimmel-FEST Madrid 2018 wird der deutsche Dramatiker einen Workshop für Profis aus dem Bereich Theater geben - Individuum und Gesellschaft - und an der Diskussionsrunde inklusive szenischer Lesung von Schimmelpfennigs "Das fliegende Kind" am 13. Juni um 12 Uhr im Paraninfo in der Universität Complutense teilnehmen.
 
  • Veranstaltungsfoto - Die Erinnerung und ihre Dämonen © Goethe-Institut Madrid, Foto: David Sirvent
  • Veranstaltungsfoto - Die Erinnerung und ihre Dämonen © Goethe-Institut Madrid, Foto: David Sirvent
  • Veranstaltungsfoto - Die Erinnerung und ihre Dämonen © Goethe-Institut Madrid, Foto: David Sirvent
  • Veranstaltungsfoto - Die Erinnerung und ihre Dämonen © Goethe-Institut Madrid, Foto: David Sirvent
  • Veranstaltungsfoto - Die Erinnerung und ihre Dämonen © Goethe-Institut Madrid, Foto: David Sirvent
  • Veranstaltungsfoto - Die Erinnerung und ihre Dämonen © Goethe-Institut Madrid, Foto: David Sirvent
  • Veranstaltungsfoto - Die Erinnerung und ihre Dämonen © Goethe-Institut Madrid, Foto: David Sirvent
  • Veranstaltungsfoto - Die Erinnerung und ihre Dämonen © Goethe-Institut Madrid, Foto: David Sirvent
  • Veranstaltungsfoto - Die Erinnerung und ihre Dämonen © Goethe-Institut Madrid, Foto: David Sirvent
  • Veranstaltungsfoto - Die Erinnerung und ihre Dämonen © Goethe-Institut Madrid, Foto: David Sirvent

Eingeladene Experten

José Sanchis Sinisterra ist Dramatiker, Pädagoge und Theaterregisseur. Er ist einer der am meisten ausgezeichneten und aufgeführten Autoren des zeitgenössischen spanischen Theaters und ein großer Erneuerer der Szene, der auch für seine Lehrtätigkeit und seine pädagogische Arbeit im Theaterbereich bekannt ist. In Studium und Lehre der Literatur hat er stets Anspruch auf die doppelte Natur des dramatischen Textes – literarisch und szenisch - erhoben. Neben seinen literarischen Werken hat Sanchis Sinisterra als Forscher und Multiplikator auch zahlreiche Artikel zum Thema Theater geschrieben und an verschiedenen Symposien und Kongressen zu dramatischer Kunst teilgenommen. José Sanchis Sinisterra ist Autor von mehr als vierzig Theatertexten, darunter "Terror y miseria en el primer franquismo" [Terror und Elend im ersten Franco-Regime](1979), "Ñaque o De lezjos y actores" [verstehe ich nicht so richtig] (1980) und "¡Ay, Carmela!” (1986). Er erhielt zahlreiche Preise, darunter den Premio Nacional de Teatro (1990) und den Premio Nacional de Literatura Dramática (2003).
 
Roland Schimmelpfennig wurde 1967 in Göttingen geboren. Er arbeitete zunächst als freier Journalist und Autor in Istanbul, bevor er 1990 ein Regiestudium an der Otto-Falkenberg-Schule in München begann. Nach dem Abschluss wurde er Regieassistent und später Mitarbeiter der künstlerischen Leitung an den Münchner Kammerspielen.
Roland Schimmelpfennig war in der Spielzeit 1999/2000 an der Berliner Schaubühne als Dramaturg und Autor engagiert. Zurzeit ist er Hausautor am Deutschen Schauspielhaus Hamburg.
 
Der 1957 in León geborene Künstler Carlos García Alix lebt und arbeitet in Madrid. Er stellt seine Arbeiten regelmäßig in mehreren spanischen Galerien aus. Seine Werke befinden sich in verschiedenen Museen und Sammlungen: in der Nationalbibliothek, im Museo Patio Herreriano de Valladolid, in der Colección Testimonio de La Caixa, im Museo Municipal de Arte Contemporáneo de Madrid, in der Colección Laboratorios Salvat de Barcelona, etc. Neben der Malerei arbeitet er seit jeher eng mit der Grafik- und Verlagswelt zusammen: El Canto de la Cremulación, El Europeo, Refractor, El Gato Encerrado, LARS Cultura und Ciudad sind einige der Publikationen, an denen er mitgewirkt hat. Er ist zudem Autor des Buches Madrid-Moscú (T Ediciones), Gewinner des Preises des Ministeriums für Kultur für das am besten edierte Kunstbuch (2003). Seit fast einem Jahrzehnt arbeitet Carlos García-Alix an verschiedenen Fronten am gleichen Thema: der brillanten und zugleich schrecklichen Ära der 1930er Jahre. Malerei, Grafik und Erzählungen zeugen davon. El honor de las Injurias (Die Ehre der Beschimpfungen) ist sein erster Ausflug in den Bereich des Filmemachens.
 
Alfredo González Ruibal ist leitender Wissenschaftler am CSIC (Centro Superior de Investigaciones Cientificas). Als Spezialist für Archäologie der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart konzentriert er sich in seinen Arbeiten auf die dunkle Vergangenheit des 20. und 21. Jahrhunderts, geprägt von Krieg, Kolonialismus, Diktaturen und Kapitalismus. Seit 2006 koordiniert er archäologische Projekte, die dem spanischen Bürgerkrieg und der Franco-Diktatur gewidmet sind. Er interessiert sich außerdem für den Widerstand verschiedener Gemeinschaften gegen die Moderne, die Globalisierung und den Staat, was ihn dazu gebracht hat, Forschungsprojekte in Westäthiopien, Brasilien und am Horn von Afrika zu entwickeln. Er ist Autor der Bücher Volver a las trincheras. Una arqueología de la Guerra Civil Española (Zurück zu den Schützengräben. Eine Archäologie des spanischen Bürgerkriegs), La experiencia del otro. Una introducción a la etnoarqueología (Die Erfahrung des Anderen. Eine Einführung in die Ethnoarchäologie) und weiteren.

SchimmelFEST Madrid 2018 - Übersicht der Veranstaltungen mit R. Schimmelpfennig

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