Eine Reflexion über die Unterschiede der Massenproduktion und der Einzigartigkeit anhand der Geste
Der Tänzer und Choreograph Boris Charmatz lebt und arbeitet in Brüssel und Berlin. Wie kaum ein anderer kennt er sich in der deutschen Tanzszene aus und gehört zu den ganz Großen im deutschen Tanz. Daher auch hier unsere Zusammenarbeit mit den Teatros del Canal, die dieses Gastspiel ermöglicht.
ZUM STÜCK
Es sind 25 Tänzer*innen. Ihnen wurde der Vorschlag gemacht, dass sie eine Choreographie tanzen sollen, die aus exakt 10.000 Gesten besteht. Jede*r Tänzer*in soll 400 Gesten beitragen. Jede Geste kann einmal einzeln gezeigt werden und immer zusammen mit den restlichen Gesten der Gruppe. Wenn das Licht ausgeht, versuchen Sie die 10.000 Gesten einzeln zu zählen, aus denen Boris Charmatz seine Choreographie herausgearbeitet hat. Mit Sicherheit werden Sie ein paar kleine Probleme beim Zählen auf Grund der Schnelligkeit und der Gleichzeitigkeit des chaotischen Geschehens haben.
Dabei werden Fragen aufkommen, wie zum Beispiel: Was ist eigentlich eine Geste? Wo fängt sie an und wo hört sie auf? Das ist Charmatz' Triumphmoment, denn der Choreograph will natürlich nicht, dass das Publikum die 10.000 Gesten zählt. Im Hintergrund dieses Schauspiels versteckt sich eine Reflexion über die Unterschiede der Massenproduktion und der Einzigartigkeit oder über das neue Phänomen der Daten, das heißt über die Menge an Information, die im Wandel der neuen Medien besteht.
Charmatz, der mit seinen Werken auch immer provozieren will, hat sich zu einem bedeutenden Choreographen entwickelt, indem er sich mit seiner Arbeit den akzeptierten Vorschriften des Tanzes widersetzte.
MITWIRKENDE
Choreographie: Boris Charmatz
Interpreten: Djino Alolo Sabin, Or Avishay,
Régis Badel, Jessica Batut, Nadia Beugré,
Alina Bilokon, Nuno Bizarro, Mathieu
Burner, Ashley Chen, Konan Dayot, Olga
Dukhovnaya, Sidonie Duret, Bryana Fritz,
Julien Gallée-Ferré, Kerem Gelebek, Alexis
Hedouin, Rémy Héritier, Samuel Lefeuvre,
Noé Pellencin, Solène Wachter, Frank Willens
Lichtgestaltung: Yves Godin
Kostüm: Jean-Paul Lespagnard
Soundtechnik: Olivier Renouf
Produktionsleitung:
Martina Hochmuth, Hélène Joly
© Boris Charmatz
boris charmatz
Tänzer, Choreograph und Leiter der Kompanie TERRAIN
Boris Charmatz (*1973, Chambéry, Frankreich) war von 2009 bis 2018 Leiter des Zentrums
Musée de la danse / Centre chorégraphique national de Rennes et de Bretagne. Mit seinem Stück
enfant verwirklichte er 2011 ein Projekt mit Kindern, das er 2018 an der Volksbühne Berlin neu aufleben ließ. Seine Produktionen finden oftmals an öffentlichen Orten oder mit dem Choreographiezentrum
Musée de la danse in Museen auf der ganzen Welt statt. Unter anderem hat er bereits im
MoMA (Museum der Modernen Kunst) in New York, im
Tate Modern in London, in der Nationaloper Paris und auf dem ehemaligen Flughafengelände
Tempelhofer Feld in Berlin gearbeitet. Sein Ziel ist es, denn Tanz aus verschiedenen Perspektiven neu zu erfinden und anders zu denken.
Zurück
