Ausstellung Zin Ex

Zin Ex. Körper und Architektur © Tabakalera

Freitag, 10.09.2021 - Sonntag, 09.01.2022

Tabakalera - San Sebastián

Körper und Architektur

Der Körper ist ein höchst umstrittener Raum, ein offenkundig politischer Ort. Der westliche Humanismus betrachtete den Menschen als eigenständigen Akteur und als Maß aller Dinge, symbolisiert durch körperliche Vollkommenheit. Dieses vermeintlich abstrakte Ideal ist jedoch nichts anderes als ein weißes männliches Wesen mit vollständigen körperlichen Fähigkeiten. Im Laufe der Geschichte hat die binäre Logik dieses zivilisatorischen Paradigmas, soziale Ausgrenzung und Andersartigkeit begünstigt und wurde durch den Kampf gegen Rassismus und Ungleichheit, für kulturelle Integrität, Frauenrechte und sexuelle Vielfalt in Frage gestellt. Neue Wege zum Verständnis der Verflechtung aller Wesen, die den Planeten Erde bewohnen, befürworten Vielfalt, Empathie und Fürsorge als Wege zur Anerkennung der Komplexität des menschlichen Subjekts. 
 
Als Reaktion auf die jüngste Pandemie und die Erfahrung von Enge und Isolation, die die Kommunikation noch stärker von den digitalen Medien abhängig gemacht hat, untersucht Zin Ex. Körper und Architektur die physischen Beziehungen zwischen dem Körper, der Technologie sowie der gebauten und natürlichen Umwelt. Der erweiterte Filmbegriff und die feministische Kunst der späten 1960er und 1970er Jahre verließen nicht nur den Raum des traditionellen Films, sondern befreiten auch das Körperbild von seiner Objektivierung und brachten es in Kontakt mit der Realität. Eine andere Gruppe historischer Referenzen in der Ausstellung zeigt experimentelle architektonische Entwürfe, die audiovisuelle Effekte, die Beteiligung zukünftiger Bewohner*innen, die Möglichkeiten des Wandels und der Nachhaltigkeit einbeziehen.

Diese zweite Ausgabe von Zin Ex wird von einem Programm mit Live-Performances, Filmvorführungen und Vorträgen begleitet, die im selben Ausstellungsraum stattfinden. Auf diese Weise wird eine Begegnung mit zeitgenössischen internationalen Praktiken ermöglicht, die vor allem filmische Medien wie etwa dokumentarische Inszenierungen, semi-fiktionale Erzählungen oder Musik und Tanz auf der Leinwand einbeziehen. Kurzum, eine Vielzahl von Perspektiven auf individuelle und kollektive Körperlichkeit in einer posthumanen Welt.

Teilnehmende Künstler*innen:

Federico Adorno, Marjoleine Boonstra, Stephanie Comilang, Katja Davar, José Miguel de Prada Poole, Discoteca Flaming Star, Pepe Espaliú, VALIE EXPORT, Yona Friedman, Haus-Rucker-Co, Laura Henno, Sky Hopinka, Hsu Che-Yu, Sohrab Hura, Ricardo Iriarte, Michelle-Marie Letelier, Dóra Maurer, Ana Mendieta, Lygia Pape, Alice Anne Parker (Severson), Rory Pilgrim, Sergio Prego, Victoria Santa Cruz, Tomás Saraceno und Bárbara Wagner & Benjamin de Burca.

Kurator: Florian Wüst

in Zusammenarbeit mit den Teilnhemer*innen des Seminars Zin Ex - On the practice of curating film exhibitions 2020-2021 der Elías Querejeta Zine Eskola: Anna Babos, Renan Camilo, Ramón de Fontecha, Florencia de Mugica, Amaranta Díaz Carnero, Alejandra Frechero, Adrián García, Paula González, Laida Mendia, Mariana Queen Nwabasili, Pablo Lillo Aguilar, Simon Petri-Lukács, Oderay Ponce de León, Valery Rojas und Blanca Velasco Navarro.

 
Kurator Florian Wüst © Tabakalera Florian Wüst
(geb. 1970 in München) lebt als Filmkurator, Künstler und Verleger in Berlin. Er kuratiert Filmprogramme für internationale Kunstinstitutionen, Kinos und Festivals. Von 2016 bis 2020 war Wüst Film- und Videokurator der transmediale. Er ist Mitgründer der Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt, einer fortlaufenden Reihe von Publikationen, die die sozialen, kulturellen und ökonomischen Veränderungen in Berlin und anderen Städten thematisiert.

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