Theaterstück Ein Volksfeind

Ein Volksfeind

Sa, 02.07.2022 –
So, 03.07.2022

20:30 Uhr

Teatre Lliure

Regie: Thomas Ostermeier in einer Bearbeitung von Florian Borchmeyer

Transparenz oder finanzieller Gewinn? Ein Regisseur, der politisches Engagement gößer schreibt als nur Unterhaltung, bringt mit Live-Musik und unter Einbindung des Publikums einen Klassiker des europäsichen Theaters auf die Bühne.

Das Werk "Ein Volksfeind" des norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen prägte die Geschichte des europäischen Kontinents. Jetzt bringt es die Schaubühne Berlin, unter der Regie von Thomas Ostermeier, weltweit auf die Bühne.

Badearzt Dr. Stockmann entdeckt, dass das Heilwasser seines Heimatorts von krankheitserregenden Mikroorganismen durchsetzt ist. Der Grund: die Zuleitungsrohre führen durch ein abwasserverseuchtes Sumpfgebiet. Im Interesse der Allgemeinheit will Stockmann den Befund in der Zeitung veröffentlichen und fordert die Stadtverwaltung auf, die Wasserleitungen umzulegen. Sein Vorschlag stößt auf Zustimmung. Einflussreiche Bürger und Pressevertreter des Ortes sichern ihm Unterstützung zu. Sein Bruder Peter, der Stadtrat des Ortes, hält ihm jedoch schwere Bedenken entgegen: Das Verbreiten der Neuigkeit bedrohe die wirtschaftliche Prosperität des Kurortes, die Reparaturen hätten hohe Kosten für die Allgemeinheit zur Folge. Plötzlich beginnt Stockmanns Rückhalt unter den Entscheidungsträgern der Stadt zu schwinden. Man sät Zweifel an seinem Vorhaben und versucht, die Nachricht vom kontaminierten Wasser zu vertuschen. Stockmann besteht auf Aufklärung und will öffentlich sprechen. In einer alles entscheidenden Rede will er die Stadt auf seinen Kurs zwingen. Den endgültigen Bruch mit seinem Bruder und das Risiko der vollständigen persönlichen Ausgrenzung nimmt er in Kauf. Es geht ihm längst nicht mehr nur um das verschmutzte Heilbad: Seine Zielscheibe ist die Gesellschaft als Ganzes.
Ibsens Drama bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen Aufklärung und Fanatismus. Welche Chance hat die Wahrheit in einer durchökonomisierten Gesellschaft? Das Stück zeigt, es geht um mehr als nur die Verschmutzung des Wassers: Es sind die Übel einer von Ehrgeiz und Geld verseuchten Gesellschaft, die von Ibsen und Ostermeier kritisiert werden. Es wird die Frage gestellt, welche Rolle könnte Transparent in eienr Gesellschaft spielen, die völlig frei von kommerziellem Profit-Streben ist? 

In der von Florian Borchmeyer geschriebenen Fassung wird die von Ibsen gezeichnete Welt der unseren näher gebracht als je zuvor. Sie provoziert den Wunsch nach tiefgreifenden Veränderungen, der sich sonst hinter der scheinbaren Ruhe und Ausgeglichenheit der heutigen Gesellschaft verbirgt. Live-Musiker*innen begleiten die faszinierende und anregende Aufführung mit E-Gitarren, verschiedensten Auftritten und Farbe, die von den Wänden und manchmal sogar auf die Darsteller*innen tropft. 

Die 2012 entstandene, aber noch immer aktuelle Inszenierung wird von der Schaubühne Berlin durchgeführt. Das Theater ist eines der renommiertesten Deutschlands und wird seit 1999 von Thomas Ostermeier geleitet. Vom französischen Kulturministerium zum Officier des Arts et des Lettres ernannt und 2015 zum Commandeur befördert, wurde Ostermeier außerdem für seine Arbeit mit dem Goldenen Löwen der Biennale di Venezia ausgezeichnet. Er gilt als einer der führenden Regisseur*innen seiner Generation und ist ein großer Name in der Modernisierung von echten Klassikern (seine Inszenierungen reichen von Ibsen und Shakespeare bis Tschechow und Strindberg und vielen anderen). Parallel dazu bringt Ostermeier auch zeitgenössische Stücke, wie Texte von Fassbinder, Martin Crimp und Mark Ravenhill auf die Bühne.

Eine Produktion der Schaubühne Berlin im Rahmen des Festivals GREC Barcelona. 

Das Gastspiel wird vom Goethe-Institut Barcelona und dem Deutschen Generalkonsulat unterstützt.

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