Tanz Eisa Jocson: PRINCESS

Aus: Eisa Jocson_Princess Foto: Jörg Baumann

09.-10.11.2018

Stoa, Helsinki

beim Tanzfestival "Moving in November"

In Filmen und Vergnügungsparks hat das Disney-Imperium Schneewittchen zum Inbegriff des glücklichen Mädchens gemacht. Von Los Angeles bis Hongkong verzaubern Prinzessinnen-Darstellerinnen winkend und lachend das Publikum. Die Choreographin Eisa Jocson betrachtet diese scheinbar universelle Performance des Glücks aus einer besonderen Perspektive: Disneyland Hongkong ist einer der wichtigsten Arbeitgeber für philippinische Tänzer*innen in der Region, besetzt sie aufgrund ihrer Hautfarbe allerdings nur in den namenlosen Nebenrollen.

Zusammen mit dem Performance-Künstler Russ Ligtas eignet sich Eisa Jocson die Körperlichkeit und Sprache Schneewittchens an und schafft ein Spielfeld der Identitäten. Mit Mitteln der Mimikry überschreiben sie zunehmend die vom Entertainmentsystem vorgegebenen Erzählungen und beschädigen diese abgeschlossene Welt mit ihren fremden Körpern.

›Princess‹ katapultiert die philippinischen Körper vom Bühnenrand in die Position der Hauptdarsteller*innen. Eisa Jocson setzt sich in Fortführung ihrer bisherigen Soloarbeiten mit den Verflechtungen von Arbeit, Verkörperung und der Konstruktion von geschlechtlichen und ethnischen Identitäten auseinander. 

Eisa Jocson spricht am 11.11.2018 im Radiosalon über die Aufführung:
Radiosalon
 

Eisa Jocson

Eisa Jocson ist zeitgenössische Choreografin und Tänzerin von den Philippinen. Ausgebildet als bildende Künstlerin, mit einem Hintergrund in Ballett, gewann sie den Titel 2010 Pole Art Champion in Manila.
 
In ihren Stücken setzt sie sich mit den Verschränkungen von Geschlecht, affektiver Arbeit, Migration und Körperlichkeit auseinander. Sie untersuchte die Ökonomien des Pole Dancing (›Death of the Pole Dancer‹, 2011), eignete sich das Macho Dancing an, eine Form des hypermaskulinen erotischen Tanzens, die vornehmlich in philippinischen Schwulenbars praktiziert wird (›Macho Dancer‹, 2013) und beschäftigte sich mit der Rolle philippinischer Hostessen in japanischen Nachtclubs (›Host‹, 2015).
 
Princess, ihr erstes Duo, ist der erste Teil der HAPPYLAND-Serie, einer Trilogie, in der sie das Verhältnis zwischen Arbeit und der Performance des Glücks in der globalisierten Unterhaltungsindustrie erforscht. Der zweite Teil der Serie Your Highness, eine Arbeit für fünf Tänzer des Ballet Philippines, wurde im Juli 2017 uraufgeführt und tourte durch ganz Europa. Im Oktober 2017 kreierte sie Corponomy – A performance lecture, die sich mit all ihren von 2009 bis 2017 entstandenen Arbeiten beschäftigt und die Repräsentationen des tanzenden Körpers sowie die Produktion von Fantasien in der Dienstleistungsindustrie verhandelt.
 
Jocson präsentiert ihre Arbeiten regelmäßig an renommierten Theatern und auf internationalen Festivals in Asien und Europa, z.B. Tanz im August, Theater der Welt, Mannheim, TPAM Yokohama, Asia Triennial of Performing Arts, Melbourne, Beursschouwburg Brüssel, Zürcher Theater Spektakel, SF MOMA in Kooperation mit Counterpulse Festival in San Francisco und Karnabal Festival, Manila.

Aufführungen

FR 09.11.2018, 18 Uhr
SA 10.11.2018, 19 Uhr

Dauer: 1 h
 

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