Neue Ufer
Wasser marsch!

An der Alster
An der Alster | Foto (Ausschnitt): © Mathilde Sommain

Was wäre eine Stadt ohne ihren Fluss? Sina und Mathilde laden uns ein zu einem Spaziergang an die schönsten Wasserstellen von Hamburg und Toulouse.

Dem Wasser auf der Spur

Hamburgs Flussufer spiegelt am besten den wechselhaften Rhythmus dieser Stadt wider. Acht Prozent der Oberfläche bestehen hier aus Wasser und man sagt gemeinhin, es gebe in Hamburg mehr Brücken als in Venedig und Amsterdam zusammen. Der Fluss beschleunigt den Puls der Stadt. Die Elbphilharmonie imitiert darüber hinaus die grauen, von Fähren und Containerschiffen bewegten Wellen. Man sollte jeden Morgen zum Hafen kommen, um sich mit der Energie vollzusaugen, die vom Anblick all dieser Schiffe ausgeht, die sich mit großem Geplätscher fortbewegen.
Folgt man dem Wasserlauf in die Innenstadt, könnte man die Allgegenwärtigkeit des Flusses beinahe vergessen, bis man zum Jungfernstieg kommt. Ein Müller errichtete dort in den ersten Stunden der Stadt sein Mühlrad, so wurde die Alster ein See. Bereits im 19. Jahrhundert setzte sich der Dichter Heinrich Heine dort nieder, ließ seine Gedanken treiben und beobachtete die verbeikommenden jungen Damen. Noch heute wirkt der Jungfernstieg auf mich wie eine prächtige Theaterkulisse. Der ruhige Fluss spiegelt auf elegante Weise die Fassaden, die ihn umgeben. Der Blick auf den See macht Hamburg an dieser Stelle zu einer stolzen Bourgeoise.

Man geht an der Alster entlang und hört nur noch ein leichtes Plätschern, das Plätschern der Enten und der Segelschiffe in der Ferne. Einzig an diesem Ort nimmt man den Duft des Süßwassers war. Es wundert mich nicht, dass man hier selten auf einen Springbrunnen trifft: Niemand muss an das Wasser erinnert werden, das man doch immer vor Augen hat. Man könnte sich am Rand des Sees fast von seiner Sanftheit überwältigen lassen, wenn nicht so viele andere dieselbe Idee gehabt hätten.

Au bord de l' #alster à #hambourg : qg de tous les oiseaux des alentours #neueufer #oiseaux à l' #eau #pioupiou #hamburg

Ein von Mathilde (@mathilde_hamburg) gepostetes Foto am


Gehen wir Richtung Norden an den Kanälen entlang. Der ruhige Flusslauf überträgt seine Trägheit auf den Gang der Spaziergänger. Es ist diese schwebende Stimmung, die mir am besten gefällt. Kleine weiße Villen treten nach und nach in Erscheinung – sie sind ihrem Umfeld angepasst und haben Bootsplätze am Ende ihres Gartens.
Ein Spaziergang wäre unvollständig ohne einen kleinen Regenschauer. Ein feiner und hartnäckiger Nieselregen, der sich letztlich bestens in die Landschaft einfügt.

Am Ufer

Dass in Südfrankreich nicht jede Stadt am Meer liegt, sickert nur langsam in das Bewusstsein der Familienmitglieder und Freunde, die mich besuchen. Weniger flattrig als eine Küstenstadt, ist Toulouse dennoch vom Wasser beeinflusst. Es liegt auf halber Strecke zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer und beides ist in wenigen Stunden zu erreichen. Ein kluger Mann wollte beide Meere verbinden und hat den berühmten Canal du Midi ersonnen, der über 240 Kilometer vom Mittelmeer in die „ville rose“ führt, von wo man wiederum über die Garonne zum Atlantik kommt.

#toulouse #neueufer #garonne #heimathafenhamburg

Ein von @sina_toulouse gepostetes Foto am


Pierre-Paul Riquet erhielt, nach langjähriger Planung, im Jahr 1666 von Ludwig XIV. das Edikt für die Umsetzung seiner Vision. Bis zur ersten Schienenlegung für die Eisenbahn brachte der Kanal bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung – heute wird er vor allem von Haus- und Sportbooten genutzt, die unter dem grünen Platanendach dahindüsen.

Am Ufer #garonne #toulouse #wasserwege #neueufer #heimathafenhamburg

Ein von @sina_toulouse gepostetes Foto am


Die Garonne schmiegt sich breit und ruhig an die Altstadt. Zwei Inseln werden im Süden der Stadt von ihr umschlossen. Am Ufer sitzen abends die Studenten, morgens sind die Hundebesitzer unterwegs. Fast erinnert mich die Stadtaufteilung an meine Heimat Frankfurt: „Dribbdebach“ ist hier Saint-Cyprien, und auch wenn das Viertel noch nicht so hipp ist wie Sachsenhausen, beherbergt es doch das Museum für Moderne Kunst und den Wasserturm, wo um das alte Mühlrad herum Arbeiten international bekannter Fotokünstler ausgestellt werden. So wird eine Flussüberquerung von Zeit zu Zeit notwendig, zum Beispiel über die Pont neuf, die im Widerspruch zum Namen die älteste Brücke in Toulouse ist.

#toulouse #neueufer #garonne #heimathafenhamburg

Ein von @sina_toulouse gepostetes Foto am


So ein Fluss, der gibt Struktur. Er erlaubt den Blick in die Ferne und den Blick aus der Ferne auf die Stadt – ein unbebaubarer Raum, der wie eine dicke Lebensader gleichmäßig dahinfließt. Von dort tragen die Möwen ihr Geschrei bis in die Altstadt, sodass, wer will, auch träumen darf, dass sich hinter der nächsten Häuserzeile das Meer verbirgt.