Hausbesuch
In der anhaltenden Diskussion um die sogenannte Krise in Europa wird immer wieder auf die Notwendigkeit eines gesamteuropäischen Narrativs verwiesen: eine Geschichte, die für das gemeinsame Projekt begeistert, ihm eine überzeugende Form und zeitgemäße Identität verleiht. Eine solch allumfassende Erzählung steht allerdings bis heute aus – und selten schien es ungewisser, ob es sie, so dringlich sie uns auch erscheint, überhaupt je geben wird. Mit Hausbesuch wählen wir einen anderen Weg: den über die literarische Begegnung mit einzelnen Lebenswirklichkeiten in Europa.
Über sieben Monate hinweg brachte das vom Goethe‑Institut initiierte Projekt zehn bekannte Autor*innen aus den Ländern Portugal, Spanien, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Italien und Deutschland mit Privatpersonen ins Gespräch. In siebzehn Städten mit lokalem Goethe‑Institut öffneten vierzig Gastgeber*innen – von einer WG von Tattoo-Künstler*innen in Porto über Fußballfans in Freiburg bis zu einem Devotionalienhändler in Palermo – ihre Tür, um eine*n Autor*in zu empfangen, die diese Eindrücke zu Texten verarbeiteten.
So sind zehn literarische Miniaturen entstanden: Katja Lange‑Müller skizziert ihre nächtlichen Begegnungen in einer surrealistischen Kneipe in Brüssel. Michela Murgia erlebt in Marseille die Auswirkungen eines deutsch‑französischen Halbfinales der Fußball-‑Europameisterschaft. Marie Darrieussecq stellt sich die Frage, warum sie in Dresden eine Pizzeria Napoli findet, bei ihrer Reise in Neapel hingegen kein Restaurant, das nach Dresden benannt ist. Abend für Abend, Erzählung für Erzählung, entsteht so, über den Einblick ins Private, eine Momentaufnahme von Europa – und damit ein Narrativ, das sich aus der Tiefe des Raumes entfaltet, statt über ihn hinweg.Die Erzählungen geben wir bewusst in den Sprachen der sieben an dem Projekt beteiligten Herkunftsländer der Autor*innen sowie deren Gastgeber*innen wieder. Jeder Text kann auf diese Weise die europäische Reise, der er seine Herkunft verdankt, fortsetzen. Mit den technischen Möglichkeiten, die ein E‑Book (elektronisches Buch) bietet, können sich die Leser*innen dieser Reise anschließen – und in unterschiedlichen Sprachen in eine europäische Erzählung eintauchen.
Die E-Books sind in den bekannten E-Book‑Stores und als PDF (Portable Document Format) hier erhältlich.
Dresden
Marie Darrieussecq | Oktober
Frankfurt am Main
Michela Murgia | Juni
Alina Bronsky | Juli
Gonçalo M. Tavares | September
Freiburg
Katja Lange-Müller | Juli
Guy Helminger | September
Hamburg
Jordi Puntí | Juni
Sasha Marianna Salzmann | Juni
Mannheim und Heidelberg
David Wagner | Juli
Schwäbisch Hall
Annelies Verbeke | Juli
Marseille
Michela Murgia | Juli
Nancy
Jordi Puntí | Juli
Brüssel
Katja Lange-Müller | September
Luxemburg
Gonçalo M. Tavares | Mai
Genua
Annelies Verbeke | Juni
Neapel
Marie Darrieussecq | September
Palermo
Sasha Marianna Salzmann | Juli
Turin
Alina Bronsky | Mai
Barcelona
David Wagner | Mai
Porto
Guy Helminger | September