Einfluss auf junge französische Künstler*innen
„Das Interesse an Joseph Beuys‘ Ideen lebt wieder auf.“

Die Villa Arson in Nizza im Südosten Frankreichs ist eine sogenannte „Grande École“ - eine renommierte nichtstaatliche Hochschule -, die der zeitgenössischen Kunst gewidmet ist. Sie beherbergt außerdem ein Kunstzentrum, eine Mediathek und bisweilen auch „Artists in Residence“. Ein Professor und zwei Student*innen der Hochschule sprechen über ihre persönliche Beziehung zum Werk Joseph Beuys’.
Von Aurélie Le Floch
Burkard Blümlein ist Professor für Bildhauerei und Installation an der Villa Arson

Die meisten jungen Leute, die ich unterrichte, kennen Beuys' Werke aus dem Centre Pompidou – dort befindet sich auch die berühmte Installation Plight, bestehend aus einem Klavier in einem mit Filz verkleideten Raum. Filz gehörte zu den Lieblingsmaterialien des Künstlers.
Seit den letzten fünf oder sechs Jahren lebt das Interesse an Joseph Beuys‘ Ideen wieder auf. Dieser Trend zeigt sich auch in den Arbeiten einiger Student*innen rund um die Themen Ökologie, traditionelle Techniken und Materialien sowie Handwerkskunst.
Burkard Blümlein
Bei diesen Herangehensweisen steht die Bedeutung der verwendeten Werkzeuge und Methoden für das Werk selbst im Vordergrund. Auch die politische Dimension des Schaffens von Joseph Beuys interessiert die Student*innen. Sein Vermächtnis lässt sich zum Beispiel in den Debatten um den Klimawandel oder den Ökofeminismus wiederfinden. Im Sinne von Beuys und um den Austausch zu diesen Themen zu fördern, hat eine Studentin ein hochschulinternes Intranet eingerichtet.
Zusammengefasst würde ich sagen, dass Joseph Beuys und sein Werk durchaus Einfluss auf die Student*innen haben, zumal sie im Unterschied zur älteren Generation nicht unbedingt eine Karriere auf dem Kunstmarkt anstreben, sondern auch ein politisches oder ökologisches Engagement verfolgen.“
Tom Le Pitre, Student im 2. Jahr an der Villa Arson

Mich reizt ein Leben zwischen der institutionellen Welt und einer alternativen Lebensweise, das weniger eng mit der Konsumgesellschaft verbunden ist.
Tom Le Pitre
Claire Bouffay, Studentin im 5. Jahr an der Villa Arson

Dieser Text hat mich dazu gebracht, bei meiner Kunst auf verschiedene Materialien und Techniken zurückzugreifen und so Werke an der Schnittstelle mehrerer Disziplinen zu schaffen und sie im politischen, wirtschaftlichen, historischen, ökologischen und sozialen Kontext ihrer Produktion zu betrachten...
Claire Bouffay
Besonders fasziniert haben mich einige seiner Arbeiten, die aus in Vitrinen präsentierten Alltagsgegenständen, Werkzeugen und dergleichen bestehen. Ich habe sie in einem wunderschönen Buch aus der Mediathek der Villa Arson entdeckt, das diesen Kunstwerken gewidmet ist. Sie haben mich dazu inspiriert, in meiner Kunst verschiedene Materialien in einen Dialog zu bringen und sie miteinander zu assoziieren.