Lecture-Performance Fishing for Flotsam - Romana Schmalisch et Robert Schlicht

fishing for flotsam © Romana Schmalisch und Robert Schlicht

Mi, 22.09.2021

18:00 Uhr

Musée d’Histoire de Marseille

"Die Lage wird dadurch so kompliziert, daß weniger denn je eine einfache „Wiedergabe der Realität“ etwas über die Realität aussagt. Eine Photographie der Krupp-Werke oder der AEG ergibt beinahe nichts über
diese Institute. Die eigentliche Realität ist in die Funktionale gerutscht. Die Verdinglichung der menschlichen Beziehungen, also etwa
die Fabrik, gibt die letzteren nicht mehr heraus. Es ist also tatsächlich „etwas aufzubauen“, etwas „Künstliches“, „Gestelltes“. Es ist also ebenso tatsächlich Kunst nötig."
(Bertolt Brecht)

Wie kann etwas in der Kunst so konstruiert werden, dass es uns etwas über unsere gesellschaftliche Realität erzählt ? - etwas, das nicht unmittelbar sichtbar ist ... Wie lassen sich politische, soziale oder wirtschaftliche Machtverhältnisse darstellen, wie historische Zusammenhänge abbilden und wie kann die Wirkmächtigkeit von Mikropolitik kritisch aufgezeigt werden ?
Diese Fragen beziehen sich nicht nur auf das Problem der Form, sondern auf die Darstellbarkeit selbst. Sie stehen im Zentrum des neuen Langzeitprojekts Fishing for Flotsam der Künstler und Filmemacher Romana Schmalisch und Robert Schlicht, das sich mit den politisch-ökonomischen Themen Arbeit, Ware und Kapital auseinandersetzt und zu Untersuchungen der Begriffe Nation, Migration und (Post-)Kolonialismus führt.

Ausgangspunkt und Ort ihrer Feldforschung ist der Industriehafen von Marseille, insbesondere der größte Mittelmeerterminal des Containerhafens in Fos-sur-Mer mit seinem immensen logistischen Apparat.

In ihrer ersten Präsentation im Musée d'Histoire de Marseille konzentrieren sich Schmalisch und Schlicht auf das "Bild" des Containers, das für die moderne Globalisierung steht und in seiner standardisierten, abstrakten Form und mit seinen undurchsichtigen Oberflächen nichts über die darin enthaltenen Waren, geschweige denn über die weltweiten wirtschaftlichen Austauschbeziehungen in einer globalisierten kapitalistischen Welt verrät. Anhand des Containers als Referenzobjekt versuchen die Künstler ein Beziehungsgeflecht zu konstruieren, das eine ins Funktionale entglittene Realität widerspiegelt, aber auch transzendiert.


Die Veranstaltung wird in Partnerschaft mit der Frac Provence-Alpes-Côte d'Azur und dank der Unterstützung des Musée d'histoire durchgeführt.
Kostenlose Veranstaltung. Keine Reservierung erforderlich, je nach Verfügbarkeit.
Informationen unter 04 91 55 36 00 / musee-histoire@marseille.fr 

Die Veranstaltung findet unter Einhaltung der geltenden Gesundheitsvorschriften statt. Die Vorlage eines Pass sanitär ist erforderlich.

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