Kino Europäische Filmabende: Transit

Transit © Hans Fromm

So, 17.11.2019

17:00 Uhr

Cinéma Le Cratère

Von Christian Petzold, Deutschland, 2018, 101 Min. OmU

Marseille 2017, französische Polizisten in martialischer Kampfmontur durchkämmen gespenstische Straßen, im Hintergrund Sirenen. Es sind Bilder von Razzien gegen Flüchtlinge – aus Deutschland.

In seinem Film „Transit“ hat Christan Petzold die Handlung aus Anna Seghers´ gleichnamigen Meisterwerk der deutschen Exilliteratur in die Gegenwart gehoben. Anstatt die Kulisse vom Marseille der beginnenden 40er Jahre zu rekonstruieren, bekommt der Zuschauer das heutige Bild gezeigt. Fast, denn Petzold versteht es, den titelgebenden Transit-Raum subtil filmisch zu verwirklichen: Aus dem Hintergrund erklingt immer wieder ein Erzähler, der Passagen aus dem Roman liest und selbst als Figur im Film vorkommt, historische Requisiten werden diskret platziert.

„Transit“ erzählt die Geschichte von Georg (Franz Rogowski), der auf seiner Flucht aus Paris vor den Faschisten in Marseille strandet, dem letzten freien Hafen. Dort soll er dem Schriftsteller Weidel Papiere überbringen; dieser hat sich dem Zugriff des Unrechts aber schon endgültig durch Selbstmord entzogen. Der Erzähler schlittert immer mehr in einen Zwischenraum aus Bleiben und Fliehen, nimmt über Umwege die Identität Weidels an und trifft dessen Frau Marie (Paula Beer).

Wie Film und Roman zeigen, ist Flucht ist nicht immer Wegrennen, sondern vor allem Ungewissheit und Ausharren. Petzold selbst sagt: „Man spricht oft davon, dass Menschen ‚auf der Flucht‘ sind, aber auch dabei sind sie ja immer irgendwo.“ Der Regisseur schafft es in „Transit“, die inneren und äußeren Kämpfe der Geflüchteten und ihren Schwebezustand zwischen den Welten abzubilden.

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