Studientage Peuple(s) en colère

Do, 21.11.2019 –
Sa, 23.11.2019

Maison de la Recherche

Studientage

Es brauchte nicht viel: die Einführung einer neuen Steuer, die Verbreitung durch die sozialen Netzwerke und schon war eine neue soziale Bewegung geboren. In Frankreich haben die sogenannten „Gelbwesten“ von November 2018 bis Mai 2019 nicht nur Straßen und Kreisverkehre blockiert, sondern auch an mehreren Samstagen hintereinander in Paris und anderen Städten Frankreichs eine gewalttätige Logik an den Tag gelegt. Unter dem erstaunten Blick der europäischen Medien schien sich in Frankreich eine Revolution den Weg zu bahnen. Monatelang, jeden Samstag, versammelten sich Tausende von Menschen und demonstrierten. 

Diese Bewegung konnte in Deutschland nicht Fuß fassen, obgleich auch dort Armut, Ungleichheit sowie soziale Probleme tiefgreifend sind. Insbesondere im Osten des Landes verschärft sich ein Konflikt zwischen "Verlierern" und "Gewinnern" der Wiedervereinigung. Die Migrationskrise 2015 ist nicht die einzige Ursache für einen Anstieg der Fremdenfeindlichkeit. Die PEGIDA-Bewegung und die Erfolge der AfD sind ein Indiz dafür, dass auch in Deutschland soziale Ungleichheiten zu Spannungen sowie Konflikten zwischen verschiedenen Gruppen führen können.

Diese Studientage untersuchen die aktuellen sozialen Bewegungen in Frankreich und Deutschland sowie ihre Triebkräfte. Dabei wird insbesondere auch der Erfolg von Didier Eribons Buch „Rückkehr nach Reims“ mitbetrachtet, das in der Inszenierung von Thomas Ostermeier im Théâtre National de la Criée aufgeführt wird. Der im April 2018 in Deutschland erschienene Dokumentarfilm „Wildes Herz“ von Charlie Hübner und Sebastian Schultz porträtiert den Anführer einer Punk-Gruppe im Kampf gegen Neonazis. Der Film zeigt, wie man gegen Extreme vorgeht und bietet Lösungsvorschläge, die Spannungen zu betrachten, die die deutsche Gesellschaft derzeit betreffen.
 

Vorläufiges Programm

Donnerstag, 21. November 2019
20:00:    „Rückkehr nach Reims“ - Regie Thomas Ostermeier am Théâtre National de La Criée, Einführung von Nicole Colin vor der Vorführung: 19:15 Uhr

Freitag, 22. November 2019
14:00     Uhr: Eröffnung und Einführung: Regards croisés sur la colère
14:30     Ingrid Holtey (Professorin für Geschichte, Universität Bielefeld): Les Gilets Jaunes
15:30     Kaffeepause
16:00     Catherine Teissier (Dozent in Germanistik, AMU): Die Rückkehr der sozialen Frage in der heutigen Literatur - ein deutsch-französischer Vergleich
17:00     Thibaut Chaix-Bryan (Lyon): Widerstand in Chemnitz - Künstler als Vertreter der Zivilgesellschaft
18:00     Vorführung von Ausschnitten aus Charlie Hübners Film "Wildes Herz" sowie Diskussionsrunde

Samstag, 23. November 2019
9:00      Hanna Klimpe (Professorin für Social Media, HAW Hamburg): Der Rechtsruck in den sozialen Netzwerken von Le Monde und Spiegel Online
10:00     Thomas Bedorf (Professor für Philosophie, Universität Hagen, IMéRA): Die Rhetorik der politischen Ressentiments
11:00     Kaffeepause
11:30     Joachim Umlauf (Direktor des Goethe-Instituts Bukarest/Associated Researcher an der Universiteit van Amsterdam): Ein literarisches Vorgefühl? Kommentare zu einem Text von Daniel Kehlmann
12:00     Nicole Colin (Professorin für Germanistik, AMU) „Rückkehr nach Reims": über ein transkulturelles Missverständnis
13:30     Zusammenfassung und Schlussbemerkungen


Partner: Théâtre National de La Criée, Marseille - EA 4236 EXCHANGES - IMéRA - Goethe Institut Lyon et Marseille - Centre Franco-Allemand de Provence - Collège Doctoral Franco-Allemand «Conflits de Culture - Cultures de conflit»

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